Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben
seht, wie gekonnt das Gift sich klammheimlich in die besten Absichten schleicht. Diesen Teil der Arie werfen wir weg. Ich sehe, einige sind dagegen, die diesen kleinen Satz irgendwie mögen, aber ich sage: Achtung! Wir passieren ein Korallenriff, an dem jeder sich den Bauch aufreißen kann, beißt die Zähne zusammen. Aber natürlich werfen wir ihn weg . Und zwar auf der Stelle, denn ihr müsst wissen, dagegen ist der Satansröhrling eine Lappalie. Solcherart Drohungen (gesteigerte Vorwürfe) sind Kriegsgerät. Schmeißt mir diese verdammten Druckmittel über Bord, sie vernebeln uns nur den Verstand.
Denn klar zu denken ist ein Gebot ersten Ranges in der Liebe, um alles zu vermeiden, was sie vergiften könnte. Fangen wir am besten gleich damit an: Ich glaube euch gesagt zu haben, dass, wenn man jemanden liebt, uns niemand dazu aufgefordert hat. Keinerhat nach uns geläutet. Wir lieben aus freien Stücken, und der andere ist in keiner Weise dafür verantwortlich. Das klärt unser Denken schon mal ganz erheblich, schreibt es euch auf, dieses Buch wird nicht veröffentlicht werden. Es ist bestimmt, nächtens unter der Hand zu zirkulieren. Woraus folgt, dass der andere nicht dafür bezahlt wird, dass er uns wiederliebt mit der Begründung, dass wir ihn ja liebten. Wir schwimmen da geradezu in einer sehr erhellenden, ja belebenden Flut von Offensichtlichkeiten. Woraus wir drittens schließen, dass niemand von Natur aus das Recht hat, dem geliebten Wesen Vorwürfe zu machen, wenn es einen nicht so liebt, wie man sich das wünschte. Das Wesen tut, was es kann, je nach Veranlagung, meistens nicht viel und nicht genug oder aber viel zu viel, hämmern wir uns das in den Schädel, das geliebte Wesen ist nicht auf der Welt, um uns gefällig zu sein. Es ist toll, wie diese Rückbesinnung auf die Grundlagen unserem Geist neuen Schwung verleiht, ihn stimuliert. Somit könnt ihr euer ganzes Arsenal an Vorwürfen, Gehässigkeit, Groll und tutti quanti lachend ins Meer werfen, umso mehr, das sei für die Zwischenrufer hinzugefügt, die meinen Ratgeber von einst zu Hause vergessen haben, als Vorwürfe die Flucht des Wesens auslösen, und zwar proportional zu ihrerSchlagkraft. Für die Sitzenbleiber wiederhole ich es nicht, ihr solltet das alles ja in- und auswendig wissen. Durch Vorwürfe erreicht ihr nur, dass die Dynamik des Blau-Rot-Gemetzels sich beschleunigt, der Effekt ist atemberaubend. Vergesst also niemals, euch diese belebenden kleinen Maximen ins Gedächtnis zu rufen, sobald sich ein Vorwurf auf eure Lippen drängt.
Ja, aber wenn es zu spät ist? Ja, aber wenn diese verdammte Dynamik schon ausgelöst ist? Was soll man naturgemäß dann tun? Wir haben versprochen, diese Möglichkeit zu erörtern, also los. Ich schlage vor, wir machen unser Experiment mit einem unbekannten Paar, das erlaubt uns, Distanz zu wahren, neutral und wissenschaftlich objektiv zu bleiben.
Nehmen wir ein Paar in einer schon sehr verfahrenen Situation, bei dem die Blau-Rot-Dynamik voll im Gange ist, bestehend aus Element B1, das bereits auf dem Absprung ist, und Element B2, noch in Warteposition befindlich. Wenn ihr wählen müsstet, setzt eure Spielfigur eher auf B1 als auf B2, die Verluste sind dann weniger hart. Nein, wir spielen hier nicht Schiffeversenken, wir sind mitten in einem menschlichen Drama, also bitte keine Blödeleien. Kaum sind wir im Labor, zerstreut ihr euch schon, spielt mit Reagenzgläsern und Pinzetten, das ist unseriös, ihr benehmt euchwie die Kinder. Legen wir das unglückliche Paar auf ein dünnes Plättchen, geben wir einen Tropfen Glyzerin darauf, stellen wir scharf, und was beobachtet ihr?
Nein, jetzt ist nicht der Augenblick, uns wegen Treibstoffproblemen zu stören, also bitte, wir sind mitten in einem hochsensiblen Experiment, füllt mir diesen verdammten Heizkessel womit ihr wollt, in Edinburgh tanken wir nach. Was beobachtet ihr?
Dass sie sich duzen? Klar duzen sie sich, ich sagte euch doch, sie sind ein Paar. Lasst mich mal ans Mikroskop. Phantastisch, ich sehe sie, als wenn ich dabei wäre, Wahnsinn, was diese optischen Geräte einem alles ermöglichen. Was also sehen wir? Der Krieg ist bereits voll im Gange, einfach faszinierend, linker Hand sehe ich einen ganzen Stapel alter Vorwürfe und rechter Hand einen Haufen Wurfgeschosse. Jetzt erkenne ich auch Element B1, das sich in eine Ecke geflüchtet hat, auszuweichen sucht, Haken schlägt und sich gemäß Vogel-Strauß-Taktik schweigend entzieht. Seltsam, ich sehe
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