Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden
Angstsituationen zu stellen und diese zu überwinden. Damit pushen Sie Ihre Komfortzone ständig und gewöhnen sich an das Gefühl, sodass Sie es nach einer gewissen Zeit gar nicht mehr als negativ, vielleicht sogar als positiv wahrnehmen. Mit der Zeit sieht man solche Situationen mehr als Herausforderung an und bekommt einen gewissen Spaß an der Sache. Die Angst vor dem Moment nimmt durch die Gewöhnung ab, und das Glücksgefühl nimmt zu durch den Erfolg. Weil Sie alle Erfolge, die Sie im Umgang mit Ihrer Angst machen, natürlich in Ihr Erfolgstagebuch schreiben, überzeugen Sie auch Ihr Unterbewusstsein davon.
Nach dem Brainstorming haben Sie Ihre Liste mit den alten Ängsten verbrannt. Sie wissen aber noch, welche Ängste Sie dort beschäftigten. Listen Sie nun all die Ängste, die mit dem alltäglichen Leben zu tun haben und mit Situationen zu tun haben, die leicht eintreten können. Wenn als Mitteleuropäer eine Ihrer Ängste ist, in der Arktis auf einer Eisscholle festzusitzen, gehört das nicht auf die Liste, dafür aber beispielsweise die Angst, in einem See zu schwimmen. Wenn Sie das getan haben, überlegen Sie sich Situationen, in denen diese Ängste am häufigsten auftreten. Konzentrieren Sie sich dabei auf Situationen, die Sie im alltäglichen Leben oder ohne großen Aufwand herbeiführen können. Notieren Sie diese Situationen auf einem Papier und lassen Sie genügend Platz für untergeordnete Punkte zu jeder Situation. Nun trainieren Sie jede Situation präventiv in drei Stufen. Stellen Sie sich vor, eine reelle Situation besäße die Angst Stufe 3. Arbeiten Sie sich über die ersten zwei Stufen heran:
Stufe 1: Eine harmlose Situation, um mit der Angst in Kontakt zu kommen.
Stufe 2: Eine durchschnittliche Situation, in der die Angst einigermaßen präsent ist.
Stufe 3: Eine Situation, in der die Angst nur geringfügig weniger präsent ist als in der tatsächlichen Situation.
Beginnen Sie immer mit der harmlosen Stufe 1, um sich langsam daran zu gewöhnen. Fahren Sie dann mit Stufe 2 fort, um sich zu überwinden, und bleiben Sie dort, bis Sie sich damit merklich wohler fühlen. Wenn Sie mit Situationen der Stufe 2 gut umgehen können, gehen Sie weiter zu Stufe 3 und trainieren Sie diese Situationen, bis Sie sich auch darin einigermaßen wohlfühlen. Dann ist es kein großer Schritt mehr, sich in eine »echte« Situation zu begeben.
Nutzen Sie Ihr Erfolgstagebuch intensiv während dieser Zeit. Schreiben Sie jeden noch so kleinen Erfolg genau auf. Belohnen Sie sich außerdem für Ihre Erfolge.
Akute Ängste überwinden
Im Parkour des Lebens können Sie nicht jede Situation vorhersehen. Auch der Traceur ist kein Hellseher, und gerät daher gelegentlich in Situationen, die er so nicht erwartet hat. Ich erinnere mich an eines der wenigen gefährlichen Ereignisse, in die ich beim Parkour-Training bisher geraten bin. Beim Training in London stand ich auf einem Betonklotz, etwa acht Meter über dem Boden, und wollte über den Abgrund an eine Mauer springen die ungefähr drei Meter entfernt und zwei Meter höher als der Betonklotz war. Dort wollte ich mich in einer hängenden Position festhalten, um dann hinaufzuklettern, das nennt man einen »Armsprung«. An sich keine große Sache, ich zählte meinen Anlauf aus und schaute hinüber auf die Mauer, um zu prüfen, ob oben keine Steine oder Dreck lagen, die mir gefährlich hätten werden können. Alles erschien sicher, ich konzentrierte mich auf den Sprung, atmete tief ein und wartete noch einen kleinen Moment. Ich lief los, beschleunigte, sprang ab und flog Richtung Mauer. Es ist ein tolles Gefühl so frei in der Luft. Bei einem Armsprung streckt man die Beine zuerst zur Landung nach vorn, um die Geschwindigkeit beim Auftreffen abzubremsen, und fängt sich dann mit den Händen an der Oberkante. Als ich mit meinen Füßen die Mauer berührte, fühlte es sich etwas seltsam an. Die typischen »Brickwalls« in London sind aus braunem Backstein gebaut und sehr stabil und griffig. Diese hier fühlte sich jedoch etwas instabil an. Als ich mit der linken Hand nach der Kante griff, merkte ich, dass der Stein nicht fest saß. Die rechte Hand setzte auf, und schon kamen mir beide Steine entgegen. Ich hatte Sekundenbruchteile, bis ich oben meinen Halt verlieren, acht Meter in die Tiefe stürzen und von schweren Backsteinen erschlagen würde – nette Aussicht. Ich wusste, meine einzige Chance war, mich im Hängen mit den Füßen von der Mauer
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