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Von Alkohol bis Zucker - 12 Substanzen die die Welt veränderten

Von Alkohol bis Zucker - 12 Substanzen die die Welt veränderten

Titel: Von Alkohol bis Zucker - 12 Substanzen die die Welt veränderten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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zur Explosion gebracht – aber eigentlich meint man eine Deflagration , eine zwar sehr schnelle, aber kontrollierte Verbrennung, das heißt, die Flammenfront wandert als schöne Kugelschale von der Zündkerze weg durch den ganzen Zylinder. Das ist ein Idealbild. In der Praxis kam es oft vor, dass die Verbrennung unkontrolliert an mehreren Stellen passierte, das ergab extreme Druckspitzen und ein hammerschlagartiges Geräusch, eben das »Klopfen«. Für den Motor ist das nicht gut, er geht ziemlich schnell kaputt. Klopfen wird durch hohe Verdichtung des Gemischs begünstigt, hohe Verdichtung braucht man für hohe Leistung. Je leistungsfähiger die Motoren wurden, desto öfter trat das Klopfen auf. Man hat natürlich auch untersucht, wie sich der Kraftstoff auf das fatale Klopfen auswirkt.
    Und siehe da: Je »gerader« die Kohlenwasserstoffkette ist, desto stärker neigt der Motor zum Klopfen, je »verzweigter«, desto weniger. Eine Klopffestigkeit von 0 wurde dem n-Heptan zugeschrieben, eine von 100 dem sehr klopffesten Isooktan. Ein Benzin mit der Oktanzahl 90 klopft im Probemotor genauso stark wie ein Gemisch aus 90 Prozent Isooktan und 10 Prozent n-Heptan … Wie meinen? Ob das Superbenzin mit 105 Oktan aus 105 Prozent Isooktan besteht? Natürlich nicht, Sie Scherzbold! Die 105 sind rein rechnerisch extrapoliert – es gibt nämlich Zusätze, die in geringen Mengen das Benzin noch klopffester machen, als reines Isooktan das könnte, und das ist gut so, denn diese Referenzsubstanz muss aus anderen Erdölbestandteilen hergestellt werden, und das ist teuer. In den Zwanzigerjahren entdeckte man bei General Motors, dass die Substanz Tetraäthylblei , in geringer Menge dem Benzin zugesetzt, die Klopffestigkeit dramatisch verbesserte. Üblich waren ein paar Gramm pro Liter. Tetraäthylblei ist eine schwere, in Wasser unlösliche, in Benzin sehr gut lösliche Flüssigkeit. Und giftig.
    Wahnsinnig giftig. Das Blei wird durch die Haut resorbiert; aus dem Auspuff ausgestoßen, verteilt es sich fein auf den Wiesen und Äckern neben der Straße. Es ist zwar weniger giftig als das Umweltmonster Dioxin, aber das ist eine Verunreinigung anderer Stoffe und gelangt sozusagen ohne Absicht in die Umwelt, während das Antiklopfmittel mit jedem gefahrenen Kilometer aus dem Auspuff kommt; die Folgen wurden zwar nicht billigend, aber eben doch in Kauf genommen. Der Kampf gegen Tetraäthylblei dauerte Jahrzehnte; erst der Katalysator hat das Blei aus den Tanks vertrieben, er verträgt es nicht. Seit 1. Januar 2000 ist verbleites Benzin in der EU verboten. Die Klopffestigkeit wird heute durch Zusatz anderer Additive gewährleistet, vor allem durch verschiedene Äther, die synthetisch hergestellt werden müssen.
    In Deutschland werden jedes Jahr 28 Milliarden Liter Benzin verfahren, circa 350 Liter pro Kopf, fast vier Mal mehr als Milch getrunken wird. 28 Milliarden Liter, das ist 1,8 Mal der Große Wannsee in Berlin. Oder ein halbmeterdickes Rohr, aus dem das Benzin mit 16 km/h herausfließt, ununterbrochen, tagein, tagaus. Als Naturphänomen ist das kein Bächlein mehr, sondern schon ein ordentlicher Bach. Jetzt wollen wir gar nicht erst anfangen, das alles in Kohlendioxid umzurechnen, das geschah und geschieht an anderer Stelle zur Genüge.
    Benzin ist endlich, weil Öl endlich ist. Das wissen alle. Der Punkt ist: Wir wollen ja gar kein Benzin, wir wollen Auto fahren. Wann wir wollen, wo wir wollen, so weit wir wollen (und, wenn’s geht, so schnell wir wollen). Und natürlich so billig wie möglich. Was uns das ermöglicht, muss kein Gemisch stinkender, leicht entzündlicher Kohlenwasserstoffe sein, durchaus nicht, da sind wir ganz offen für Alternativen, immer her damit!
    Seit der ersten Ölkrise 1973 wabern solche Alternativen durchs Reich der Vorstellungen und Wünsche, ein technisches Märchenland des billigen, umweltfreundlichen, vor allem aber des ewigen Individualverkehrs. (Ja, ich weiß, man sagt nicht ewig , sondern nachhaltig , weil das in einer Gesellschaft, die sich vor allem Metaphysischen fürchtet, nicht so unheimlich klingt.) Zum Beispiel gab es eine ganze Reihe von Batterietechnologien, die dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen sollten – »in wenigen Jahren« oder in »fünf Jahren«, nach Ansicht von »Experten«. All diesen revolutionären Batterien eignet das Merkmal, das aus ihnen nichts geworden ist. Die Batterien, die Sie kaufen können, sind nicht ganz so revolutionär, dafür teuer. Das Elektroauto ist

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