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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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konnte auch nicht wissen, dass ich auf einem anderen Kontinent bin, als sie mich zurückholen wollte.«
    »In jedem Fall hast du deinen Körper wieder und die Bindung ist aufgelöst«, meldete sich Mr   Gold und kam zu uns. »Und wir alle haben daran mitgewirkt und etwas erreicht, das – meines Wissens – seit Jahrhunderten nicht vollbracht worden ist. Ein bahnbrechender Erfolg der endlich wiederentdeckten Partnerschaft zwischen den Bardia und den Flammenfingern«, sagte er. Den letzten Satz hatte er gezielt an Bran gerichtet.
    »Ich möchte euch danken. Euch allen«, sagte Vincent und sah sich dabei unter den Anwesenden um. »Für eure Hilfe und …«, er schaute zu Jules, »Aufopferungsbereitschaft.« Ich hätte ihn am liebsten sofort fest geknuddelt. Davon abgesehen hatte ich unglaubliche Angst, er könnte dabei kaputtgehen. Er war noch so schwach.
    »Keine Ursache«, fiel Mr   Gold ein. »Das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Jetzt müssen wir uns nur noch darum kümmern, dass du wieder zu Kräften kommst, und überlegen, wann du wohl stark genug bist, die Rückreise nach Paris anzutreten. Aber eins nach dem anderen.« Er schnappte sich das Telefon und wählte. »Gaspard«, sagte er nach einer kurzen Pause, »ja, Theo hier. Ich habe sehr gute Neuigkeiten.«
    Willst du mit ihm sprechen? , formte Mr   Gold tonlos mit den Lippen und Vincent nahm nickend den Hörer entgegen.
    »Gaspard? Ja, ich bin’s wirklich.«
    Den Ausruf von Überraschung und Freude am anderen Ende der Leitung konnte selbst ich hören.
    »Erwähn bloß das große Opfer, das ich für dich erbracht habe«, rief Jules herüber.
    Während Vincent Gaspard den Hergang seiner Verkörperlichung erzählte, nutzte Papy die Gelegenheit, um ebenfalls einen Anruf zu tätigen. »Emilie, chérie , ich habe dir doch letzte Nacht von dem Ritual erzählt … Wir haben gerade einen zweiten Versuch gewagt und diesmal hat es funktioniert.« Er lächelte mich breit an. »Ja, wir sind alle sehr erleichtert. Natürlich kannst du sie sprechen.«
    Papy hielt mir das Handy hin, das ich mit der freien Hand annahm. Mit der anderen hielt ich Vincents weiter fest umschlossen und wollte sie am liebsten nie wieder loslassen. »Was für eine wundervolle Nachricht, meine Süße!«, hörte ich meine Großmutter. »Wann kommt ihr nach Hause?«
    »Ein Arzt ist unterwegs hierher«, sagte ich, als es gerade klingelte. »Wenn er festgestellt hat, wie viel Ruhe Vincent noch braucht, können wir auch sagen, wann wir zurückehren.«
    Ein Mann mit einem Arztkoffer betrat das Wohnzimmer. Wenig überrascht erkannte ich seine Bardia-Aura, ich hätte mir auch kaum vorstellen können, dass Mr   Gold einen Sterblichen darum bitten würde, nach Vincent zu sehen.
    Die beiden gaben sich die Hand, dann steuerte der Arzt zunächst Jules an. »Habe ich das nicht gestern erst genäht?«, fragte er konsterniert.
    »Schon, na ja, sprechen wir einfach von einem Rückfall«, konterte Jules und zuckte, als der Arzt ihm die Betäubungsspritze setzte.
    »Lass uns ein andermal weitersprechen, Mamie«, sagte ich.
    »In Ordnung, meine Kleine. Ich erzähle Georgia auch gleich davon. Wir können es kaum erwarten, dich und Vincent wiederzusehen. Drückst du ihn einmal fest von mir?«
    Ein bisschen irritiert legte ich auf. Ich sollte Vincent drücken? Von Mamie? Allein diese symbolische Geste zeigte mir, wie sehr sie mich liebte. Ich konnte gar nicht verhindern, dass sich mein Mund zu einem breiten Lächeln verzog. Als Vincent es sah, lächelte er sofort zurück. Doch seit dem Telefonat lag etwas Neues in seinen Augen: Sorge. Ich wollte gerade fragen, was er von Gaspard erfahren hatte, da wandte sich der Arzt an ihn.
    »Und wen haben wir hier?«, wollte er wissen.
    Vincent warf einen fragenden Blick zu Mr   Gold, der schnell das Wort ergriff. »Vincent ist aus einer Ruhephase erwacht, die auf einen extrem brutalen Tod folgte, und seit er wieder bei Bewusstsein ist, hat er leider zu wenig Nahrung aufgenommen.«
    Was ja nicht vollkommen gelogen war. Ich vermutete, dass Mr   Gold nicht jedem direkt von der Verkörperlichung erzählen wollte. Denn wer wusste schon, welche Verbindungen Violette noch in Revenantkreisen hatte. Schließlich waren erst ein paar Tage vergangen, seit ihr Verrat bekannt geworden war.
    Ich machte dem Arzt Platz, der erst einmal Vincents Blutdruck maß. Bran setzte sich an einen Tisch am anderen Ende des Wohnzimmers und begann, in eins der ledergebundenen Bücher zu schreiben.

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