Vom Umtausch ausgeschlossen
die Sachen da gefallen?«
Jess zuckt wortlos mit den Schultern, und das lässt mich fast verzweifeln. Ich wusste es. Sie findet meinen Geschmack zum Kotzen. Die ganzen Sprüche von wegen »Ich brauche nichts« waren reine Höflichkeit.
Ich meine, wer braucht denn wohl kein T-Shirt? Genau. Niemand.
Aber egal. Dann müssen wir eben andere Läden finden. Läden, die Jess mag. Ich denke angestrengt nach, während wir im Sonnenschein die Straße hinuntergehen. Keine Röcke ... keine Armbänder... Jeans! Jeder mag Jeans! Genial.
»Ich könnte wirklich eine neue Jeans gebrauchen«, merke ich betont lässig an.
»Wieso?« Jess runzelt die Stirn. »»Was stimmt denn nicht mit der, die du anhast?«
»Ah... nichts. Aber ich brauche noch eine!«, lache ich. »Ich möchte eine, die etwas länger ist als die hier und nicht zu tief auf den Hüften sitzt, vielleicht in einem richtig dunklen Tintenblau...«
Ich blicke Jess erwartungsvoll an. Jetzt sagt sie bestimmt gleich, was für eine Jeans sie haben möchte. Doch sie schweigt.
»Und du... brauchst du eine Jeans?«, frage ich und fühle mich dabei, als würde ich einen riesigen, schweren Mühlstein einen Berg hinaufrollen.
»Nein«, sagt Jess. »Aber lass dich von mir nicht aufhalten.«
Ich kämpfe mit einem Anflug von Enttäuschung.
»Ach, das kann auch warten.« Ich ringe mir ein Lächeln ab. »Muss nicht heute sein.«
Inzwischen sind wir an der nächsten Straßenecke angekommen, und - JA! Ausverkauf bei L K Bennett!
»Guck doch mal!«, rufe ich aufgeregt und eile auf das große, mit bunten Riemchensandalen dekorierte Schaufenster zu. »Sind die nicht klasse? Was für Schuhe magst du am liebsten?«
Jess lässt den Blick über die Auslage wandern.
»Mir sind Schuhe ziemlich egal«, sagt sie. »Achtet eh kein Mensch drauf.«
Meine Knie werden ganz wackelig vor Schreck.
Es achtet eh kein Mensch auf Schuhe?
Aber... ja, klar! Natürlich! Sie macht Witze! Ich muss mich nur noch an ihren etwas trockenen Humor gewöhnen.
»Aaaaach du!«, sage ich und knuffe sie schwesterlich in die Seite. »Also... ich gehe trotzdem eben rein und probiere welche an, wenn du nichts dagegen hast.«
Wenn ich nur ausreichend Schuhe anprobiere, wird Jess auch irgendwann nachgeben, denke ich.
Tut sie aber nicht. Weder hier, noch im nächsten Schuhgeschäft. Und sie rührt auch keines der Parfüms und keine Schminksachen bei Space NK an. Ich schleppe mich fast tot an Einkaufstüten - und Jess hat noch keine einzige. Das kann doch nicht sein. Sie muss sich zu Tode langweilen. Sie findet mich bestimmt total doof.
»Brauchst du vielleicht... irgendetwas für die Küche?«, schlage ich verzweifelt vor.
Wir könnten ja ein paar coole Schürzen kaufen, oder irgendwelche schicken Chromsachen... Doch Jess schüttelt den Kopf.
»Das kaufe ich alles beim Discounter. Ist viel billiger als die Geschäfte in der Stadtmitte.«
Da kommt mir eine glänzende Idee: »Und was ist mit Koffern oder Taschen? Man vergisst gerne mal, sich da angemessen auszustatten!«
»Brauche ich nicht«, sagt Jess. »Ich habe meinen Rucksack.«
»Ach ja.«
Jetzt fällt mir bald nichts mehr ein. Was könnte man denn noch kaufen? Lampen vielleicht? Oder... Teppiche?
Da leuchten Jess´ Augen plötzlich auf.
»Warte mal«, sagt sie, und klingt dabei deutlich lebendiger als die ganzen letzten Stunden. »Hast du was dagegen, wenn ich eben kurz da reingehe?«
Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Wir befinden uns vor einem winzigen, unscheinbaren Schreibwarenladen, in dem ich noch nie drin war.
» Nein, natürlich nicht!« Erleichtert sprudeln die Worte nur so aus mir hervor. »Bitte! Gerne!«
Schreibwaren! Sie mag Schreibwaren! Natürlich! Wieso bin ich da nicht früher draufgekommen? Sie studiert ja... sie schreibt die ganze Zeit... Schreibwaren sind ihr Ding!
In dem Laden sieht es so eng aus, dass ich mit meinen Einkaufstüten wohl kaum da reinpassen würde, darum warte ich draußen. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Was Jess sich wohl kauft? Richtig schöne Notizbücher? Oder handgemachte Grußkarten? Oder vielleicht einen schicken Füller?
Also, alle Achtung! Ich hatte diesen Laden noch nie vorher bemerkt!
»Und, was hast du gekauft?«, frage ich aufgeregt, kaum dass sie mit zwei voll gestopften Einkaufstüten aus dem Laden kommt. »Zeigen, zeigen!«
Jess sieht mich verständnislos an.
»Ich habe nichts gekauft«, sagt sie.
»Aber... die Tüten! Was ist da drin?«
»Hast du das Schild nicht gesehen?« Sie
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