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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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gewesen war, dann würde ich nie dorthin gelangen. Unter den gegebenen Umständen war mir auch kaum danach zumute, dorthin zu gehen. Aber ich wusste, dass ich jede Antwort brauchen würde, die Mr. Sweeting haben könnte, bevor ich den Kampf gegen die schreckliche Ravenna aufnahm. Außerdem war ich jetzt in Verkleidung; meine einzige Sorge war daher, in die Ruby Lane zu kommen, bevor Casper zurückkehrte.
    »Isch ’abe Arbeit zu erledigen«, meinte Reve da. »Bitte fühle disch wie zu ’ause. Isch glaube, Keen ’at etwas Blut für disch im Wohnzimmer.«
    Damit winkte sie mich zu einer anderen Tür, und erst jetzt bemerkte ich, wie hungrig ich war. Ich war in einem Palast aufgewachsen und hatte Hunger nie gekannt. Bludvolk neigte nicht dazu, dick zu werden, und meine Mutter hatte immer darauf bestanden, dass ich mich elegant und kultiviert verhielt, sowohl beim Trinken als auch beim Töten. Aber dieses Ausbluten hatte mich gänzlich unersättlich gemacht. Ich musste schmatzen, als ich Keen entdeckte. Sie stand im Wohnzimmer neben einem Regal, und ihr kurzes Haar entblößte einen schmalen Streifen ihres zarten Halses, eine köstliche Gelegenheit.
    »Ich habe nur zwei Phiolen für dich.« Sie legte sie auf den Tisch. »Und es gibt keine Tasse, also wirst du deinen kleinen Klauenfinger wohl nicht abspreizen können.«
    Ich beobachtete sie, während ich eine Phiole entkorkte und in drei Schlucken hinunterstürzte. Offensichtlich hasste sie mich, sei es, weil ich eine Bludfrau war, oder eine reiche Bludfrau oder einfach nur jemand, mit dem sie zu reden gezwungen war. Aber ich hatte nicht vor, das Thema zur Sprache zu bringen.
    »Kannst du lesen?«, fragte ich stattdessen, als ich sah, wie ihre Hand über die Reihe der Buchrücken streifte.
    Schuldbewusst zog sie rasch die Hand zurück. »’türlich kann ich lesen. Aber niemand gibt einem Findelkind Bücher. Sonst würde unseresgleichen doch auf unverschämte Gedanken kommen, oder nicht?«
    »Dann bist du also eine Waise?«
    »Geht dich verdammt noch mal nichts an.«
    »Nicht schon wieder. Deine Grobheit ist inakzeptabel.«
    Sie schnaubte. »Nur weil du die zickigste Blutsaugerin in ganz London bist, heißt das nicht, dass du mir etwas zu sagen hast.«
    Ich seufzte und entkorkte die nächste Phiole. An versteckte Feindseligkeit war ich gewöhnt, aber diese Art unverblümten Hasses war etwas vollkommen Neues für mich. Immerhin wäre in Frostland jedermann, der derart mit mir redete, in Sekundenschnelle auf dem Esstisch gelandet. War dieser Hass das allgemeine Gefühl aller Pinkies in Sangland gegenüber dem Bludvolk, oder hatte Keen ein Problem mit mir im Besonderen? Ich musste einen Weg finden, sie für mich einzunehmen, wenn ich ihre Hilfe wollte.
    »Hättest du gerne eigene Bücher? Wenn wir Erfolg haben, gestatte ich dir freien Zugang zur Bibliothek des Eispalastes; vielleicht gebe ich dir sogar einige Bände für deine eigene Sammlung. Ich selbst habe gute Bücher immer genossen. Robertson Crusoe , zum Beispiel.«
    Ich nahm den Roman aus dem Regal und bewunderte den grünen Ledereinband und die Seiten mit ihren goldenen Verzierungen. Sehnsucht huschte kurz über ihr Gesicht, und sie schluckte. Dann wurde ihr Blick wachsam.
    »Und was willst du dafür?«
    »Du bist ein sehr kluges Kind.« Ich hielt ihr das Buch hin. »Ich möchte lediglich einen kleinen Abstecher machen, bevor wir aufbrechen. Es gibt da ein Geschäft, das ich besuchen will. Würdest du mich dorthin bringen?«
    »Wo ist es?«
    »Ich bin nicht sicher. Aber ich weiß, dass es in der Ruby Lane ist.«
    »Ruby Lane? Du willst, dass ich dich in die Ruby Lane bringe?« Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte los, die Hände in die schmalen Hüften gestemmt. »Das ist ein guter Witz, Lady. Casper würde mir komplett das Fell über die Ohren ziehen, wenn ich dich da hinbringen würde.«
    »Was ist so schlimm daran?«
    »Das ist im Herzen von Deep Darkside. Rappelvoll mit Diabolisten, Bludhuren, Opiumhöhlen und der Sorte von Daimonen, die mehr tun, als nur ihre Farbe zu wechseln. Wir hätten schon großes Glück, wenn wir da wieder lebend rauskämen.«
    Ich lächelte, sodass sie meine Reißzähne sehen konnte, die, wie ich wusste, noch blutbefleckt waren. »Keen, Liebes, ich mag ja klein und mit guten Manieren ausgestattet sein, aber ich versichere dir, ich bin eine Tötungsmaschine. Es gibt nichts in der Ruby Lane, das du mehr fürchten müsstest als mein Missfallen.«
    Daraufhin lehnte sie sich mit dem

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