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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihr werdet mir nicht das Einmaleins beibringen wollen, verkehren wir doch, bitte schön, nicht die Rollen. Die Liebe ist eine harte Droge, mit schnellem Gewöhnungseffekt und besonders bitterem Nachgeschmack, und wenn man ihr erst verfallen ist, kommt man nur schwer wieder von ihr los. Ja und deswegen, stellt euch vor, rackern wir uns hier ab, um die Schäden zu begrenzen, die diese verdammte Geschichte, die man Liebe nennt, gemeinhin anrichtet. Ja, sie ist eine harte Droge. Deren Genuss das Gesetz jedoch keineswegs vorschreibt, ich wiederhole es für alle, die schon wieder pfeifend durch die Gehäusewindungen bummeln. Wir rackern uns ab für Leute, die sie trotzdem haben wollen, obwohl die Substanz toxisch ist, kein Mensch ist dazu gezwungen. Über diesen Punkt sollten wir uns alle einig sein, und nun, da wir die Botschaft empfangen haben, wollen wir das Schneckenhaus mal wieder verlassen, man erstickt ja hier förmlich. Aber nehmen wir die neu gewonneneErkenntnis mit (wir sind hier, um zu arbeiten, nicht um Blattlaussaft zu schlürfen): In der Liebe haben wir keine dominante Farbe, wir können uns nicht behaglich auf ihr ausruhen, sie ist nicht verlässlich. Sicher, das ist unangenehm, wir hätten uns lieber aus einem Guss, das wäre sehr viel praktischer. Aber ihr wisst so gut wie ich, dass dieses »aus einem Guss« eine Illusion des Geistes ist. Umso besser, sage ich, denn der Guss ist ein Idiot (die Erkenntnis tut auch dem Nachbarn not). In der Liebe erheben wir uns auf die Höhe der Relativität, wo je nach der Farbe des Jungen/des Mädchens, das uns gegenübertritt, alle Dominanten sich verändern können. Na klar – weil es sich um das dynamische Spiel der Gegensätze handelt. Ihr glaubt mir nicht? Dann macht doch mal den Test, so tiefblau ihr sein mögt: Wenn ihr sechs Anrufe am Tag und acht E-Mails pro Woche erhalten habt, nicht gerechnet eine Menge eifersüchtiger Vorwürfe und Verhaltensregeln, dann geht ihr mit fliegenden Fahnen zu Rot über und träumt eher von den Mangrovensümpfen auf Borneo als von dreifachen Türschlössern.
    Was habe ich euch gesagt.
    Darum warne ich euch: Hinter jedem Blau kann sich ein Rot verbergen und umgekehrt, verlasst euchnicht blindlings auf irgendwelche gedanklichen Leitsätze, die TI der anderen sind nicht weniger reich ausgestattet als eure. Rümpft nicht die Nase, solche Schwankungen der Dominanten sind nicht mit der hirnlosen Passivität von Wetterfahnen vergleichbar. Es handelt sich, im Gegenteil, um einen kräftigen Überlebensreflex, um den zerstörerischen Wirkungen des Kumulationsmodells zu entgehen.
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr, die drei Minuten, die wir uns für die Verfeinerung des Liebesproblems gegönnt hatten, sind um, fassen wir den ganzen Kram schnell noch einmal zusammen. Übertreibt es nicht mit eurer Grundfarbe, das habt ihr begriffen, wenn ihr den fatalen Blau-Rot-Schock vermeiden wollt. Stöbert in eurem TI und orientiert euch nach Violett hin, mehr oder weniger rot oder mehr oder weniger blau, so genau kommt es nicht darauf an, Hauptsache, ihr erreicht die ersten Grade der Nuancierung. Ihr seht, wie einfach es ist, hatte ich es euch nicht gesagt? Nicht umsonst ermutige ich euch seit Anbeginn, Enten zu malen, farbige Enten. Das ist eine gute Vorübung.
    Nein, über Gelb mit euch zu reden, habe ich nun wirklich keine Sekunde Zeit mehr, ich bedaure, aber wir müssen zum Schluss kommen. Nur so viel solltetihr wissen, dass wir in unserem TI nur über sehr wenig Gelb verfügen. Gelb ist die Farbe der Weisen. Nicht dass das Thema mich schreckte, aber die Pause ist vorbei, wir werden ein andermal darüber diskutieren.

Ich habe zehn Stunden hintereinander geschlafen ‒ eine Katastrophe. Der Mittwoch ist schon weiter fortgeschritten, als gut ist, aber bleiben wir ruhig, ganz ruhig. Ich werde den Kessel hochfahren, was das Zeug hält, die Turbinen ölen, die Ventile schließen. Was heißt, es fliegt alles in die Luft, wenn ich die Ventile schließe? Ich verstehe, ich verstehe, was ihr meint, dann lasse ich also die Ventile einen Millimeter offen, es ist meine Schuld, ich weiß, ich hätte nicht zehn Stunden schlafen dürfen. Aber ihr seid auch nicht ganz unschuldig, ihr kommt zehn Minuten zu spät. Dabei habe ich immer sehr auf diesen zehn Minuten bestanden. Reißt euch zusammen, zum Teufel, erscheint hier gleichzeitig und mit dem Hintern zuerst, ich habe euch ein Konzept von einiger Tragweite mitzuteilen. Spürt ihr den bitteren Beigeschmack? Ich

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