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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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keine echte Verbindung mehr hierher.«
    Vincent legte seine Hand offen auf den Tisch, weshalb ich die Arme voneinander löste und meine Hand in seine schob. Er streichelte mit den Fingern meine Handinnenfläche. »Und wie könntest du wieder eine Verbindung herstellen?«, fragte er leise.
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, gab ich zu. »Es gibt da etwas, das ich machen wollte. Aber du musst nicht mitkommen, wenn du nicht möchtest.«
    Ich erzählte es ihm und seine Augen wurden ganz groß. Er lehnte sich zurück und schüttelte überrascht den Kopf. »Wow, es bedurfte also nur meiner Wiederauferstehung, um dich dazu zu bewegen?«
    »Na ja, um ehrlich zu sein, spiele ich schon eine Weile mit dem Gedanken«, sagte ich. Dann holte ich mein Handy hervor und wählte die Nummer, die ich schon seit Monaten wählen wollte.
    Eine Stunde später standen wir auf den Stufen eines braunen Sandsteinhauses in Brooklyn. Die Tür flog auf und meine Freundin Kimberly blieb für einen Moment reglos und mit einem ungläubigen Blick in den Augen im Rahmen stehen. Dann stürzte sie auf mich zu und quietschte freudig. »Kate! Ich dachte schon, ich seh dich nie wieder!« Und so standen wir eine gefühlte Ewigkeit da und drückten uns, so fest es eben ging.
    Als wir uns voneinander lösten, wischte sie sich ein paar Tränen aus den Augen und schaute Vincent an. »Na, und wen haben wir hier?«, fragte sie.
    »Ich bin Vincent«, sagte er und hielt ihr eine Hand hin.
    »Nee, nee, so nicht«, entrüstete sie sich, stemmte demonstrativ die Hände in die Hüften und begutachtete ihn skeptisch. »Hat Kate etwa deinetwegen all ihre Freunde hier vernachlässigt, seit sie nach Frankreich ausgewandert ist?«
    »Nein, wenn man’s ganz genau nimmt, ist er sogar dafür verantwortlich, dass ich den Mut aufgebracht habe, mich nach so langer Zeit wieder zu melden«, antwortete ich an seiner Stelle.
    »Na«, sagte sie nun mit einem Lächeln, »dann bekommst du mehr als nur einen Händedruck!« Sie warf ihm die Arme um den Hals. Während sie ihn gefährlich fest umklammerte, warf sie mir einen Blick zu und formte mit den Lippen die Worte Oh mein Gott, er ist umwerfend!
    »Ich mag deine Freunde«, sagte Vincent. Er nahm meine Hand und zusammen liefen wir die Straße entlang, vorbei an stattlichen Bäumen und den für diese Gegend typischen wunderschönen Sandsteinhäusern mit ihren winzigen Vorgärten.
    Dabei hatte Vincent gar keine Augen für seine Umwelt. Er betrachtete mich mit einem mir völlig unbekannten Funkeln im Blick.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Oh, ich genieße es immer noch, dass ich da gerade eine Seite von dir gesehen habe, die ich noch nicht kannte. Ich durfte die Kate von früher kennenlernen, aus der Zeit, bevor wir uns getroffen haben.«
    Ich lächelte still und beobachtete, wie sich unsere Schuhe nebeneinander über den Bürgersteig bewegten, auf einer Strecke, die ich schon so oft gegangen war, seit … seit ich laufen gelernt hatte. »Meine Freunde mögen dich«, sagte ich. »Aber das war ja ziemlich offensichtlich.«
    »Meinst du, sie würden mich auch noch mögen, wenn sie wüssten, was ich bin?«, fragte er.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das keinen Unterschied machen würde«, antwortete ich und schaute ihn prüfend an, um seine Reaktion an seinem Gesicht abzulesen.
    Skeptisch hob er eine Augenbraue.
    »Natürlich erst, nachdem sie ihren Schrecken und ihre Aversionen verdaut haben«, fügte ich mit gespieltem Ernst hinzu.
    Wir hatten Freund um Freund eingesammelt, bis wir zu sechst waren, und hatten uns dann in ein Café begeben, unserem früheren Lieblingstreffpunkt. Ich musste mir gar keine Gedanken darüber machen, dass Vincent sich vielleicht ausgeschlossen fühlen konnte. Er war so höflich und interessierte sich so ehrlich für alle, dass meine Freunde sich quasi überschlugen, ihn miteinzubeziehen. Sie hatten ihn sofort akzeptiert.
    Schnell stellte sich das Gefühl ein, als wäre ich gar nicht weg gewesen. Obwohl sich doch alles verändert hatte. Mein Lebensmittelpunkt lag nun in Paris, bei meinen Großeltern. Und Vincent.
    »Meinst du, du kommst irgendwann mal zurück?«, hatte Kimberly gefragt. Und zum allerersten Mal hatte ich versucht, mir das vorzustellen. Nur um zu dem traurigen Schluss zu kommen, dass es hier – abgesehen von meinen Freunden – nichts gab, zu dem ich zurückkehren wollte.
    Als Vincent und ich aufbrachen, hatten alle versprochen, im Sommer zu Besuch zu kommen. Sofern ihre Eltern

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