Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
verloren. Tut mir leid. Na ja, eigentlich nicht wirklich …«
»Tu das bitte nie mehr wieder.« Ethan begutachtete den Raum nochmals und nickte dann. »Ja, das hier ist es.«
»Was denn?«, fragte Weaver.
»Unsere Rückzugsstellung. Der vor Dämonen sicherste Ort im Park. Umgeben von Wasser.«
»Aber es ist kein fließendes Wasser«, wandte Weaver ein.
»Da lässt sich vielleicht auch noch was machen«, meinte Ethan. »Und hier sind wir von Eisen umgeben. Wir haben die Schlüssel zu beiden Türen. Auch mit Eisen geschützt. Draußen sind wir überall angreifbar, aber in diesem Turm, in diesem Raum hier können wir unsere Stellung halten, wenn es sein muss. Hier ist unser Fort Alamo.«
»In Alamo sind alle krepiert. Und der Hauptweg, was ist das? Das Little Big Horn?«
Ethan blickte sie ärgerlich an.
Sie zuckte die Achseln. »Ich will nur sagen: Wenn du den Truppen Mut zusprechen willst, dann erwähne Alamo lieber nicht.«
»Na gut«, resümierte Ethan. »Wir haben eine Woche, um uns bereitzumachen, und dies hier wird das Zentrum unserer Verteidigungsstellung, unsere Kommandozentrale. Ich werde die Guardia hier für den Sonntag nach Schließen des Parks zusammenrufen. Wir werden alle Urnen hierher zur sicheren Aufbewahrung bringen, werden einen Plan ausarbeiten und für Halloween trainieren.«
»Ursula halten wir damit aber nicht fern«, gab Weaver zu bedenken.
»Ursula ist das letzte unserer Probleme«, erwiderte Ethan und ging, um Turas Urne in den Schrank einzuschließen.
»Das mag sein, aber trotzdem ist sie ein Problem«, beharrte Weaver.
Ethan verriegelte die Schranktür. »Ich krieg sie schon in den Griff.« Jetzt kann ich alles in den Griff kriegen .
»Ich bin froh, dass du nicht sterben musst«, stellte Weaver fest. »Ich meine … meinen Glückwunsch. Zur Befreiung von deiner Damokles-Kugel.«
»Danke«, erwiderte Ethan. »Gibt’s dafür gedruckte Glückwunschkarten?«
»Ich schreibe keine Karten«, erwiderte Weaver etwas unsicher und ging zur Tür.
»Na, es gibt eine bessere Art für uns, das zu feiern«, erklärte Ethan und folgte ihr die Treppe hinunter.
Mab brachte ihre beiden Reisetaschen hinaus in Delphas Wohnwagen und stellte Delphas Urne oben auf das Sims neben Frankies Nest. Das schien ihm zu gefallen. Dann ging sie zurück zu den Bahnen und Ständen, wobei ihr Weaver begegnete, die ihre Tasche gerade in Hanks Wohnwagen trug. Den ganzen Nachmittag über las Mab in den Herzen und Handflächen von Besuchern, die sich mit Liebesproblemen herumschlugen, bis sie um sechs Uhr schließlich das Geschlossen -Schild vor das Zelt hängte und sich zum Wachturm auf die Suche nach einem Handbuch für Guardia begab. Sie nahm ihre schwere Taschenlampe mit, ruderte in einem der Boote über den Turmsee und gelangte mit Hilfe des Schlüssels, den Glenda ihr gegeben hatte, hinein. Sie kümmerte sich nicht um das Kellergeschoss, denn sie wusste, dass sich da unten keine Bücher befanden, sondern ging sofort hinauf in den obersten Raum. Sie schloss die Tür hinter sich und schaute sich zunächst einmal um.
Es sah ziemlich genau so aus, wie sie den Raum von ihrer ersten Inspektion im April in Erinnerung hatte. Da gab es einen fünfseitigen Tisch mit fünf abgewetzten Holzstühlen, eine Wand voller Waffen, die ganz danach aussahen, als könnten sie Ethan und Weaver feuchte Träume bescheren, und dann ein mächtiger, vernarbter Holzschrank, der voller Bücher, Journale und verschnürter Papierbündel war. Neu war nur eine hölzerne Urne, die sie erkannte.
»Hallo, Tura «, sagte sie, schob die Urne zur Seite und öffnete eines der Bücher. »Tja«, meinte sie zu Frankie, »das wird langweilig. Keine Bilder.«
Sie fand einen Lichtschalter und betätigte ihn, was die Beleuchtung im Raum ein wenig verbesserte, denn das durch die Fenster hereinfallende Tageslicht schwand bereits. Sie machte sich daran, den gesamten Schrankinhalt zu sichten, wobei sie alles in ihrem Notizbuch katalogisierte und systematisch auf dem Boden stapelte. Als sie damit fertig war, war der Boden von Stapeln bedeckt; auf dem Tisch hatte sie nur vier Dinge ausgebreitet, die so aussahen, als könnten sie Aufschluss über die Guardia geben. Gerade hatte sie begonnen, alles andere wieder in den Schrank zu räumen, als die Tür geöffnet wurde.
Sie fuhr herum, das Herz klopfte ihr im Hals, aber dann erkannte sie Ethan, der mit einer Waffe auf sie zielte.
»Hey!«, protestierte sie, und er ließ die Waffe sinken.
»Tut mir leid«,
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