Vom Umtausch ausgeschlossen
natürlich!«, sagt Dad, der gerade zur Hintertür hereinkommt. »Wir haben schon drei Sitzungen hinter uns.«
»Ein ausgesprochen nettes Mädchen, unsere Therapeutin«, sagt Mum. »Allerdings ein bisschen sehr nervös. Aber das haben die jungen Leute heute ja so an sich.«
Wow. Das ist ja mal was Neues. Ich hatte keine Ahnung, dass Mum und Dad eine Therapie machen. Aber gut, ist ja nur verständlich. Ich meine, verdammte Hacke! Wie fände ich das wohl, wenn Luke mir plötzlich verkünden würde, dass er irgendwo in der Peripherie schon eine Tochter hat?
»Therapie!«, staunt auch Janice. »Das glaube ich nicht!«
»Wir müssen realistisch bleiben, Janice«, erklärt Mum. «Man kann nicht erwarten, dass eine Nachricht dieses Ausmaßes ohne Folgen bleibt.«
»Eine Offenbarung dieses Kalibers kann eine ganze Familie zerstören«, pflichtet Dad ihr bei und schnappt sich einen Haselnusskeks. »Das kann die beste Ehe in ihren Grundfesten erschüttern.«
»Grundgütiger.« Janice schlägt sich die Hand vor den Mund und sieht mit weit aufgerissenen Augen von Mum zu Dad und wieder zu Mum. »Und... mit was für Folgen rechnet ihr?«
»In erster Linie Wut«, erwidert Mum kenntnisreich. »Und Schuldzuweisungen. Kaffee, Graham?«
»Ja, danke, Liebling.« Er strahlt sie an.
»Therapie ist vollkommener Blödsinn«, meldet sich da unvermittelt Tom zu Wort. »Habe ich mit Lucy auch versucht.«
Wir drehen uns alle zu ihm um. Er hält sich mit beiden Händen an seiner Kaffeetasse fest, über die hinweg er uns finster ansieht.
»Es war eine weibliche Therapeutin«, fügt er hinzu, als erklärte das alles.
»Ich glaube, das sind die meisten, Tom«, merkt Mum vorsichtig an.
»Sie war auf Lucys Seite. Sie hat gesagt, sie könne Lucys Frustrationen gut verstehen.« Toms Finger krallen sich noch fester um die Tasse. »Und was ist mit meinen Frustrationen? Lucy war doch meine Frau! Aber sie hat sich nicht die Bohne für irgendetwas interessiert, was ich gemacht habe! Weder den Wintergarten noch das neue Badezimmer ...«
Okay, ich glaube, das könnte jetzt noch eine Weile dauern.
»Sag mal, Tom, deine Gartenlaube ist ja wohl ein Traum!«, falle ich ihm eilig ins Wort. »Die ist ja so... groß!«
Und das stimmt.
Genau genommen ist sie riesig. Ich bin fast gestorben, als ich sie heute Morgen aus dem Fenster sah. Drei Stockwerke mit Giebeln und einer Terrasse.
»Wir machen uns bloß ein bisschen Sorgen wegen der Bauvorschriften, stimmt‘s?« Janice wirft Tom einen nervösen Blick zu. »Wir befürchten, dass sie vielleicht als Wohnhaus eingestuft wird.«
»Na, aber das ist doch wirklich eine tolle Leistung, so‘ etwas zu bauen!«, versuche ich, ihn aufzumuntern.
»Ich arbeite gerne mit Holz«, brummt Tom. »Holz kann einen wenigstens nicht enttäuschen.« Er trinkt seinen Kaffee aus. »Ich geh dann mal wieder rüber. Viel Spaß noch.«
»Danke, Tom!«, sage ich. »Bis später!«
Als sich die Tür hinter Tom schließt, herrscht betretenes Schweigen.
»So ein lieber Junge«, sagt Mum schließlich. »Er wird schon seinen Weg machen.«
»Als Nächstes will er ein Boot bauen«, erzählt Janice und sieht erschöpft aus. »Ein Boot! Auf dem Rasen!«
»Komm, Janice, trink noch eine Tasse Kaffee«, versucht Mum, sie zu trösten. »Möchtest du einen Schuss Sherry?«
Janice sieht hin- und hergerissen aus.
»Lieber nicht«, sagt sie dann. »Nicht vor zwölf.«
Sie wühlt in ihrer Handtasche, bis sie eine kleine Tablette gefunden hat, die sie umgehend schluckt. Dann macht sie die Tasche wieder zu und schenkt uns ein strahlendes Lächeln. »So. Und wie sieht Jessica aus? Habt ihr Fotos von ihr?«
»Wir haben zwar welche gemacht, aber die sind leider nichts geworden«, bedauert Mum. »Aber sie... sie sieht nett aus, nicht wahr, Graham?«
»Sehr nett!«, sagt Dad. »Groß... schlank...«
»Dunkle Haare«, fügt Mum hinzu. »Ein eher zurückhaltendes Mädchen, wenn du verstehst, was ich meine.«
Ich spitze fleißig die Ohren, während Mum und Dad sie beschreiben. Ich habe Jessica zwar an dem Tag, an dem wir wiederkamen, das eine Mal auf der Straße gesehen, aber da blendete mich die Sonne, und außerdem war ich so verwirrt wegen Mums und Dads merkwürdigem Verhalten, dass ich sie nicht wirklich gesehen habe. Die ganze letzte Woche habe ich versucht, mir vorzustellen, wie sie wohl aussieht.
Mum und Dad erzählen ständig, Wie groß und schlank sie ist, darum stelle ich sie mir ein bisschen wie Courtney Cox vor: gertenschlank und
Weitere Kostenlose Bücher