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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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selbstsicher – das würde nie verschwinden. Aber ebenso war da eine Trägheit und Ruhe an ihm, wie bei einem gesättigten Jäger. Man kann die Wildheit nicht für immer festhalten. Ich schlüpfte wieder in meine Unterröcke und ließ mich auf den Polstern nieder, um meine Füße in seinen Schoß zu legen.
    »Ich mag es noch nicht wieder anziehen.« Ich streckte mich, so weit es die Kutsche zuließ. »Wozu auch? Es ist noch genügend Zeit.
    Er lehnte sich zurück, eine Hand an meinem Knöchel. »Mir gefällt deine Art zu denken, Zuckerfee.«
    Ich grinste träge und senkte den Blick, und in diesem Moment fiel mir auf, dass mein weißes Korsett überall schwarze Schmierer hatte. An meinen Handgelenken und Hüften fand ich ähnliche Flecken.
    »Was … hast du mit mir gemacht?«
    Er biss sich auf die Lippe und bemühte sich wirklich sehr, nicht zu lachen, und ich fühlte Zorn in mir aufsteigen.
    »Es war Verushas Idee. Sie sagte, meine Hände seien nicht dunkel genug, und es könnte jemandem auffallen. Also hat sie sie mit Tinte eingerieben. Und ich vermute, durch das Schwitzen hat es … abgefärbt.«
    »Tinte. Ich bin auf dem Weg zum Ball des Zuckerschnees und bin voller Tinte?«
    Er versuchte eher schlecht als recht ein Auflachen mit einem Husten zu tarnen. »Gibt es denn nichts, um es abzuwischen? Ich habe kein weiteres Taschentuch dabei. Vielleicht etwas Schnee?«
    Ich schüttelte seine Hand auf meinem Knöchel ab und versetzte ihm einen halbherzigen Tritt. »Idiot. Es gibt keinen Schnee. Der erste Schnee kommt heute Nacht. Darum geht es ja bei dem Ganzen.« Ich spuckte auf meinen Finger und rubbelte über die Flecken, die man wohl wirklich sehen würde, nämlich die an meinen Handgelenken. »Tinte an deinen Händen. Tinte, die abfärbt. Idioten. Das hier ist viel zu wichtig, um es zu vermasseln. Das ist –«
    Er packte mich am Handgelenk. Ich fauchte und wollte mich losreißen, aber sein Griff war kräftiger, als ich es in Erinnerung hatte. Seine Stimme klang leise und tödlich. »Jetzt gerade bist du nicht gefesselt und wimmerst, aber das bedeutet nicht, dass ich dein Untertan bin, Prinzessin.«
    Ich wurde vollkommen still. Ich musste. Verdammt sei er.
    Ich schluckte schwer und zog meine Hand weg, aber wir wussten beide, dass ich das nur konnte, weil er es zuließ. Wir funkelten einander an, Stille zwischen uns, das einzige Geräusch das Knirschen von Steinen unter den Rädern der Kutsche. Ich rieb mir das Handgelenk und sah ihn aus schmalen Augen an.
    »Du wirst langsam zu einem verdammt guten Bludmann«, sagte ich schließlich.
    Daraufhin grinste er wieder und machte das Bild zunichte. »Ich habe eine gute Lehrerin«, antwortete er.

36.
    A ls ich die Vorhänge der Kutsche das nächste Mal zurückzog, stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass es bereits dunkel war und wir unser Ziel beinahe erreicht hatten. Es war schon seltsam; einerseits kam es mir vor, als seien wir eine Ewigkeit gemeinsam gefahren, doch gleichzeitig war es, als hätten wir nur einige wenige gestohlene Minuten gehabt. Der Wald war die letzte Etappe der Reise. Wenn nichts Schlimmes passierte, würden wir bald da sein. Vor uns fuhr eine Kutsche, hinter uns eine weitere. Also würden wir wenigstens zusammen mit anderen ankommen. Je weniger wir auffielen, umso besser. Was wohl bedeutete, wie ich annahm, dass ich nun mein Kleid wieder anziehen musste.
    »Es ist fast so weit.« Ich überprüfte meine Handgelenke auf noch mehr seiner verfluchten Tintenflecken und fing an, mein Kleid hochzunehmen, damit ich hineinsteigen konnte. »Wage es nicht, deinen Frack anzufassen. Kannst du irgendwelche Magie wirken?«
    Er wedelte mit seinen schwarz verschmierten Händen. »Nur auf dem Klavier oder deinem Körper.«
    Ich verdrehte die Augen, stieg in mein Kleid und zog es vorsichtig über meine Arme hoch. Die langen Ärmel würden die meisten Flecken verbergen, dem Himmel sei Dank. Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, was ich noch über den Ball des Zuckerschnees wusste, die Annehmlichkeiten für die Stadtgäste betreffend. Natürlich mussten Toiletten vorhanden sein, und irgendwo musste es Spiegel und Wasser geben. Außerdem wusste ich, dass es eine Möglichkeit für Paare gab, sich diskret zu entfernen, also hätten wir wenigstens eine passende Ausrede, falls unser Verhalten merkwürdig oder verschwörerisch erschien. Dennoch …
    »Wegen deiner Hände müssen wir etwas tun.« Ich drehte und wendete mich in meinem Kleid, konnte aber die

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