Vom Umtausch ausgeschlossen
Look in dem Schminkbuch gesehen, das Janice ihr zu Weihnachten geschenkt hat.
»Habe ich richtig gehört, ihr wollt einige von euren Möbeln verkaufen?«, erkundigt sie sich, als sie Wasser aufsetzt.
»Wir geben einen Tisch zurück«, erklärt Luke ungezwungen. »Wir haben wohl aus Versehen zwei bestellt. Aber es ist alles unter Kontrolle.«
»Ich wollte auch nur gesagt haben, versucht doch, die Sachen über e-Bay zu verkaufen!«, schlägt Mum vor. »Da würdet ihr bestimmt einen guten Preis dafür bekommen.«
e-Bay.
Kein schlechter Gedanke.
»Wie ist das eigentlich... Kann man über e-Bay quasi alles verkaufen?«, frage ich locker nach.
»Ja, sicher, alles! Wirklich, alles.«
Wie zum Beispiel handbemalte Eier, auf denen die Legende des Drachenkönigs dargestellt ist? Okay. Vielleicht ist das die Lösung.
»Kommt, wir trinken eben einen Kaffee, während wir warten.« Mum holt Becher aus dem Schrank.
Unwillkürlich sehen wir alle auf die Uhr. Jessica müsste in fünf Minuten in Oxshott ankommen. In fünf Minuten!
»Juuuhuuu!« Es klopft an der Hintertür, und als wir uns umdrehen, sehen wir Janice durch die Glasscheibe spähen.
Ach, du liebe Güte! Wo hat sie denn diesen glitzernden blauen Lidschatten her?
Bitte, bitte, mach, dass sie Mum nicht den gleichen schenkt!
»Komm doch rein, Janice!« Mum macht die Tür auf. » Ach, Tom, du bist auch da! Das ist ja eine Überraschung!«
Mannomann, Tom sieht ziemlich mitgenommen aus. Mit ungewaschenen, zerzausten Haaren steht er da, seine Hände sind mit Blasen übersät, und unter seiner Augenbraue zeichnet sich eine tiefe Furche ab.
»Wir sind nur kurz vorbeigekommen, um euch viel Glück zu wünschen! « , erklärt Janice. »Nicht, dass ihr es brauchen wurdet! « Sie legt ihren Süßstoffspender auf der Arbeitsfläche ab und wendet sich dann an mich. »Becky! Eine Schwester!«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagt Tom. »Oder was auch immer man da sagt.«
»Ich weiß!«, freue ich mich. »Ist das nicht toll?«
Janice schüttelt den Kopf und wirft Mum einen leicht vorwurfsvollen Blick zu.
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass ihr uns das verheimlicht habt, Jane!«
»Wir wollten eben, dass Becky die Erste ist, die es erfährt.« Mum tätschelt mir die Schulter. »Häselnusskeks, Janice?«
»Wunderbar, danke!« Janice nimmt sich einen Keks vom Teller und setzt sich. Sie knabbert einen Moment nachdenklich an den Haselnüssen herum und sieht dann auf. »Was ich ja nicht so ganz verstehe, ist... Warum hat das Mädchen jetzt auf einmal Kontakt zu euch aufgenommen? Nach so vielen Jahren?«
Ha! Endlich stellt jemand diese Frage!
»Sie hatte einen ausgesprochen guten Grund«, erkläre ich mit leicht düster-dramatischem Unterton. »Es dreht sich um eine Erbkrankheit.«
Janice stößt einen spitzen Schrei aus.
»Eine Krankheit! Jane! Das hast du mir ja gar nicht erzählt!«
»Quatsch«, sagt Mum. »Becky, du weißt doch, dass das keine Krankheit ist! Es geht um einen >Faktor<.«
»Einen >Faktor«, wiederholt Janice, die jetzt noch entsetzter aussieht als vorher. »Was denn für einen Faktor?« Sie glotzt ihren Haselnusskeks an, als fürchte sie, sie könne sich damit anstecken.
»Gar nichts Lebensbedrohliches!«, lacht Mum. »Bloß irgendwas, was das Blut verklumpen lässt. So was in der Art.«
»Igitt!« Janice zuckt zusammen. »Bitte nicht von Blut reden, da wird mir schlecht!«
»Die Ärzte haben angeraten, dass auch andere Familienmitglieder ihr Blut untersuchen lassen. Na ja, und das war dann der Auslöser. Sie hat immer gewusst, dass sie irgendwo einen Vater hatte, aber sie wusste nicht einmal, wie er hieß.«
»Und da hat sie dann ihre Mutter gebeten, ihr zu sagen, wer ihr unbekannter Vater ist...«, setzt Janice eifrig die Geschichte fort, als würde sie eine Ruth-Rendell-Miniserie im Fernsehen verfolgen.
»Ihre Mutter ist tot«, erklärt Mum.
»Tot!«, keucht Janice.
»Aber ihre Tante hatte den Namen von Jessicas Vater in einem alten Tagebuch notiert«, erläutert Mum. »Sie hat die alten Sachen durchstöbert und Jessica den Namen gegeben.«
»Und, wie hieß er?« Janice hält den Atem an.
Kurzes Schweigen.
»Graham natürlich, Mum!«, sagt Tom und verdreht die Augen. »Graham Bloomwood. Ist doch logo.«
»Ach, ja.« Janice sieht fast ein bisschen enttäuscht aus. »Natürlich. Und dann... hat sie euch angerufen?«
»Nein, einen Brief geschrieben«, erzählt Mum. »Nachdem sie uns ausfindig gemacht hatte. Wir standen tagelang unter
Weitere Kostenlose Bücher