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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Theo die ungewöhnliche Gelegenheit sehr schätzte, ein paar Außenstehenden seine kostbaren Kunstobjekte zu zeigen.
    Als wir auf die Straße traten, sagte Theo: »Dann schlage ich vor, wir treffen uns erst am Abend zum Essen wieder. Seht ihr das Restaurant dort hinten an der Ecke?« Er zeigte zu einem italienischen Restaurant am Ende des Blocks. »Sagen wir acht Uhr? Und Vincent, ich möchte, dass du dich zwischendurch im Hotel einfindest, um dich auszuruhen«, forderte er.
    Vincent nickte. Wir verabschiedeten uns von den anderen und liefen Hand in Hand in die entgegengesetzte Richtung los. »Erster Halt: Hotel«, sagte er. Vincent strotzte nur so vor Energie, ging federnden Schritts neben mir her und spielte dabei mit meinen Haaren.
    »Warum bleibst du eigentlich nicht wie Jules über Nacht bei der Anverwandtschaft in Brooklyn?«, fragte ich verschlagen.
    »So weit weg von dir?«, entrüstete er sich und zog gespielt die Augenbrauen hoch. »Willst du mich gleich wieder vernichten?«
    Kaum beim Hotel angekommen hatte Vincent auch schon eingecheckt. Er hielt die Einkaufstasche hoch. »Ich bring die schnell aufs Zimmer und dann gehen wir irgendwo essen, was meinst du? Ich hätte richtig Lust auf so ein rustikales Festmahl, wie man das immer in den amerikanischen Filmen sieht.«
    Ich lachte. »Dann weiß ich auch schon genau, wohin ich dich entführe.«

B ereits eine halbe Stunde später und vielleicht siebzig Blocks weiter südlich saßen wir in einem meiner absoluten Lieblingsrestaurants, dem Great Jones Café. Vincent verputzte gerade einen klassischen Yankee-Hackbraten mit brauner Soße, während ich mir Louisianische Jambalaya in den Mund schaufelte, die so scharf war, dass meine Nase zu laufen begann. Das passte ganz gut, da ich damit eine plötzliche Heulattacke kaschieren konnte. Zumindest so lange, bis ich mich am Essen verschluckte.
    Als Vincent meine Tränen bemerkte, legte er die Gabel hin und nahm meine Hand. »Kate, es ist doch alles gut. Ich bin wieder da. Und Violette hat keine Macht mehr über mich.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Aber bis zu dem Moment, in dem du wieder angefangen hast zu atmen, wusste ich nicht, ob ich dich je wiedersehe. Ich habe es so sehr gehofft, aber ich habe nicht daran geglaubt … Falls du verstehst, wie ich das meine.«
    Vincents Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Ja, das verstehe ich sogar sehr gut. Und deine Hoffnung war stark genug für uns beide. Und jetzt hör auf mit dem Grübeln und iss deine Pampe da auf, was immer das auch ist.«
    Darüber musste ich lachen und – schwupps – hatte ich den Gedanken auch schon verabschiedet. Ich konnte die schrecklichen Tage wirklich als Vergangenheit verbuchen, die unsichere Zukunft beiseiteschieben und mich voll und ganz darauf konzentrieren, das Jetzt zu genießen. Mit meinem Freund, der mir wirklich wieder gegenübersaß und atmete.
    »Das ist so wahnsinnig lecker«, sagte Vincent und biss erneut in das Jalapeño-Maisbrot. »Ich war mir nicht sicher, ob ich jemals wieder etwas essen würde. Und eins kann ich dir sagen: Geschmacksnerven kann man wirklich extrem vermissen.«
    Wieder musste ich lachen. »Also gut, du hast Essen vermisst. Was denn noch?«
    Er hob eine Augenbraue und legte mit einem sinnlichen Grinsen die Gabel auf den Teller. »Das zum Beispiel«, sagte er und streichelte mir mit den Fingern über den Arm, was mir wohlige Schauer durch den Körper jagte.
    »Joa, kann sein, dass ich das auch vermisst hab«, sagte ich und versuchte, so locker wie eben möglich auszusehen, während ich einen Schluck Eistee trank.
    »Ach, das kann sein?«, zog Vincent mich auf.
    »Na, okay, ich habe es auch vermisst«, gab ich mit einem verschlagenen Grinsen zu.
    »Um das Thema Vincent und seine vorübergehende Unfähigkeit, deine Lust zu befriedigen, nicht weiter zu vertiefen, schlage ich einen Themawechsel vor.« Mir klappte die Kinnlade runter und er lachte. »Nee, mal im Ernst. Wie ist es für dich, wieder in New York zu sein?«
    »Hm«, machte ich, während ich über die Frage nachdachte. Ich stellte das Glas ab, verschränkte die Arme und ließ den Blick durch das Restaurant streifen, sog alles in mich auf. »Ziemlich unwirklich. Ich wohnte ja erst seit recht kurzer Zeit nicht mehr hier, aber es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Außerdem habe ich den Eindruck, ich bin nicht mehr dieselbe Person. Das Leben in Paris ist jetzt irgendwie meine Wirklichkeit geworden. Meine Zeit in New York wirkt nur noch wie ein Traum. Ich spüre

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