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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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jemand Macht über mich hatte, und noch mehr hasste ich es, wenn ich taktische Fehler machte.
    Doch was mich am meisten störte, war die Tatsache, dass ich es wirklich wissen wollte. Ich, die ich mich nie für etwas anderes interessiert hatte als mich selbst, wollte auf einmal mehr wissen über diesen seltsamen Mann, der weder ein Bludmann noch königlichen Blutes war. Es war ein beunruhigender Impuls, und ich straffte den Rücken mit neuem Vorsatz. Ihn fü r meine Ziele zu nutzen und dann mein Versprechen zu halten in Bezug auf seinen Kopf auf einem Tablett – das war der Plan. Und wenn er Glück hatte, würde ich ihn das königliche Cembalo spielen lassen, nur ein Mal, im schönsten Palast der Welt. Nur lange genug, um unserer Abmachung Genüge zu tun, und um die Schönheit zu hören, die er den alten, magischen Tasten entlocken konnte.
    Er drehte sich mit finsterem Blick zu mir um, die Hände an den schmalen Hüften. »Die meisten Schiffe sind voll besetzt. Keen hat eines mit Metallverkleidung gefunden, aber ich muss die endgültigen Vereinbarungen treffen. Ihr beide wartet hier. Es dauert nicht lange.« Er nagelte Keen mit einem scharfen Blick fest. »Wenn ihr irgendwas passiert, ist es vorbei.«
    Keen zog die Nase kraus und nickte mürrisch. Dann ließ sie sich mit einem undamenhaften Plumps neben mir auf den Koffer fallen. Ich sah Casper in der wogenden Menge aus Touristen, Seeleuten und geschäftstüchtigen Verkäufern verschwinden. Mit einem plötzlichen dumpfen Geräusch sackte Keen zusammen, rollte sich wie ein kleiner Hund auf dem Koffer zusammen und fing leise an zu schnarchen. Etwas verwirrt über ihr Verhalten, aber dennoch froh, von ihrer Gesellschaft befreit zu sein, schloss ich die Augen und ließ die Duftnoten hunderter Pinkies auf mich einwirken, registrierte die fremdartige Würze, den überlagernden Gestank der ignoranten Herde und, irgendwo in der Nähe, einen Hauch von Magie.
    »Seltsam, nicht wahr?«
    Die Stimme klang kultiviert, kühl und amüsiert, und ich sah auf in das Gesicht des ersten richtigen Bludmannes, den ich in Sangland zu Gesicht bekam.
    Mir hüpfte das Herz beim Anblick scharf geschnittener Gesichtszüge und einem umwölkten Blick; bei dem Wissen, dass ich, inmitten der Beute, nicht der einzige Wolf im Schafspelz war. Und mein Herz blieb auch direkt da, wo es war, schwer in meiner Kehle, als ich sah, was für ein attraktiver Bludmann er war. Schlank, aber kraftvoll, mit grauen Augen, in denen Aufregung tanzte, und glattem schwarzem Haar, das er unter seinem Hut zurückgebunden trug. Mit einem Gesicht wie diesem hätte er ein Prinz sein können. Merkwürdigerweise hatte er eine Pinkie bei sich, die sich fest an seinen Arm klammerte, und deren Geruch über ihm hing wie eine zweite Haut.
    »Ich vermute, Ihr seid den Gestank des Pöbels nicht gewohnt, meine Dame. Und wenn man bedenkt, dass sie nicht einmal bemerken, dass sich zwei Füchse im Hühnerstall befinden. Oder vielleicht auch zwei Füchse unter den Bludlemmingen.« Seine Mundwinkel zuckten nach oben, und er zwinkerte.
    Alle meine Sinne gaben Alarm, und ich konnte gerade noch ein Fauchen unterdrücken, als ich aufstand, um mich ihm zu stellen. War ich so leicht zu erkennen? War er ein Attentäter? Würde ich ihn hier auf der Stelle töten müssen?
    »Sie erwischen mich in einem schlechten Moment«, sagte ich, und mein Akzent ließ die Worte noch kälter klingen.
    »Also wirklich, Crim. Du bescherst dem armen Mädchen ja einen hysterischen Anfall.« Die Pinkie lächelte mich auf eine merkwürdig liebenswerte Art an und strich ihm mit ihrer behandschuhten Hand auf dieselbe Art über den Arm, auf die ich eine übererregte Bludstute beruhigt hätte.
    »In diesem Fall, vergebt mir, Prinzessin. Mein Name ist Criminy Stain, und ich stehe Euch zu Diensten.« Er machte eine geübte Verbeugung und erhob sich dann wieder – mit einem Strauß schneeweißer Blumen in der Hand. »Euer Geheimnis ist bei mir sicher.«
    Ich sah mich um. Die Menge bemerkte uns nicht, als würde man uns gar nicht sehen. Ich musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen, aber sein Lächeln war strahlend, und ich konnte nicht die geringste Aggression spüren. Dennoch nahm ich die Blumen nicht an.
    »Wie haben Sie es erraten?«
    »Ich bin Eigentümer eines Wanderzirkus, und meine Ehefrau ist Wahrsagerin. Unser Wagenzug musste außerhalb von Dover anhalten, und eine Vision hat ihr letzte Nacht gezeigt, dass wir Euch hier finden würden. Ich konnte die Chance, Euch

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