Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden
Grundlagentraining eignen, und rechts unten halten Sie die Lückensprünge bei den vielen Garageneinfahrten fest. Das ist Ihre Karte, mit der Betonung auf »Ihre«. Diese Karte spiegelt wieder, wie Sie das Gebiet empfunden haben. Wieder zu Hause angekommen, stellen Sie Ihre Karte ins Internet und bemerken, dass jemand anders auch schon eine Karte von diesem Gebiet angefertigt hat. Eine Karte mit den rutschigen Stangen, die so dünn sind, dass man da erst als Profi hingehen sollte, mit Bäumen, die zu dicke Äste haben und sich daher kaum fürs Training eignen, mit den Mauern, die zu hoch für Basisbewegungen, aber zu niedrig für komplexere Sprünge sind, und mit Garagen, durch die man gut durchlaufen kann, die sich aber nicht gut für Sprünge eignen. Sie verstehen nicht, wie der andere auf die Idee kommt, das so darzustellen? Sie waren ja selbst dort und haben das ganz anders gesehen.
Der nächste Punkt auf dem Weg zu einer optimierten Einstellung ist deshalb die Erkenntnis, dass nichts eindeutig ist. Dieses Verständnis erspart Ihnen viel Ärger und unnötige Sorgen: Die Karte ist nicht das Gebiet. Die Idee basiert auf dem Konzept des Linguistikers Alfred Korzybski: „Die Landkarte ist nicht das Gelände.« Allerdings konzentrierte er sich auf die Sprache: Das, was man spricht (= die Landkarte) kann nie genau die Realität (= das Gelände) wiedergeben. Ich möchte über das rein Sprachliche hinausgehen. Stellen Sie sich vor: Sie rufen ihren Kollegen an, weil Sie ihn etwas zu dem geplanten Grillabend am Wochenende fragen wollen. Er hebt ab:
Kollege: »Ja, bitte?«
Sie: »Hallo, ich bin’s.«
Kollege: »Ich hab jetzt keine Zeit.«
Und er legt auf. Wow, das war unfreundlich. Sie empfinden das als Frechheit, sind sauer. Schließlich haben Sie ihn ganz nett und freundlich angerufen, Sie haben ihm nichts getan. Aber das ist nicht das ganze Bild. Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach einem endlos langen, sehr anstrengenden Tag von der Arbeit nach Hause. Ihre Freundin erwartet Sie schon, sie ist sauer. Sie wirft Ihnen vor, Sie am Nachmittag mit einer anderen Frau gesehen zu haben. Sie jedoch waren den ganzen Tag in der Arbeit und verstehen sich daher selbstverständlich als vollkommen unschuldig. Sie beide beginnen zu streiten. In dem Moment klingelt das Telefon, und ein Kollege ruft an. Einfach wegdrücken schaffen Sie nicht, darum gehen Sie kurz ran und sagen ihm, dass sie keine Zeit haben, wenn auch mit etwas erregter Stimme.
Das, was Sie sehen, hören und erleben, ist immer nur ein gewisser Teil dessen, was passiert und darüber hinaus auch nur Ihr persönlicher Eindruck. Machen Sie sich das bewusst, neigen Sie weniger dazu, Kurzschlussentscheidungen zu treffen, ohne vorher die Situation genauer überdacht zu haben. Wenn ein anderer Mensch Ihnen gegenüber eine Verhaltensweise an den Tag legt, die Sie stört, ist es nicht immer die beste Lösung, ihn direkt anzugreifen. Stattdessen sollten Sie ihn darauf ansprechen und dadurch die Möglichkeit einer Klärung schaffen.
Wenn ein Traceur in einer Wohnanlage trainiert und jemand kommt aufgebracht auf ihn zu und weist ihn in scharfem Ton an »hier zu verschwinden«, ist es am besten, erst einmal freundlich nachzufragen, was es für ein Problem gibt, statt sich angegriffen zu fühlen und ebenfalls aufgebracht zu reagieren. Oft ergibt sich dann ein ganz anderes Bild. Vielleicht handelt es sich um den Besitzer der Wohnanlage und vielleicht hatte er in den letzten Wochen Probleme mit ein paar Jugendlichen, die Graffitis auf seine Wände gesprüht hatten. Erst im Gespräch erfährt man solche für das Verständnis wichtigen Details, am Ende erhält man die Erlaubnis des Besitzers, in seiner Wohnanlage trainieren zu dürfen, und er findet das auch noch gut.
Viele Menschen scheitern auf dem Weg, die eigenen Ziele zu verwirklichen, an banalen Dingen. Das große Ziel, Manager in einem Hotel zu werden, kann schon wegen eines Streits um einen Parkplatz des Hotels scheitern, weil der andere Fahrer zufällig der Geschäftsführer ist. Das klingt furchtbar banal, nicht? Aber an genau derartigen Banalitäten können ganze Karrieren scheitern. Deshalb ist es nicht ratsam, Banalitäten zu unterschätzen. Ergänzen Sie auf Ihrem Mission-Statement-Blatt:
Die Karte ist nicht das Gebiet.
Ich bin offen für neue Perspektiven.
Es gibt kein Glück
Ich kann es schon nicht mehr hören. »Andi, du hattest ja so viel Glück.« Das ist der Lieblingskommentar vieler Leute, die mich
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