Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
Vom Netzwerk:
und Bändern.
    »Oh la, chérie. Du bist fertig? Gut. Wir beginnen.« Sie führte mich zu einem hohen Stuhl, und ich setzte mich, wie gebannt von meinem Bild im Spiegel.
    Sie schüttelte mein feuchtes Haar mit ihren, jetzt grünen, Fingern auf. Mein Haar ringelte sich locker in einer hübschen Wolke aus hellstem Blond um meinen Kopf, und ich seufzte.
    »Isch weiß, isch weiß. Sangland ist ein langweiliger Ort, und du bist gewohnt, ’erauszuragen. Braune Farbe mag dir grausam scheinen, aber es ist der einzige Weg, deine Entdeckung zu ver’indern.«
    »Eine List«, sagte ich. »Es gefällt mir nicht.«
    Darauf lachte sie, und ihre Stimme klang wie Wasser, das über Steine plätschert. »Du bist Königs’aus von Frostland. Du ’ast List getrunken mit die Muttermilch und Blud. Das ’ier ist nur etwas Farbe.«
    Geschickt mischte sie eine eigenartige Substanz aus Flaschen und verschiedenem Puder zusammen und bestrich mein Haar mit einem faden Braun. Ohne ein Wort und mit einer Leichtigkeit, die schon früheren Umgang mit Bludvolk nahelegte, kürzte und feilte sie meine Krallen auf die exakt richtige Länge. Als sie schließlich die Farbbrühe aus meinem Haar wusch, sah ich aus wie ein ertränkter Bludlemming.
    Ich war es gewohnt, zurechtgemacht und angekleidet zu werden, und um ehrlich zu sein, hätte ich bei der Hälfte all dessen gar nicht gewusst, wie man es selbst macht. So war ich mehr als zufrieden damit, mich bedienen zu lassen und dabei über meine diversen Pläne nachzusinnen. Köpfe auf Tabletts. Oder auf Pfählen. Reisen in einer Kutsche oder in einem eleganten Luftschiff, Samtpolster, ein Sonnenschirm an meiner Seite. Meine Zähne in Ravennas Kehle schlagen und von meinem Land voll Wärme willkommen geheißen werden. Denkmäler zu Ehren meiner Eltern errichten und mich in die königlichen Gemächer zurückziehen.
    Ich tätschelte die Tasche des Bademantels, in der ich das Gewicht meines juwelenbesetzten Colliers fühlte. Ich hatte noch immer Besitztümer. Es würde ein Spaziergang werden.
    Reve half mir, die unförmigen Unterkleider anzulegen, die in London Mode waren, mit Rüschen besetzte Petticoats, die meinen Rock rund wie eine Glocke fallen lassen würden.
    »Nun zu deine Kleid«, sagte sie, und ich besah mir die prächtigen Stoffe und Bordüren, die überall hingen.
    Doch mein Lächeln schwand, als sie mir das hässlichste Ding im ganzen Raum hinhielt.
    »Ein Sack?«, fragte ich ätzend.
    »Oh, la, kleine princesse. Was du ’ier siehst, sind Kostüme für Künstler. Für Tänzer, Akrobaten, ’uren. Sie alle kommen zu mir, für die leuchtendste Farben, die tiefste Dekollete, die gewagteste Schnitt. Aber du musst tun dein Bestes, nischt aufzufallen. Du darfst nischt bemerkt werden. Die Augen müssen über disch gleiten und nischt erkennen, dass du da bist. Dieser scharlachrote Satin ’ier lässt Kinnladen fallen, und dann du findest disch wieder in eine andere Koffer.«
    Ich stieß das unansehnliche braune Ding über ihrem Arm mit dem Finger an, dann wischte ich mir die Hand an meinem Bademantel ab.
    »Du musst dir sagen, es ist ein Kostüm. Sage dir, die Farbe ist Bronze oder palomino. Und noch nischt aufgeben, es gibt noch mehr zu tun.«
    Mit Abscheu, die wie Dolche in meinen Augen blitzte, ließ ich mich von ihr in das Kleid bugsieren. Der grobe, leinwandähnliche Stoff scheuerte an meinen Handgelenken und am Hals. Ich hatte mich noch nie wie eine Pinkie angezogen, hatte noch nie meinen Hals bis zum Kinn hinauf bedecken müssen, und die Enge des Kleides ließ mich würgen.
    »Diese nächste Stück ist etwas Besonderes«, unterbrach Reve mein Schmollen. Sie hielt mir etwas Schweres, Lederartiges hin, und ich lächelte spöttisch.
    »Ein Sattel?«
    »Es hat keine Steigbügel, chérie«, meinte sie und zwinkerte mir zu.
    Dann hob sie meine Arme und schnallte mir das Ding um. Es war ein Lederkorsett. Und es musste fast zehn Kilo schwer sein.
    »Wollen Sie mich foltern?«
    »Isch versuche, disch zu ’alten am Leben, dummes Gänschen. Ein Lederkorsett, verstärkt mit Stahlstreben und extra dicker Leder. Es ’at zwei Vorteile: Du kannst nischt werden zufällig erstochen oder erschossen mit eine Pfeil. Und du siehst aus wie Pinkie mit die meiste Angst, die je ist gewandelt auf Erden. Keine Bludfrau mit Verstand würde tragen so eine Ding, rischtig?«
    Ich konnte mich kaum darin bewegen, und nachdem sie die Schnüre festgezogen hatte, konnte ich kaum noch atmen. Während ich keuchte und sie finster

Weitere Kostenlose Bücher