Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden

wäre Verschwendung.
     
    Diese drei Übungen sollten Sie über einige Tage verteilt mehrmals mit verschiedenen Situationen und Gefühlen durchspielen, sich dabei aber auf Positives beschränken, denn negative Gefühle gab es bisher schon genug, diese müssen Sie nicht extra herbeiführen. Das Durchleben dieser Übungen und der dabei entstehenden Eindrücke schult die Fähigkeit, Situationen, auch wenn sie noch nicht genau so passiert sind, vor dem inneren Auge abzuspielen und nachzuempfinden. Dies sind die Grundvoraussetzungen für eine aktive Visualisierung.
    Das Einzige, was Ihnen nun noch im Weg steht, ist das Gefühl der Angst an sich. Sie haben vor einer bestimmten Situation oder einem möglichen Ereignis Angst. Ganz unaufgefordert beginnt Ihr Kopf, sich alles Mögliche auszumalen, was da passieren könnte, und an dieser Stelle arbeiten Sie mit der Visualisierung dagegen.
    Statt zu beginnen, sich alle möglichen Schreckensszenarien auszumalen, beruhigen Sie sich und stellen sich den Beginn der Situation vor. Sie stellen sich bildlich vor, wie Sie der Situation gegenübertreten. Dabei visualisieren Sie, wie die Gefühle von Mut und Kraft in Ihnen aufkommen. Sie durchleben die Situation, stellen sich Ihre Handlungen und Worte vor, was man zu Ihnen sagt, was Sie antworten. Sie stellen sich vor, wie Sie Erfolg haben und die Situation zum Positiven wenden und zu Ihren Gunsten entscheiden. Genau wie in den vorhergehenden Übungen geht es darum, sich währenddessen so viele Details wie möglich vorzustellen und die Emotionen und Gefühle so stark wie möglich zu empfinden. Fühlen Sie, wie Sie stark sind, fühlen Sie, wie Sie mutig sind, fühlen Sie, wie Sie es richtig machen und wie gut sich der Erfolg anfühlt. Durchleben Sie die Situation und Ihre positive Bewältigung so intensiv wie möglich, und das mehrfach. Empfinden Sie, wie glücklich Sie sind, wenn Sie die Situation gemeistert haben. Glauben Sie daran, dass dies die Wirklichkeit ist, und stellen Sie sich vor, dass Sie in dem Moment das alles tatsächlich erleben. Mit je mehr Überzeugung und Kraft Sie sich diese Dinge vorstellen, umso stärker werden Sie sich als tatsächliche Erfahrungen in Ihr Unterbewusstsein brennen. Und aus eben diesen Erfahrungen bezieht Ihr Gehirn die Informationen, wenn es seine verfügbaren Ressourcen überprüft, um zu entscheiden, ob es eine Situation gut findet oder davor Angst hat.
    Visualisierungen können Sie zu jeder Zeit machen. Wenn Sie wissen, dass Sie nächste Woche ein Bewerbungsgespräch haben werden, stellen Sie sich schon heute vor, wie Sie selbstsicher, aufgeschlossen und erfolgreich dieses Gespräch meistern und für sich entscheiden werden. Im Parkour verwendet man Visualisierung häufig direkt vor einem Sprung, um sich noch einmal den genauen Bewegungsablauf klarzumachen und sich auf das gute Gefühl nach dem geschafften Sprung zu freuen. Vorfreude ist ein toller Motivator und kann von irrationalen Ängsten ablenken.

Schritt 4:
    Die Sache angehen … Ich könnte aus meinen Erfahrungen beim Parkour-Training alleine über »die Sache angehen« ganze Bücher füllen. Jedoch wäre ich auch nach Hunderten Seiten noch nicht zufrieden, da dies ein Gefühl ist, das sich meines Erachtens nicht in Worten wiedergeben lässt. Bevor Sie in die Situation starten, atmen Sie tief durch, denken Sie an etwas Schönes und legen Sie los. Ich würde hier gerne schreiben: »Legen Sie einfach los«, nur so »einfach« ist das gar nicht, wenn man es nicht gewohnt ist. Darum ist die beste Möglichkeit, ein Gefühl für diesen vierten Schritt zu bekommen, immer wieder kleine Ängste zu überwinden, so wie der Traceur bei jedem einzelnen Sprung auch ein klein bisschen Angst überwindet.

Phase 4: Angst präventiv überwinden
    Die beste Vorbereitung kann eines nicht verhindern: Den Moment, in dem man den entscheidenden Schritt tut und die Angst überwindet. Man kann mit einer guten Vorbereitung den Druck und die Schwierigkeit dieses Moments massiv erleichtern. Doch im Moment der Überwindung muss man sich entscheiden – es ist ein »Alles oder Nichts«-Moment.
     
    Dieser Moment liegt außerhalb der Komfortzone, und die Aktion, diesen Moment zu überwinden, ist nichts anderes, als die Komfortzone zu verlassen. Bei der Reparatur des Selbstbewusstseins haben Sie erfahren, wie es sich anfühlt, die Komfortzone zu verlassen und sie zu pushen. Bei der Angst ist das nichts anderes. Die beste Übung ist, sich regelmäßig kleinen