Vom Umtausch ausgeschlossen
tritt?
»Willst du nicht aufsitzen?«, fragt Lulu und schwingt sich auf ein Pferd, das - wenn das überhaupt möglich ist -noch größer ist als meins.
»Natürlich! « , lache ich lässig. Aber wie? Wie soll ich da bloß hochkommen?
»Einmal Räuberleiter?», tragt Tarquin, der sich nur wenige Meter von uns entfernt mit Albert unterhalten hat. Ehe ich mich versehe, steht er auch schon hinter mir, und im Handumdrehen hat er mich auf den Sattel befördert.
Ach du Scheiße.
Ist das hoch hier. Mir wird ganz schwindlig, wenn ich runtergucke. Auf einmal macht Ginger einen Schritt zur Seite, und ich muss mich beherrschen, damit ich nicht vor Schreck aufschreie.
»Dann mal los!«, ruft Suze, die auf ihrem alten schwarzen Pferd Pepper sitzt. Dann macht es ein paarmal klippklapp, und sie verschwindet durch das Tor aufs Feld. Lulu schnalzt irgendwie mit der Zunge, wendet ihr Pferd und folgt Suze.
Gut. Jetzt bin ich dran. Los.
Los jetzt, Pferd. Beweg dich.
Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Soll ich es treten? Ich ziehe versuchsweise an einem der Zügel, aber es tut sich nichts.
»Hi!!«, brumme ich. »Hi!, Ginger!«
Und dann auf einmal, als wenn er bemerkt hätte, dass alle seine Freunde bereits vorausgegangen sind, bewegt Ginger sich vorwärts. Und es ist... okay. Es ist gut. Bloß ein bisschen... holpriger ‘, als ich dachte. Ich blicke nach vorn und sehe Lulu, die total entspannt auf ihrem Pferd sitzt und die Zügel in nur einer Hand hält. Die pure Angabe, wenn Sie mich fragen.
»Tor zu!«, ruft sie mir zu.
Tor zu? Spinnt die? Wie soll ich denn bitte das Tor zumachen?
»Ich mach das schon!«, ruft Tarquin. »Viel Spaß!«
»Danke!«, rufe ich fröhlich zurück.
Gut. Solange wir einfach nur gemütlich vor uns hin trotten, geht es mir gut. Ich finde das hier sogar zunehmend angenehm. Die Sonne scheint, eine leichte Brise streicht über das Gras, die Pferde sind schön und glänzen, und wir sehen alle unheimlich pittoresk aus.
Und ohne angeben zu wollen - ich finde, ich sehe am besten aus. Mein Outfit ist ja wohl mal ganz klar das beste. Auf dem Fußweg durch das Feld kommen uns ein paar Leute entgegen, und als wir mit ihnen auf gleicher Höhe sind, nicke ich ihnen ä la »Mache ich mich nicht toll auf meinem Pferd?« zu und schwinge meine Gerte. Und die Leute sehen echt beeindruckt aus! Die denken bestimmt, ich bin Profi.
Vielleicht bin ich ja einfach ein Naturtalent. Vielleicht sollten Luke und ich ein paar Pferde und ein paar Hektar Land kaufen und anfangen zu züchten oder so. Dann könnten wir Military-Turniere und Schauspringen veranstalten, so wie Suze Mist. Was ist denn jetzt los? Ginger hat plötzlich angefangen, auf und ab zu holpern.
Ist das Trab?
Ich sehe zu Suze und Lulu, die beide im Einklang mit ihren Pferden ihre Hinterteile aus dem Sattel heben und wieder auf ihn absenken.
Wie machen die das?
Ich versuche, es ihnen nachzutun - mit dem Ergebnis, dass ich unter Schmerzen auf den Sattel zurückkrache. Autsch. Mann, sind Sättel hart. Warum machen die die nicht gepolstert? Wenn ich Satteldesigner wäre, würde ich die Dinger richtig schön weich und gemütlich machen, mit Fellkissen und Getränkehaltern und-
»Wollen wir kantern?«, ruft Suze über die Schulter. Und noch bevor ich überhaupt antworten kann, hat sie ihr Pferd auch schon in die Seiten getreten und saust davon, dicht gefolgt von Lulu.
»Wir brauchen nicht zu kantern, Ginger«, raune ich dem Pferd hastig zu. »Wir können einfach -«
Oh mein Gooooooooooott! Er rennt den anderen hinterher!
Scheiße! Verdammte Scheiße! Gleich falle ich runter. Ich weiß es. Mein ganzer Körper ist total steif. Ich klammere mich so verkrampft am Sattel fest, dass mir die Hände wehtun.
»Alles okay, Bex?«, ruft Suze.
»Ja, ja!«, antworte ich mit erstickter Stimme.
Ich will, dass das hier aufhört. Der Wind peitscht mir ins Gesicht. Mir ist schlecht vor Angst.
Ich sterbe. Mein Leben ist vorbei. Das einzig Positive, das ich dieser Sache abgewinnen kann, ist, dass die Berichterstattung in den Zeitungen echt cool sein wird.
Die begeisterte Pferdesportlerin Rebecca Brandon (geb. Bloomwood) starb auf einem Ausritt mit ihren Freundinnen.
Oh Gott. Ich glaube, er wird langsamer. Endlich. Wir traben... wir joggen (oder so ähnlich)... und schließlich bleiben wir stehen.
Irgendwie gelingt es mir, meine Hände aus ihrer Umklammerung zu lösen.
»Herrlich, oder?« Suze dreht sich auf Pepper nach mir um. Ihre blonden Haare wehen
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