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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unermüdlich ermahne, euch an euren FW und euer TI zu klammern. Und da ihr euer Tiefinnerstes ja nun wiedergefunden habt, so habt auch den Mut, klemmt euer Auge an den Flaschenhals und schaut hinein. Ich weiß, ein Vergnügen ist es nicht, den Blick in sein Tiefinnerstes zu versenken, ich hatte euch jagewarnt, aber jetzt ist nicht der Augenblick zu kneifen. Wir haben die Ameise im Voraus bezahlt, auf halbem Wege bleiben wir nicht stehen. Schaut hinein, und was seht ihr? Sehr viel Blau? Und etwas Rot? Sehr viel Rot? Und etwas Blau? Ihr habt’s! Wir sind angekommen. Wir sind fast schon im Herzen der Schnecke.
    Gelb sogar auch? Ja, das ist normal, aber lasst Gelb im Augenblick beiseite, es ist nicht unser Thema.
    Ihr könnt euch jetzt wieder vom Flaschenhals lösen, ihr habt erkannt, dass jeder in seinem TI die drei Grundfarben hat, ich selbst auch, ich hab’s gerade überprüft. Ein Glück, sage ich, es beweist uns, dass wir keine Armleuchter sind und potentiell alle in der Lage, »Das sterbende Griechenland auf den Ruinen von Athen« zu malen. Nein, ich habe euch nichts vorgemacht, wenn ich euch in groben Umrissen von blauen und von roten Individuen erzählt habe, diese zugegeben holzschnittartige Vereinfachung war nur gedacht, das Operculum zu sprengen. Ich habe nie geschrieben »ganz und gar blau« oder »ganz und gar rot«, ich sprach von »Tendenz«. Seht selber nach, ich warte.
    Na, was habe ich gesagt?
    Es gibt übrigens in der Tat ausschließlich blaue oder rote Individuen, diese wenigen Ausnahmen hat dieNatur sich ausgedacht, um uns ins Schwitzen zu bringen. Erstere findet man in Mönchszellen, die Zweiten in den Mangrovensümpfen von Borneo, wo sie als Berufssöldner tätig sind. Keiner der beiden Fälle aber hat etwas mit unserem Thema, der Liebe, zu tun, wenn ich daran erinnern darf. Wenn ich also Violett sage, verlange ich von euch nicht, die Farben des anderen blindlings zu schlucken, vielmehr, ausgehend von eurer eigenen Palette, erlesene Mischungen herzustellen, anstatt euch auf euren Grundton zu versteifen, denn das führt, wie wir sahen, unweigerlich in die Katastrophe. Und den Skeptikern unter euch sei gesagt, dass Violett eine Sekundär farbe ist, also das Ergebnis einer Nuancierung . Zur richtigen Nuance gelangt man durch ein raffiniertes Verfahren, durch geistige Akrobatik ersten Ranges, und die ist alles andere als ein Kompromiss. Im Gegenteil, wir spielen virtuos mit der ganzen Palette unseres TI. Nein, nicht Patella, sondern Palette, sagte ich, konzentriert euch bitte. Aber sicher könnt ihr, wenn’s euch Spaß macht, eure Napfschnecken als Näpfchen benutzen, um eure Farbpigmente darin zu zerreiben. Den Ängstlichen, Zurückhaltenden seien auch Pastellfarben erlaubt, da ist das Mischen nur mühseliger, aber das Material taugt genauso gut, dann kommt eben Zartlila oder einheller Fliederton anstelle von Violett heraus, dagegen habe ich nichts, solange ihr nur dem Prinzip Sekundärfarbe, also der Nuancierung, treu bleibt. Nein, nicht Patella ‒ Pastell. Diese Napfschneckengeschichte geht mir allmählich zu weit, lasst euch nicht bei jeder Gelegenheit dadurch ablenken. Legt eure Schnecken hin und färbt euch violett, Schluss, aus. Das passt euch nicht? Ihr wollt die Reinheit eures dominierenden Farbtons nicht versauen?
    Ihr zwingt mich, noch weiter zu gehen, dann muss ich die Ameise antreiben und bis ins Epizentrum der Schnecke vordringen, ins Auge des Zyklons, ich fürchte, das wird euch umhauen, aber mir bleibt keine Wahl mehr: In Sachen Liebe besitzt ihr nämlich keinen dominierenden Farbton. Das heißt, eure Dominante ist keine verlässliche Größe, sie kann euch unversehens abhandenkommen. Was sagt ihr nun?
    Gesagt, getan, darauf kommen wir nun nicht mehr zurück, wir sitzen mit unserem Hintern fest auf dem Epizentrum, uns ist wohl. Lasst die Ameise frei. Ja, selbst auf die Ameise, stellt euch vor, kann man sich nicht verlassen. Einer mustergültigen Ameise, einer fleißigen programmierten Arbeiterin kann es plötzlich einfallen, Blattlaussaft zu trinken, bis sie besoffen ist, und ihre Arbeit im Stich zu lassen. Nein, keinHaschisch, es ist Blattlaussaft, nur, in puncto Arbeitsproduktivität läuft es genau aufs Gleiche hinaus. Aber entfernen wir uns nicht wieder vom Thema, das macht mich nervös. Nein, es ist kein Koks, kein Gras, kein Joint, würdet ihr mal netterweise diese Blattläuse loslassen, ihr könntet euch verletzen. Denn die sind toxisch. Die Liebe auch, ja, ich weiß. Also,

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