Von der Liebe verschlungen
winzigen Knöpfe, die mein Kleid den Rücken hinauf schlossen, nicht erreichen. »Und das schnell.«
Sein Grinsen war eine perfekte Mischung seiner alten Unbekümmertheit und seiner neuen beherrschten Selbstgefälligkeit. »Ich habe mir ein Beispiel an meinem alten Rivalen genommen und meine Weste gut ausgestattet.« Nahezu ohne den Stoff zu berühren, holte er etwas aus Stoff aus seiner Westentasche, ein Paar schwarze Glacéhandschuhe, die ich noch aus seinem Zimmer im Seven Scars kannte. »Ich hasse die verdammten Dinger, aber wenigstens haben sie die richtige Farbe.«
»Dann versuch, deine Hände damit zu verbergen. Ein Bauerntölpel in Handschuhen ist besser als eine Abscheulichkeit mit schmutzigen Händen.«
Er wurde ganz still, und sein Blick brannte auf mir. »Ich bin keine Abscheulichkeit. Ich bin ein Bludmann.«
Ich neigte den Kopf. »Eben deshalb.«
Er zog die Handschuhe an, und ich drehte ihm den Rücken zu. Fast mühelos knöpfte er mein Kleid wieder zu und drückte mir zum Schluss einen brennenden Kuss auf den Nacken. Und das war auch gut so, denn in diesem Moment kam die Kutsche ruckartig zum Stehen und warf uns beide um. Casper zog seinen Pfauenfrack wieder an, während die Bludstuten draußen Schreie der Begrüßung und Herausforderung ausstießen, die von Rivalen in der Nähe beantwortet wurden. Als ich durch die Vorhänge spähte, sah ich mich nur ein paar Fuß weit dem neugierigen Gesicht eines mir unbekannten Mädchens gegenüber, das sich seinerseits aus dem lampenbeschienenen Fenster seiner Kutsche beugte. Mit einem Aufkeuchen verschwand es wieder hinter dem Vorhang. Es musste ihr erster Ball sein, und ich lächelte vor mich hin, als ich mich daran erinnerte, wie aufgeregt ich gewesen war, endlich zu sehen, was es denn war, das die Augen der Erwachsenen jedes Jahr zum Funkeln brachte, wenn die Luft langsam kalt wurde und nach Aufregung roch.
»Deine Maske«, sagte Casper, und ich knurrte missbilligend über meine eigene Torheit. Ich hoffte, das Mädchen sei zu jung, um so sehr auf meine Familie fixiert zu sein wie die alten Barone von Moskovia. Ich zog die kühle Porzellanmaske wieder über mein Gesicht und richtete die Federn an der Spitze. Meine beste Strategie bestand darin, sie nicht mehr abzunehmen, bis ich meine Zähne brauchte, um einen Mord zu begehen.
Bevor ich Casper in ähnlicher Weise erinnern konnte, hörte ich ihn zischend einatmen. Er streckte die Hand an mir vorbei aus und streifte mit dem Arm die schwere Perlenstickerei meines Kleides; ein Klang wie Blätterrascheln. In der Hand hielt er seine eigene Pfauenmaske – sie war in drei Teile zerbrochen.
»Dafür kannst du mich nicht schelten«, sagte er mit einem reumütigen Lächeln. »Immerhin warst du auf dieser Bank, also ist es deine Schuld, nicht meine.«
Ich legte einen Finger unter sein Kinn und drehte seinen Kopf hin und her. »Kommst du dir selbst denn verändert vor?«, fragte ich. »Würde jemand dein Gesicht wiedererkennen?«
»Kann ich nicht sagen. Ich habe vor etwa einem Jahr aufgehört, in den Spiegel zu sehen. Denn jedes Mal, wenn ich hineinsah, sah ich darin eine neue Person, die ich mit mehr oder weniger Bedauern hasste.«
»Und jetzt? Hasst du dich jetzt noch immer?«
Er schüttelte meinen Finger ab und tat so, als wolle er danach schnappen. »Nö. Fühlt sich gut an. Sehe ich für dich anders aus?«
»Immer und niemals derselbe. Ich könnte es eher sagen, wenn ich die letzten vier Jahre lang wach gewesen wäre.«
Die Keramikstücke fielen von seinen behandschuhten Händen, und meine Finger glitten an meine eigene Maske und fühlten ihre unpersönliche glatte Oberfläche. Ich war nie für Versteckspiel zu haben gewesen, und so beneidete ich ihn beinahe für seine plötzliche, aber unwillkommene Freiheit. Es war undenkbar, auf dem Ball des Zuckerschnees ohne Maske zu erscheinen, auch wenn einige der Gäste elegante Spitzenstreifen oder abgewandelte Augenklappen bevorzugten. Wir mussten eine Lösung finden, bevor er sich noch blamierte oder ihm der Einlass verweigert wurde.
»Mein Herr, meine Dame! Würden Sie bitte aussteigen?«
Die Stimme von draußen scheuchte uns auf, und in einer blitzartigen Erleuchtung sagte ich: »Schnell, reibe dir die Tinte über die Augen, dort wo eine Maske sein müsste. Das wird reichen müssen. Mit völlig unbedecktem Gesicht kannst du dich nicht sehen lassen. Das ist Tradition.«
Er zog die Handschuhe ab, leckte sich über die Finger und zog eine Grimasse wegen des
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