Vom Umtausch ausgeschlossen
werfen, als mir auffällt, dass ich ja den Korb im Arm halte. Also drücke ich ihr den in die Hand. »Das ist von mir!«
»Das ist ein Geschenk, Liebes!«, erklärt Mum hilfsbereiterweise.
»Danke«, sagt Jess und wirft einen kurzen Blick darauf. »Das ist echt nett.«
Dann sagt erst mal niemand etwas, und ich warte darauf, dass Jess ungeduldig die Folie vom Korb reißt oder fragt, ob sie es jetzt gleich auspacken darf, oder sich auch nur laut freut, weil Origins ihre Lieblingsbadeserie ist. Aber nichts dergleichen.
Ach, wahrscheinlich ist sie nur höflich, fällt mir da ein. Ich meine, sie kennt mich ja gar nicht. Vielleicht denkt sie, dass ich fürchterlich steif und korrekt bin, und passt sich einfach an. Also muss ich ihr zeigen, dass sie ganz sie selbst sein kann.
»Ich fasse es nicht, dass du hier bist«, sprudelt es umgehend aus mir hervor. »Die Schwester, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie hatte!« Ich lege ihr eine Hand auf den Arm und sehe ihr direkt in ihre nussbraunen Augen mit kleinen Punkten.
Oh mein Gott. Wir verstehen uns auf Anhieb! Es ist genau wie in den Geschichten in meinem Schwestern-Buch!
»Aber du wusstest es bestimmt, oder?« Lächelnd versuche ich, die in mir aufsteigenden Gefühlswallungen zu verbergen. »Hast du es nicht irgendwie immer schon gewusst, dass du eine Schwester hast?«
»Nein«, sagt Jess und sieht mich verständnislos an. »Ich hatte keine Ahnung.«
»Oh. Okay.« Das passt jetzt aber gar nicht ins Konzept.
Das hätte sie nicht sagen sollen. Sie hätte sagen sollen »Ich habe es immer gespürt, dass in meinem Herzen eine Lücke klaffte!«, und dann hätte sie in Tränen ausbrechen sollen.
Jetzt weiß ich gar nicht, was ich als Nächstes sagen soll.
»Wunderbar!«, schaltet Mum sich fröhlich ein. »Nun komm aber rein, Jess! Du kannst bestimmt einen Kaffee vertragen nach der langen Fahrt!«
Mum begleitet Jess ins Haus, und ich betrachte erstaunt Jess´ braunen Rucksack. Der ist ja gar nicht groß. Und sie bleibt eine ganze Woche bei dieser Konferenz! Ist das dein ganzes Gepäck?«, frage ich.
»Mehr brauche ich nicht.« Sie zuckt mit den Schultern. » Ich habe nie viel mit.«
Sie hat nie viel mit! Ha! Wusste ich´s doch! »Hast du den Rest mit FedEx geschickt?««, frage ich verschwörerisch lächelnd und in einem Ton, der »Schon okay, ich bin voll im Bilde« signalisieren soll.
»Nein.« Sie sieht Mum an. »Das ist alles, was ich mithabe.«
»Schon okay.« Ich lächele weiter verschwörerisch. »Ich sage niemandem was.«
Ich wusste, dass wir gleichgesinnt sein würden! Ich wusste es!
»Jess, bist du das?«, ertönt Dads Stimme von der Treppe her. »Herzlich willkommen, mein Mädchen!«
Ist schon ein komisches Gefühl, als Dad Jess in den Arm nimmt. Eigentlich wird mir erst in diesem Moment klar, dass Dad jetzt noch eine zweite Tochter hat. Nicht nur mich. Unsere ganze Familie ist plötzlich größer geworden.
Aber gut... Genau darum geht es ja schließlich, oder? Familien werden immer größer. Es kommen immer neue Mitglieder hinzu.
»Das ist mein Mann Luke«, stelle ich ihn flugs vor.
»Hallo, nett, dich kennen zu lernen«, begrüßt er sie ausgesprochen freundlich. Als er ihr die Hand schüttelt, bin ich richtig stolz auf die beiden. Ich sehe zu Mum, die mich aufmunternd anlächelt.
»Kommt doch mit ins Wohnzimmer!«, sagt sie und geht uns voran. Sie hat alles so nett hergerichtet, mit Blumen auf dem Tisch und Kekstellern. Wir setzen uns und schweigen zunächst.
Das hier ist total abgefahren.
Ich sitze meiner Halbschwester gegenüber. Mum schenkt Kaffee ein, und ich betrachte Jess´ Gesicht und versuche, Ähnlichkeiten mit mir auszumachen. Und was soll ich sagen? Es gibt sie massenweise! Oder sagen wir... so einige.
Gut, wir sind nicht gerade eineiige Zwillinge - aber wenn man genau hinguckt, kann man schon gewisse Ähnlichkeiten entdecken. Jess hat zum Beispiel fast genau die gleichen Augen wie ich, nur dass ihre eine andere Farbe haben und etwas anders geformt sind. Und ihre Nase wäre auch exakt meine, wenn sie nicht so spitz zulaufen würde. Und ihre Haare wären original meine, wenn sie sie wachsen lassen und färben und ihnen mal eine ordentliche Kurpackung angedeihen lassen würde.
Wahrscheinlich beäugt sie mich genauso wie ich sie, wird mir da plötzlich bewusst.
»Ich konnte kaum noch schlafen!« Ich lächele sie leicht verlegen an. »Ich war so aufgeregt wegen heute!«
Jess nickt und schweigt. Mann, die ist ja wirklich sehr
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