Vom Umtausch ausgeschlossen
bemerke ich, dass an Gingers Sattel überall solche praktischen Schnallen sind. Genial! Die sind bestimmt genau zu diesem Zweck da!
Überglücklich befestige ich Einkaufstüten an jeder zur Verfügung stehenden Schnalle, an jedem Riemen und jedem Haken an Gingers Sattel. Wahnsinn. Ich wusste gar nicht, dass ein Pferd so viele Einkäufe transportieren kann! Zum Schluss binde ich meine beiden geliebten rosaweiß gestreiften Hutschachteln an den Seiten fest.
Gut. Fertig.
Ich binde Ginger los und führe ihn schön langsam aus dem Dorf hinaus, damit die Hutschachteln nicht allzu heftig auf und ab hüpfen. Ein paar Leute gaffen uns nach, als wir vorbeikommen, aber das ist schon in Ordnung. Die sind wahrscheinlich einfach nicht an Ortsfremde gewöhnt«
Wir nähern uns gerade der ersten Kurve, als ich ein klapperndes Geräusch vor uns höre. Ehe ich es mich versehe, tauchen Suze und Lulu auf ihren Pferden auf.
»Da ist sie ja!«, sagt Lulu, die sich zum Schutz gegen die Sonne die Hand über die Augen hält.
»Bex!«, ruft Suze. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Alles in Ordnung?«
»Mir geht‘s prima!«, rufe ich zurück.
Die beiden kommen näher und wechseln erstaunte Blicke.
»Bex... was hast du denn mit Ginger gemacht?« Suzes ungläubiger Blick schweift über sämtliche Tüten und Schachteln.
»Nichts«, sage ich. »Ginger geht‘s gut. Ich war bloß mit ihm einkaufen. Ich habe mir zwei umwerfende Hüte gekauft!«
Eigentlich hätte ich erwartet, dass Suze begeistert ruft: »Wow! Zeig her!«, aber stattdessen guckt sie nur vollkommen geplättet drein.
»Sie war mit einem Pferd... einkaufen«, sagt Lulu langsam. Sie sieht mich an, lehnt sich dann zu Suze und flüstert ihr etwas ins Ohr.
Suze kann sich offensichtlich kaum beherrschen, schnaubt vor Lachen und schlägt sich dann die Hand vor den Mund.
Ich spüre, wie ich knallrot anlaufe.
Sie lacht mich aus.
Ich hätte nie gedacht, dass Suze mich einmal auslachen würde.
»Ich kann halt nicht so gut reiten wie ihr.« Es kostet mich Mühe, mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Darum wollte ich euch beide einfach ein bisschen galoppieren lassen. Na ja. Kommt schon. Wir müssen nach Hause.«
Die beiden wenden ihre Pferde, und dann kehren wir in gemächlichem Tempo und vor allem schweigend zu den Ställen zurück.
Kaum sind wir angekommen, verschwindet Lulu nach Hause, und Suze eilt ins Haus, um die Zwillinge zu füttern. Ich bleibe bei den Ställen zurück, zusammen mit Albert, der sich als absolutes Goldstück erweist und mir dabei hilft, die vielen Tüten und Pakete von Gingers Sattel zu holen.
Hoffnungslos überladen stapfe ich aus dem Stall und begegne umgehend Luke, der immer noch seine Barbourjacke und die Gummistiefel anhat.
»Und, wie war‘s?«, fragt er beschwingt.
»Na ja, es ging so«, sage ich und sehe ihn dabei nicht an, sondern zu Boden. Ich warte eigentlich darauf, dass Luke jetzt fragt, was los ist, aber er ist anscheinend nicht ganz bei der Sache.
»Hör mal, Becky, Gary aus dem Büro hat gerade angerufen, und es sieht ganz so aus, als müssten wir die Sache mit der Arcodas Group jetzt sofort anpacken. Es tut mir wirklich Leid, aber ich muss zurück nach London. Du musst ja nicht mitkommen, du kannst ruhig noch ein paar Tage hier bleiben, wenn du willst.« Er lächelt. »Du hast dich doch so darauf gefreut, Suze wiederzusehen.«
Mir wird irgendwie ganz warm ums Herz. Recht hat er. Ich hatte mich so darauf gefreut, Suze wiederzusehen, und genau das werde ich jetzt auch tun! Wen interessiert denn schon die blöde Lulu? Ich werde mich jetzt so richtig schön mit meiner besten Freundin ausquatschen. Jetzt sofort.
Ich eile ins Haus. Suze stillt gerade beide Zwillinge gleichzeitig, während Ernie an ihr zieht und zerrt.
»Hol mal, Suze«, schlage ich eifrig vor. »Du hast doch bald Geburtstag, und da möchte ich dir gerne was ganz Besonderes schenken. Ein paar Tage in Mailand! Nur wir zwei!«
»Mailand?« Suze sieht auf und wirkt reichlich angespannt. »Ernie, hör bitte damit auf, mein Schatz. Bex, ich kann nicht nach Mailand! Ich muss bei den Babys bleiben.«
»Die könnten doch mitkommen!«
»Nein, könnten sie nicht! « , erwidert Suze nachgerade scharf. »Bex, du verstehst das einfach nicht!«
Ihre Worte tun mir weh. Warum erzählt mir eigentlich ständig jeder, dass ich »das nicht verstehe«? Woher wollen die anderen das wissen?
»Na, gut.« Ich bemühe mich, heiter zu klingen. »Dann lassen wir es uns eben hier so richtig gut
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