Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben
getan hat, kann seine Bankauszüge den Wanderhühnern überlassen, aber ich will euch nichts vorschreiben. Soeben erfahre ich, dass die Lexika sich gegenwärtig in den Händen eines dieser GVW befinden, das ist höchst unerfreulich. Alsspontane Antwort schlage ich vor, wir begnügen uns mit dem Großen Larousse des XIX. Jahrhunderts in zwanzig Bänden , der bei weitem ausreicht, und stecken alle anderen in den Heizkessel, perfekt.
Wir spulen jetzt mit der Geschwindigkeit des Falken ab und segeln auf einen Horizont buchstäblich voller Hoffnungen zu.
Obwohl sich gerade ein Strohhalm in mein Werk geschlichen hat. Ich sehe, dass die Segel erschlaffen, vermutlich ist der Kessel mit Silizium verdreckt. Nein, ist er nicht, vielmehr überbringt man mir ein Briefchen von Land. Also, könnt ihr euch nicht denken, dass ich Wichtigeres zu tun habe, als meine private Korrespondenz zu sichten? Werft diesen Brief gleich ins Meer, kratzt mir den Kessel mit euren Bürsten sauber und packt ihn, zum Teufel, ordentlich voll. Was, wir haben kein Heidekraut mehr? Auch keine Wolle? Daran soll es nicht liegen, zieht euch aus und steckt eure Sachen in den Ofen, das wird schön bullern, wir hätten schon früher daran denken sollen. Nein, wenn es euch nichts ausmacht, mir macht es nichts aus. Zumal, wenn ihr nackt seid, ihr besser an euren linken Arm herankommt, perfekt, wir haben gewaltige Fortschritte gemacht, eure Rücken sindgerade aufgerichtet, die Ängste zerkleinert, die Röhrlinge ausgelesen, stapelt backbord alles auf einen großen Haufen. Seht, wie wir den entscheidenden Wahrheiten entgegeneilen, ohne uns von Bagatellen aufhalten zu lassen, wir sind dicht dran, nähern uns, stürzen uns darauf. Obwohl sich gerade ein Strohhalm in mein Werk schleicht.
Man fordert mich auf, die Maschinen zu stoppen, man beschwört mich, ihnen zuzuhören, man hätte mir eine Mitteilung auf hoher See zu machen via Wanderhuhn, das von seinen Bankgeschäften zurück sei. Ich hatte dieses Huhn (nennen wir es der größeren Klarheit und Menschlichkeit wegen H.) allerdings gebeten, uns Mozartmusik mitzubringen und nicht meine irdische Korrespondenz. Damit wurde H. nun schon zum zweiten Mal von seiner friedlichen Mission abgelenkt, was mir überhaupt nicht gefällt.
Man fragt mich, ob ich mich an alle Ereignisse erinnere, die uns widerfahren seien, seit wir die blaue Bucht verließen. Aber sicher erinnere ich mich, wir haben den Fluten getrotzt, Konzepte in Streifen geschnitten, sind ins Herz der Schnecke gekrochen, haben die Farbe Lila angemischt, Enten in Farbe gezeichnet, doch ehrlich gesagt, obwohl ich ja niemandem zu nahe treten will, ist dies jetzt der Augenblick, unsere Erinnerungen aufzuwärmen? Seht ihr nicht, dass ichalle Hände voll zu tun habe und wir auch noch unter Beschuss stehen?
Man teilt mir in diesem kleinen Schreiben mit, dass ich Gerüchten zufolge dabei sei, die Schiffsbesatzung zu demotivieren, dass ich zu viel redete, auf unanständige Weise die Unterhaltung an mich risse und meine Gefährten im Abenteuer frustrierte. Ich sehe nicht, was daran so empörend ist, und auch nicht, warum man mich mitten im Gefecht deswegen stören muss, es passiert mir in der Tat gelegentlich, mich ein bisschen zu erregen. Ist es wirklich angemessen, wegen eines so geringfügigen Vergehens unseren Elan zu bremsen?
Diesem verdammten Schreiben nach könnte man es meinen. Einige pflichtbewusste Leute (ich persönlich nenne sie Denunzianten) wollen beobachtet haben, ich hätte gedankenlos und ohne Ende herumschwadroniert, den anderen in tyrannischer Weise den Mund verboten, meine Gefährten härtesten Prüfungen sowohl in physischer als auch in seelischer Hinsicht ausgesetzt. Das sollte mich sehr von mir wundern. Doch streift ein Zweifel mich mit seinem Flügel. Sofort sende ich meiner Zwillingsschwester, die mir gegenüber in jeder Situation gerecht ist, via airmail eine Botschaft, sie antwortet mir wanderhuhnwendend und bestätigtden Vorwurf ziemlich unverblümt, wenn auch mit einer Spur Nachsicht. Und da mein Zwilling stets um mein Wohl besorgt und in Anbetracht ihrer zehn Minuten Vorsprung auch ein viel bedächtigerer Mensch ist als ihre Schwester, rät sie mir mit aller Sanftmut, mir die Lage an Bord unserer Triere doch einmal näher anzusehen für den bedauerlichen Fall, dass ich euch gegenüber tatsächlich die Grenzen überschritten hätte. Was ich, ehrlich gesagt, nicht glaube. Es ist reine Panikmache. Ich will gern zugeben, dass bei gemeinsamen
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