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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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auf einem Waldweg sehr weit von hier, da läuft ein Typ entlang. Er kehrt über diesen Forstweg nach Hause zurück, was sehr unvorsichtig von ihm ist, denn er ist allein, wir erinnern uns, und ich fürchte, die Sache wird auch bald eine böse Wendung nehmen. Wie wird er da herauskommen?, fragt man sich.
    Nein, fangt gar nicht erst an zu träumen. Jetzt ist wahrlich nicht der Augenblick für einen Kriminalroman. Es wäre sogar eine Katastrophe, an dem Punkt, wo wir sind. Ich sagte, wir warten bis Sonntag, also warten wir bis Sonntag, verflucht, ich verlange doch nichts Unmögliches von euch.
    Macht nicht solchen Krach mit euren Bürsten.
    Ich habe diesen Diebstahl gar nicht begangen. Alsohabe ich mich gefragt (und hier folge ich haargenau meinem Faden), da dieses »Entspannt euch« mir ja irgendwie bekannt vorkam, ob ich mich nicht selber bestohlen hätte. So habe ich mich denn auf der Stelle hingesetzt und mein kleines Opus von einst in extenso noch einmal gelesen, was mich wertvolle Minuten gekostet hat, sagt mir bloß nicht, ich würde die Dinge nicht gründlich recherchieren. In der Tat, ich reibe mich in diesem Werk auf in dem Bemühen, euch zu beschwichtigen, so tief, wie ihr damals in euren Problemen stecktet. So lese ich da ein »Beruhigt euch«, »Fasst neue Hoffnung«, »Bringt euch nicht um«, dieselbe sehr direkte Ansprache, gedacht, den Leser zu entspannen, die gleichen aufmunternden, obwohl auch ein wenig lapidaren Sprüche, ja, man könnte meinen, beide Opusse (Opi?/Opera?) seien von derselben Hand geschrieben. Eine ziemlich faszinierende Koinzidenz, über die nachzudenken sich lohnt.
    In der Tat, es war dieselbe Hand, ich erinnere mich genau, es fällt mir jetzt alles wieder ein. Ihr seht, ich verliere meinen Faden nicht.
    Nein, dagegen protestiere ich entschieden. Eure Unterstellungen sind niederträchtig. Anzunehmen, mein besagter Freund habe das Wort »Kaninchen«aus meinem Kleinen Ratgeber gestohlen, um es in ein eigenes Werk zu schmuggeln, ist blanker Unsinn. Zum einen ist stehlen nun wirklich nicht sein Ding. Zum anderen stehlen nur die Bedürftigen, und da ist es vollkommen verständlich. Könnt ihr mir folgen?
    Also, er ist kein bedürftiger Mensch. Im Gegenteil, er ist ein Wegbereiter der Literatur des 21. Jahrhundert, falls euch das was sagt. Er hat es überhaupt nicht nötig, einer Krimiautorin nächtens so ein lausiges Wort zu stehlen. Ihr bringt mich zum Lachen. Aber zugleich beschämt ihr mich auch. Dreht eure Bürsten siebenmal herum, und dass mir keiner mehr davon spricht, der Erste, der wieder anfängt, fliegt augenblicklich über Bord (mit Rettungsring, versteht sich, ich mag ja die Leute). [Durchzug eines einfachen unterschwelligen Konzepts: Die Leute mögen. Spürt ihr den leicht bitteren Beigeschmack? Es ist das letzte Mal, dass ich euch darauf hinweise, trinkt einen Schluck Sirup. Ich weiß, es ist schwer, die Leute zu mögen, aber strengt euch ein bisschen an, ich schaffe es ja auch. Dabei bin ich nicht mal aus dem Schenkel des Jupiters geboren. Ich bin aus dem Bauch meiner Mutter geboren, mit zehn Minuten Abstand, und diese Entscheidung geht nur sie etwas an.]
    Also Schluss, aus, reden wir nicht mehr darüber, wir haben endlich den Schlüssel des Rätsels, ich habe bei mir selber geklaut, voilà, so erklärt sich dieser Eindruck eines Déjà-vu. Das zusammengesetzte Substantiv »Tigerstreifen« dagegen, ja, das habe ich ihm gestohlen, ich leugne es nicht. Aber ihr müsst zugeben, ich treibe keinen Missbrauch damit. Also, wisst ihr, wenn ein Autor gehaltvoller, netter Kriminalromane nicht mal das Recht hat, einen einzigen lächerlich kleinen Begriff von einem Kerl zu mausen, der gerade der Literatur des 21. Jahrhunderts den Weg bereitet und vor Ideen nur so sprüht, während ich selber keine habe, wo kommen wir da hin, und in welcher raubgierigen Welt leben wir? Frage ich euch. Das wäre ja so, als würde ein Bäcker einer ausgehungerten Mutter das Brot für ihre Kinder verweigern, mit solchen Dingen spaßt man nicht. Auf dieser Ebene nämlich ist Diebstahl kein Verbrechen, rücken wir die Dinge doch mal zurecht, verdammt. Es ist nicht mehr als Mundraub mit dem Effekt leichter Kompensation zwischen Reich und Arm. Wenn mich also jemand deswegen vor den Kadi zerren will, so möge er’s tun. Ich bin mit meinem Gewissen im Reinen, und ich verstehe mich.
    Aber hören wir jetzt mal auf, von dem Kerl zu reden, dann legt sich die Aufregung von ganz allein, wirschmeißen ja nur unsere

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