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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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es einem Pinkiediener gestattet war. »Ich bin schon zu lange ohne Blud.« Er leckte sich nervös über die Lippen, und sein Blick glitt hektisch über das alltägliche geschäftige Treiben auf der Straße. »Langsam geht es mir an die Nieren. Ich kann sie riechen.«
    »Wo ist deine Flasche?«
    »Weg.«
    Es musste etwas geschehen, und zwar bald, falls Bludwahn irgendeine Ähnlichkeit mit Blutwahn hatte. Fehlverhalten wurde in Städten des Bludvolkes nicht geduldet, und falls die Bestie in ihm an die Oberfläche drang, konnte er uns alle in Schwierigkeiten bringen.
    »Schaffst du es bis zum Zug?«
    »Ich glaube, wenn wir da sind, wirst du mich einsperren müssen. Ich drehe bald durch.«
    »Willkommen in meiner Welt«, flüsterte ich.

24.
    I ch legte mein Zugticket auf den Nachttisch, breitete die Arme aus und ließ mich rücklings aufs Bett fallen. Es bauschte sich unter mir wie eine Wolke, und ich rollte mich herum und kicherte. Die teuersten Waggons waren ausgebucht gewesen, aber über dieses Zimmer konnte man sich beim besten Willen nicht beklagen. Ich hatte nur einen einzigen Stein verkauft, und es war noch eine Menge Geld übrig. Das weiche und luxuriöse Bett gehörte mir. Bald würde der Zugkellner mir zwei Phiolen aufs Zimmer bringen, und für die nächsten sechzehn Stunden war die Welt in Ordnung. Wenn wir erst in Moskovia ankamen, würden die Dinge komplizierter werden, aber so lange ich konnte, würde ich diesen Komfort genießen.
    Keen und Casper mussten sich leider eine winzige Dienstbotenkabine mit zwei Schlafkojen teilen. Wir hatten den Bahnhof gerade noch rechtzeitig erreicht und hatten dann die Wahl gehabt zwischen dem Dienstbotenabteil oder einem Gemeinschaftswaggon, und das kam nicht infrage. Ohne meine Anwesenheit hätte das gemeine Volk sie augenblicklich verschlungen. Keen war stinkwütend geworden, aber man hätte ihnen ohnehin keines der Zimmer für das Bludvolk gegeben. Keen machte mir noch einmal klar, dass ich ihr von unserer früheren Abmachung her immer noch etwas schuldete.
    Die Züge hatten mich schon als Kind fasziniert, und einmal hatte ich sogar genau diesen gesehen, als er von der anderen Seite der Eisentore in Moskovia ankam. Ich erinnerte mich noch gut an die seltsame Farbe der Dampfwolken aus der Lokomotive, die wie ein grünlich-grauer Nebel nach hinten abzogen, als die Kraft des Dampfmotors mit einer merkwürdigen Flüssigkeit zusammenwirkte, die ein Wissenschaftler sich ausgedacht hatte. Man hatte mir erklärt, dass Züge für den Pöbel da waren, für das einfache Volk, das Verwandte besuchte, oder anderswo nach einem besseren Leben suchte, in dem beständigen Glauben, dass das Blut auf der anderen Seite der Mauer roter war. Angehörige der königlichen Familie hingegen reisten luxuriöser, in großen Fuhrwerken oder mit Samt bezogenen Kutschen, die von großartigen schneeweißen Bludstuten gezogen wurden, geschmückt mit langen Federn, die an ihrer hohen Stirn wippten. In einem Bett zu schlafen, in dem zuvor Fremde geschlafen hatten, in dem keine Vorfahren gestorben oder geboren worden waren – das kannte ich aus meiner behüteten Jugend nicht.
    Dann sollte dies also mein nächste Rebellion sein. Ich würde allein in diesem engen Zimmer schlafen, dessen sämtliche Vorrichtungen sorgfältig an den polierten Holzwänden festgeschraubt waren. Ich lehnte mich zurück und starrte nach oben, auf den eleganten schwarzen Kerzenleuchter, dessen rote Kristalle das warme orangefarbene Licht der Lampen einfingen und reflektierten. Als der Zug sich plötzlich mit einem Ruck in Bewegung setzte, lachte ich leichten Herzens auf.
    Ich hatte es geschafft.
    Ich war vom Rande des Todes zurückgekehrt und hatte mir die unwahrscheinlichsten aller Kreaturen zu Freunden gemacht. In der Verkleidung meines Feindes war ich von den verpesteten Gassen in Londons Darkside aufgebrochen, hatte den Kanal überquert und war unter einer gigantischen gasgefüllten Metallhülle über den Kontinent gereist. Ich war aus einem Fenster, das die Form von Brüsten hatte, in das große Unbekannte gesprungen, in einen gefrorenen Wald hinabgeschwebt und hatte ein Einhorn gekostet. Und nun war ich hier, ausgestreckt in einem Zweite-Klasse-Zimmer an Bord des drittbesten Zuges von ganz Sang, der immer schneller meinem Ziel entgegentuckerte. In wenigen kurzen Tagen würde ich Ravennas schlanken Hals in meinen Klauen halten. Ich würde mein Volk befreien.
    Als es an meine Tür klopfte, dachte ich nicht weiter darüber

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