Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben
überall lauern die Feinde, denen das Anliegen unserer kleinen Bücher völlig egal ist. Stoßen wir nicht ins Horn, der Sieg ist noch längst nicht errungen. Denn es wird immer ein paar nicht überzeugte Miesmacher geben, diese Leute sterben nie aus, die der Welt auf den Wecker gehen, Typen mit Hut auf, die nichts begriffen, nichts gehört haben über dem Lärm ihrer verdammten Maschinenpistolen (Maschinengewehre?/Sturmgewehre?) und die für sich allein schon unser gesamtes Befriedungsprogrammsowohl auf der Ebene des Krieges als auch der Liebe und der Pflanzen in Gefahr bringen. Da reicht eine Handvoll von diesen Typen. Also müssen wir den abgewickelten Faden mit aller Macht festhalten, um zu verhindern, dass sie ihn in inversum erneut zu einem tragischen Knäuel verheddern. Das heißt also, immer wieder einhämmern, wiederholen, den Horizont mit dem Vorschlaghammer freiräumen. Ich halte meinen Faden fest in der Hand, ich weiche nicht und sollte ich mich mit jedem Ratgeber aufs Neue gegen sie stemmen müssen. Man muss dranbleiben, man muss daran glauben, ich lasse mich doch von zwei Milliarden Kerlen in Waffen nicht zum Aufgeben zwingen, das meint ihr nicht im Ernst.
Bleiben wir ganz gelassen, gehen wir der Reihe nach vor. Der Tag eilt wie im Fluge dahin, und wenn ich auch schon viele grundsätzliche Fragen geklärt habe, sind wir doch noch nicht am Ende unseres Weges.
Ihr habt nicht bemerkt, dass ich schon viele Fragen geklärt habe? Das ist Absicht, es ist sogar der untrügliche Beweis für den Erfolg meines Unternehmens, ich reibe mir die Hände. Ich wünsche mir nämlich nichts anderes, als dass diese Lektüre eine nahrhafte Freude bleiben möge, wie ehrgeizig ihr Thema auchsei: Solltet ihr darum das Gefühl haben, ein paar Fragen, ja sogar alle Fragen irgendwie verpasst zu haben, so macht euch keine Sorgen, sie sind nämlich, ohne dass ihr es bemerkt habt, in euren Geist gedrungen, da sie zwischen den Zeilen stehen. Ich hoffe, ihr begreift den Coup: Ich führe euch die Themen nicht frontal vor, in ihrer ganzen spröden Materie, o nein, ich schiebe sie heimlich unter den Text, nachdem ich sie vorher in feine, nahezu durchsichtige Scheibchen zerlegt habe. Ihr nehmt sie gar nicht wahr, doch sie sind da und breiten sich langsam und unauffällig in euren Gehirnwindungen aus, indem wir in angenehmer Gesellschaft über dieses und jenes plaudern. Ihr seht, welche Mühe ich mir mache, um euch euren Einsatz zu erleichtern. Ein raffiniertes Verfahren, fast teuflisch.
Ich selbst habe es entwickelt, es ist ganz neu. Früher, als ich es noch nicht anwandte, habt ihr mitunter gemurrt, euch mitunter auch verdrückt, ich erinnere mich noch gut. Seitdem habe ich intensiv nachgedacht, wie ich meine Methode verfeinern könnte. Das Kino arbeitet schon lange mit dem unterschwelligen Bild, aber in der Literatur war es noch nie versucht worden. Man musste es eben mal wagen, und ich hab’s getan. Ganz allein. Ich habe eine Erfindung erfunden(bringt mir diesen Lapsus in Ordnung), um in einer Literatur luftig wie Klöppelspitze ein gewichtiges Anliegen unterzubringen. So dass der Eindruck eines harmlosen Schmökers entsteht, der keinen großen Schaden anrichtet, bei dem aber auch unser Vergnügungsbedürfnis auf seine Kosten kommt. Einer Literatur, so könnte man meinen, die gerade gut genug ist, um sie den Hühnern zum Fraß vorzuwerfen. Aber »Achtung!«, sage ich, täuscht euch nicht. Zum einen sind Hühner ein schwieriges Völkchen, sie fressen nicht irgendwas. Zum anderen steckt gerade in dieser bewusst unterhaltsamen Literatur, unter weißer Gaze verborgen, regelrechter Sprengstoff mit Langzeitwirkung. Das hat mich monatelanges Experimentieren gekostet, mit wiederholten Tests an achtundsiebzig Versuchskaninchen (ich spreche von Meerschweinchen, Cavia porcellus , nicht von Menschen, für wen haltet ihr mich?). Infusion, Infiltration, alles ganz unauffällig. So werdet ihr am Ende dieses Buches in einem fast euphorischen Zustand luzider Glückseligkeit sein und nicht mal begreifen, wie das vor sich gegangen ist. Gebt zu, das ist nicht alltäglich.
Nein, rechnet nicht damit, dass ich euch das Rezept dieser außergewöhnlichen Erfindung herausrücke.Viel zu gefährlich, das Instrument gehört nicht in aller Hände. Stellt euch vor, so ein Typ mit Hut bemächtigte sich seiner zu verwerflichen Zielen. Wie fändet ihr das?
Ah, ich verstehe, ihr fürchtet, unterschwellige Gedanken zu schlucken, die nicht nach eurem Geschmack sind.
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