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Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Titel: Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achill Moser , Wilfried Erdmann
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zeigt sich, was anders werden muss, besser, nützlicher, eben effektiver. Oder was total überflüssig ist. Ich hatte immer eigene Lösungen zu meinem Gefährten Boot: Vor allem braucht man Vertrauen, dann investiert man vier, fünf persönliche Änderungen. Oft einfache Dinge, die man sofort begreift und umsetzen kann und bei denen man weiß: »Wenn ich das mache, habe ich auch was davon.«
    Je kleiner das Boot, desto sorgfältiger müssen Werkzeug, Wetterkleidung, Taschenlampe, Utensilien für Nautik und Kochen platziert sein. Und das Allerwichtigste ist, eine Pantry zu haben, die bei jedem Wetter funktioniert. Ein Boot, auf dem man bei Sturm noch in der Kochecke hantieren kann, kann so schlecht nicht in der See liegen.
    Mit Änderungen bin ich erst mal zurückhaltend: Meist reichen wenige Arbeiten im Cockpit (Haltegriffe), in der Pantry (Staufächer), am Kartentisch (Stift- und Schlingerleiste), in den Backskisten (Schlingerbretter), um es optimal, stausicher und bequem zu haben. Oft habe ich mir meine Boote ersegelt. Das heißt: Ich bin erst gesegelt und habe dann zum Werkzeug gegriffen.
    Es geht nichts über Vertrauen. Vertrauen zum Boot haben bedeutet die wahre Harmonie. Lange ist es her, wir segelten mit kathena faa nachts kurz vor einem Atoll, als unser Schiff buchstäblich stehenblieb. Nur für einen kurzen Moment spürbar schlugen die Segel, ich sprang an Deck, hörte augenblicklich die Brecher des Korallenriffs deutlich voraus und riss die Pinne herum. Nach solch einem Erlebnis muss man sein Boot bedingungslos lieben.
    Windfähnchen sind ein anderes Merkmal meiner Seesegelei. Sie zeigen mir, woher der Wind genau weht. Es macht Spaß, mit einem gut eingestellten Segel am Wind zu fahren. Das Material ist Spinnakertuch, in Streifen gerissen und in Augenhöhe an Wanten und Achterstag befestigt. Im Gegensatz zu einem üblichen Verklicker hoch oben im Masttop machen sie es möglich, auch danach zu steuern, ohne sich den Hals zu verrenken. Zudem benutze ich schwarzes oder dunkelrotes Tuch, das man auch bei Dunkelheit und wenn man müde ist, gut ausmachen kann. Wesentlich besser jedenfalls als helle Farben.
    Überhaupt die Farben. Für meine erste Nonstop-Reise rüstete ich kathena nui natürlich mit meinem liebsten Segel aus, einer Genua. Das große überlappende Vorsegel zieht ein Boot so herrlich durch die See. Am besten auf Amwindkurs mit einem ordentlichen Schrick in den Schoten. Ich habe damit meine besten Etmale ersegelt. Bei kathena nui hat es mit Farbe im Genuasegel angefangen. Berauscht von meiner Idee – der Nonstop-Fahrt –, wollte ich es optisch noch toppen. Also bekam sie eine rot-weiß gestreifte Genua. Die Tuchbahnen waren mit zwei Zickzacknähten vernäht und zusätzlich verklebt. Die Bahnen verliefen größtenteils waagerecht zum Achterliek, im unteren Teil parallel zum Unterliek. Das sieht schön aus und erhöht gleichzeitig die Robustheit gegen Verformung des Segels. Fünf meiner Boote habe ich bisher mit zweifarbig gestreiften Genuas ausgerüstet. Damit habe ich immer eine weitere echte emotionale Verbindung zum Boot gefunden.
    Mit kathena  7, einer Hanse 291 aus Greifswald, hatte ich noch einmal das Gefühl, dass sich Mühe geben für Ausstattung und Vorbereitung einer Fahrt viel Ärger erspart. Sie bekam auch all meine vermeintlich seltsamen Standpunkte zu spüren: Backstagen, Schlingerbretter, Bindereffreihen, hohe Relingstützen, ein Zuviel an Haltegriffen und dergleichen mehr. Praktisch das Skandinavische (Sicherheit) in Relation zum Mecklenburgischen (Schlichtheit) gestellt und letztlich zu einem guten Preis.
    Für mein eigenes Segelleben finde ich es aufregend und unabdingbar, immer wieder andere Schiffe zu erleben, anstatt ein Leben lang auf einem Boot zu segeln – das dann natürlich sehr vertraut wäre. In jedem meiner sieben gebrauchten und drei neuen Schiffe musste ich mich neu beheimaten. Das tat ich sehr gerne. Doch es konnte nur geschehen, wenn der erste Blick aufs Boot »zündete«. Es funkte auf Anhieb, oder es funkte nicht – da gab es keine Kompromisse.
    Doch nun zu meinen Begleitern in der Luft, die mir immer wieder Unterhaltung und Sicherheit gaben, den Seevögeln. Da waren die Möwen, die mit weit ausgebreiteten Flügeln herumruderten. Auf der Ostsee, der Nordsee, überall. Wenn sie über meinem Segel waren, ließen sie sich auf ihren starren Schwingen tragen. Hin und wieder stürzten sie sich auf der Jagd nach Fisch mit ausgestreckten Krallen und angelegten

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