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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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mit den Numa schicken, ohne mir das vorher von der Seele zu reden.«
    Er holte tief Luft und fing an. »Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich nach dem Zweiten Weltkrieg erneut nach Paris gekommen bin, um euch beim Kampf gegen die Numa zu unterstützen.«
    »Ja«, sagte Vincent. »Du warst der einzige zugereiste New Yorker, der diesen Kampf überlebt hatte.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Theodore. »Und der Konflikt zwischen den Numa und den Bardia endete unmittelbar vor meiner Abreise.« Er lehnte sich vor, stellte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände. »Was genau weißt du über das Ende dieses Konflikts, Vincent?«
    »Die Numa hatten mehr Verluste zu verzeichnen als wir, weshalb sie um Waffenstillstand baten. Jean-Baptiste gab deshalb Befehl, dass kein Revenant mehr gezielt Jagd auf die Numa machen durfte. Wer dagegen verstieß, riskierte einen neuerlichen Kriegsausbruch. Er hat diesen Befehl erst vor Kurzem zurückgenommen, und zwar nachdem Lucien das Friedensabkommen dadurch gebrochen hatte, dass er in unser Haus eingebrochen war und versucht hatte, mich zu vernichten.«
    Theodore schaute ihn einen Augenblick lang prüfend an, als wäre er sich nicht sicher, ob Vincent wirklich die ganze Wahrheit erzählte. Dann nickte er. »Wobei das die Spitze des Eisbergs ist. Und die wahren Umstände sind ja leider nie so eindeutig. Nur eines muss ich richtigstellen: Jean-Baptiste war derjenige, der sich um die Verluste sorgte, nicht umgekehrt. Als er erkannte, wie kurz er und seine Anverwandten vor der Ausrottung standen, wandte er sich an Lucien, um einen Friedensvertrag auszuhandeln.«
    Vincent hob eine Augenbraue und wirkte skeptisch. »JB soll sich mit Lucien auf einen Handel geeinigt haben?«
    Theodore nickte. »Jean-Baptiste wollte nicht, dass jemand der Pariser Sippe davon erfuhr, weshalb er mich – einen Außenstehenden – bat, als sein Vertreter in Erscheinung zu treten. Bis heute weiß keiner deiner Anverwandten, nicht mal Gaspard, was während dieses Treffens passiert ist.«
    Ein Frösteln krabbelte mir über den Rücken. Meine Gedanken bewegten sich von: Ein Friedensabkommen mit den Numa, was soll daran so krass sein? Zu: Geheim gehaltenes Treffen mit dem Feind, klingt nicht so gut. Trotzdem konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass Jean-Baptiste sich mit Lucien getroffen und diese Begegnung vor seinen Anverwandten verschwiegen hatte. Natürlich sprach das für seine extreme Verzweiflung und tiefe Sorge um seine Anverwandten. Dennoch …
    »Ich wusste nicht, was er vorhatte, bis wir dort ankamen«, fuhr Theo fort. »Und nach dem Treffen nahm er mir das Versprechen ab, niemals ein Wort darüber zu verlieren. Er ging so weit zu behaupten, dass das Überleben der gesamten französischen Revenantpopulation von meinem Schweigen abhinge. Ich habe Paris an diesem Tag verlassen und war seither nie wieder dort. Bei seinem Anruf Anfang der Woche habe ich seit Jahrzehnten das erste Mal mit Jean-Baptiste gesprochen.«
    Vincent sank gegen die Lehne seines Stuhls, er sah aus, als wäre er geohrfeigt worden. »Es tut mir leid, Gold. Das kann ich einfach nicht glauben.«
    »Und trotzdem muss es plausibel klingen, da du weder wütend bist noch in die Defensive gehst«, sagte Theodore und behielt Vincents Gesicht aufmerksam im Blick. »Tief in dir drin glaubst du mir, du willst es nur nicht wahrhaben.«
    Vincent ließ den Kopf in die Hände sinken. Ohne aufzuschauen, fragte er: »Welche Bedingungen waren an das Abkommen geknüpft?«
    »Beide Seiten einigten sich darauf, dass Angriffe auf ihre permanenten Domizile fortan verboten waren.«
    Jetzt sah Vincent auf und betrachtete Theodore ungläubig. »Aber die Numa haben doch gar keine permanenten Domizile.«
    »Oh doch. Das war ein weiterer Punkt des Abkommens. Durch die Kapitulation galten die Revenants praktisch als besiegt, weshalb Jean-Baptiste ein paar seiner Immobilien an Lucien übereignete. Das Haus in Neuilly. Mehrere Wohnungen im Zentrum von Paris. Ein komplettes Apartmenthaus in der Gegend um République.«
    Nein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Jean-Baptiste sollte seine Immobilien den Numa überlassen haben? Ihnen damit nicht nur Wohnraum gestellt, sondern sie auf diese Weise sogar versteckt und geschützt haben? Während ich durchaus nachvollziehen konnte, Opfer zur Rettung seiner Leute zu bringen, hörte mein Verständnis ziemlich genau an dem Punkt auf, wo es darum ging, dem Feind Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, ohne die eigenen

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