Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)
Kilometer weiter zu den Ausläufern des Ararat-Massivs zählt. Dort ragte eine schiffsähnliche Erdformation aus dem Boden. Ein 164 Meter langes und 42 Meter breites Gebilde, das der amerikanische Astronaut James Irwin während seines Mondflugs mit Apollo 15 entdeckt hatte und später aufsuchte, um zahlreiche Untersuchungen durchzuführen. Für ihn stand anschließend fest, dass dies der Ort sein musste, wo die Arche Noah strandete.
An den Wänden des riesigen Steingebildes, das die Form eines Schiffsrumpfes hatte, fand Irwin einige Holzreste, die über 6000 Jahre alt sein sollen. Doch eindeutige Beweise wurden nicht gefunden, sodass das Wrack der Arche Noah und der Ankerplatz des biblischen Kahns auch in Zukunft ebenso Menschheitstraum und Herausforderung für die Wissenschaft sein werden.
Begleiter in Meer und Wüste
Zum Abenteuer in der Fremde gehört eine gewisse Mobilität. Man braucht ein Mittel der Fortbewegung, um in entlegene Winkel der Erde zu reisen. Verlässliche Begleiter in der Wüste sind die Kamele, die einem hilfreiche Dienste erweisen, während auf den Meeren über Tausende von Jahren ein Boot mit windgeblähten Segeln unerlässlich war.
Meine Boote, meine Seevögel, meine Fische
Wilfried Erdmann
Gottes sind Wogen und Wind, Segel aber und Steuer, dass ihr den Hafen gewinnt, sind euer.
Friesischer Spruch
»Gleich ausgangs Schleimünde taufen wir unser neues Boot auf den Namen kathena x . Gott beschütze dich, sagt meine Frau. (Astrid ist katholisch.) Es geschieht ganz schlicht aus einer Flasche Kap-Hoorn-Wasser, das ich sanft über den Bug schütte. Die Namensgebung ist auch eine Form der Aneignung. Jetzt haben wir das Boot endgültig ins Herz geschlossen. Bisschen spät, aber besser als gar nicht, meint Astrid, die mit reichlich Sinn für Ordnung ausgestattet ist.«
Aus meinem Buch Die skandinavische Acht.
Ich vergesse nie, wann ich mein erstes Boot gekauft habe. Ich vergesse nie, wann ich zum ersten Mal den Bootsnamen auf den Rumpf gemalt habe. Und ich werde nie die erste Nacht an Bord vergessen, die einiges bedeutet für den Prozess des Einswerdens mit dem neuen Schiff. Es zu beheimaten.
Die Koje erschien mir schmal während meiner ersten Nacht auf der kathena . Viel zu schmal, und außerdem war die Matratze durchgelegen. Also verbreiterte ich sie anderntags mit Leisten und einem Mahagonibrett als Schlingerkante. Zudem besorgte ich mir insgesamt neue Polster. Auch Geruch ist wichtig.
Das waren tatsächlich meine beiden ersten Arbeiten an Bord. Die darauffolgende Nacht verbrachte ich wie in Trance. Ich war aufgeregt, unsicher und heimisch zugleich. Bisher hatte ich von Segelbooten nur gelesen, und jetzt besaß ich selbst eines, ein scheinbar seetüchtiges. Und ich hatte ein eigenes Domizil. Das war mir doppelt wichtig. Denn es war das erste in meinem Leben, das mir allein gehörte, seit ich mein Elternhaus in der DDR acht Jahre zuvor verlassen hatte.
Mein steter Begleiter im Südmeer: der wandernde Albatros.
Ich halte mich im Allgemeinen der Spökenkiekerei für unverdächtig, aber nach Abschluss des Kaufvertrags, Klärung aller Details und einem Glas Wein mit dem Verkäufer in der Kajüte fühlte ich gleich zu Beginn ganz deutlich, dass in diesem Rumpf ein guter Geist steckte. Schöne Linien, viele Drähte im Rigg, eine trockene Bilge, zwei Teekannen aus Aluminium, Barometer an der Maststütze und ein Logbuch im Regal signalisierten mir einen Geist von Schiffigkeit und Geborgenheit, der sofort von mir Besitz ergriff. Der Geist konnte kein anderer sein als der von John D. Ley, der seinen Namen und kathena s Baujahr (1952) auf einem Messingschildchen im Cockpit hinterlassen hatte. John D. Ley war ein britischer Konstrukteur und Bootsbauer an der Nordseeküste. »Und was für die Nordsee konstruiert und gebaut wurde, hat auch Bestand für um die Welt.« Das hatte ich mal gelesen.
Nun glaube ich nicht an Gespenster, sehr wohl jedoch an die Kraft der Begeisterung. Und so erinnere ich mich an die ersten Tage im Herbst 1965, als ich kathena regelrecht vereinnahmte. Das Szenario spielte sich in Alicante an der spanischen Mittelmeerküste ab. Ich weiß noch, was für ein großartiges Gefühl es war, am Kai inmitten der »Hochseevögel« zu liegen. Ich gehörte endlich auch dazu. Jetzt würde das Leben beginnen. Ruck, zuck.
Ich gab dem Schiff Namen und Heimathafen. Zweizeilig in Schattenschrift, blau und gelb die Buchstaben, aus der Hand auf den Schiffsrumpf gemalt. Es blieb beim
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