Vom Umtausch ausgeschlossen
wir als Erstes machen? Hier sind massenweise Geschäfte. Zwei Kaufhäuser...«
»Ich hasse Kaufhäuser«, stellt Jess fest. »Die machen mich krank.«
»Aha.« Ich halte inne.
Völlig okay. Es gibt viele Leute, die Kaufhäuser nicht mögen.
»Na gut, aber es gibt auch jede Menge Boutiquen«, erläutere ich mit einem aufmunternden Lächeln. »Mir fällt auch gerade genau die richtige ein!«
Ich führe Jess eine Seitenstraße mit Kopfsteinpflaster hinunter und bewundere im Vorbeigehen mein Spiegelbild in den Schaufenstern. Diese Engel-Tasche war jeden Penny wert! Ich sehe aus wie ein Filmstar!
Ich wundere mich offen gestanden ein klein wenig, dass Jess noch gar nichts dazu gesagt hat. Wenn meine fast dreißig jähre nicht existente und dann wie aus dem Nichts aufgetauchte Schwester eine Engel-Tasche hätte, wäre das garantiert das Allererste, was ich kommentieren würde! Aber gut, vielleicht versucht sie ja, cool und desinteressiert zu wirken. Kann ich verstehen.
»Wo kaufst du denn normalerweise so ein?«, bemühe ich mich, Konversation zu machen.
»Da, wo‘s am billigsten ist«, antwortet Jess.
»Ich auch!«, freue ich mich. »Neulich zum Beispiel habe ich mir bei einem Designer-Outlet in Utah ein megacooles Oberteil von Ralph Lauren gekauft! Neunzig Prozent reduziert!«
»Ich kaufe meist en gros ein«, erzählt Jess und runzelt die Stirn. »Man kann ziemlich viel sparen, wenn man größere Mengen einkauft.«
Mein Gott! Wir haben ja wirklich total die gleiche Wellenlänge! Ich wusste es!
»Wie Recht du hast!«, pflichte ich ihr erfreut bei. »Genau das versuche ich auch immer, Luke zu erklären, aber der kapiert das einfach nicht.«
»Hast du einen Metro-Ausweis?« Jess sieht mich echt interessiert an. »Oder bist du Mitglied bei einer Konsumgenossenschaft?«
Ich sehe sie vollkommen verständnislos an.
»Äh... nein. Aber als wir auf Hochzeitsreise waren, haben wir ganz viel en gros eingekauft! Super Schnäppchen waren das! Zum Beispiel vierzig Becher und zwanzig seidene Morgenmäntel!«
»Seidene Morgenmäntel?«, wiederholt Jess und guckt mich erstaunt an.
»Das war eine einmalige Investition! Ich habe Luke ja gesagt, dass das eine vernünftige Geldanlage ist, aber er wollte mir einfach nicht glauben... Okay! Wir sind da!«
Wir stehen vor den Glastüren zu Georgina‘s, einer großen, hellen Boutique, in der man Kleidung, Schmuck und atemberaubende Taschen kaufen kann. Hier gehe ich einkaufen, seit ich zwölf bin. Einer meiner absoluten Lieblingsläden!
»Du wirst diesen Laden lieben!«, prophezeie ich Jess glücklich und stoße die Türen auf. Sandra, eine der Verkäuferinnen, ist gerade dabei, mit Perlen bestickte Portemonnaies auf einem Sockel zu arrangieren, als sie die Türklingel hört und aufblickt. Sie fangt sofort an zu strahlen.
»Becky! Dich habe ich aber lange nicht gesehen! Wo hast du denn bloß gesteckt?«
»Ich war auf Hochzeitsreise!«
»Ach ja, natürlich! Und, wie fühlt man sich so als verheiratete Frau?« Sandra grinst. »Habt ihr euch schon mal so richtig gefetzt?«
»Haha«, sage ich und grinse zurück. Ich will ihr eigentlich gerade Jess vorstellen, als Sandra laut aufkreischt.
»Oh mein Gott! Ist das eine Engel-Tasche? Ist die echt?«
»Ja.« Selig strahle ich sie an. »Gefällt sie dir?«
»Das glaube ich nicht. Hey, Becky hat eine Engel-Tasche!«, ruft sie den anderen Verkäuferinnen zu, die ehrfürchtig keuchen. »Wo hast du die denn her? Darf ich sie mal anfassen?«
»Aus Mailand.«
»Becky Bloomwood.« Sie schüttelt den Kopf. »Becky Bloomwood ist die Einzige, die jemals mit einer Engel-Tasche hier auftauchen würde. Und, wie viel hat sie gekostet?«
»Ah... genug!«
»Wow.« Sie streichelt zärtlich über das helle Leder. »Die ist wirklich der absolute Hammer.«
»Was ist denn daran so Besonderes?«, fragt Jess verständnislos. »Ist doch bloß eine Tasche.«
Zunächst herrscht Schweigen, doch dann brechen wir alle in schallendes Gelächter aus. Mann, Jess ist wirklich ganz schön originell!
»Sandra - ich möchte dir jemanden vorstellen«, sage ich und zeige auf Jess. »Das ist meine Schwester!«
»Deine Schwester? « Schockiert sieht Sandra Jess an. »Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast!«
»Ich auch nicht! Fast dreißig Jahre lang, stell dir mal vor! Und jetzt haben wir uns endlich gefunden, stimmt‘s, Jess?« Ich lege den Arm um sie.
»Halbschwester«, korrigiert Jess ein bisschen steif.
»Georgina!«, ruft Sandra in den
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