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Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Titel: Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achill Moser , Wilfried Erdmann
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deckte das Ganze vielschichtig mit diagonal gelegten Palmblättern ein. Der Boden des Inneren wurde mit geflochtenen, grünen Wedeln und mit einem lap-lap ausgelegt. Als Flagge hisste ich mein Stirnband. Für unser Kind war die Bude eine Wucht. Er kroch in alle Ecken und wollte am liebsten auch darin übernachten. Für uns beide diente sie zudem als Stauraum an Land.
    Anschließend beschäftigte sich Astrid mit dem Teig für Brötchen. Die Zutaten bestanden aus Mehl, Backpulver, Meerwasser (anstelle von Salz) und Kokosraspeln. Gebacken wurde in einer Pfanne mit Deckel. Der Genuss dort draußen am Strand war ungleich stärker als in einer Wohnung. Für den Hauptgang sollte ich am Riff mit meinem Speer Fische fangen. Sie taten mir nicht leid, denn wir benötigten sie als Nahrung und Frischkost (Vitamine), genau wie die Bewohner der anderen Inseln, die wir besucht hatten. Auf den Hermits brauchte man keine Stunde, um eine Handvoll Fische aufzuspießen. Sie waren Gefahren, die von Menschen ausgehen, nicht gewohnt. Zu meinen gerösteten Fischen gab es trockenen Reis und als Nachtisch Astrids leckeres Brot, gegart in der Wildnisbäckerei. Einfach hervorragend. Unseren Durst löschten wir wie üblich mit dem Wasser einer grünen Kokosnuss. Nach dem Essen streckten wir uns im Schatten der schlanken Palmen aus – auf weißem Sand, verzaubert von diesem Garten am Ende der Welt.
    Gegen Abend trieben die Moskitos uns wieder an Bord zurück. Wir sahen zu, wie der Himmel langsam dunkler wurde. Ich machte Eintragungen ins Tagebuch und beschrieb so Sachliches wie das Öffnen einer Kokosnuss: … dann die Schale der Nuss auf der Stielseite ringsum mit der Machete anschlagen und mit der Messerspitze aufstechen, die Kappe springt sofort ab.
    Dann schilderte ich wieder romantisch den Sonnenuntergang und die allabendliche Teezeremonie:
    Langsam, unendlich langsam wird die Sonne gelb. Danach ändern sich die Farben schneller. Später ziehen Wolken auf, Cumulus, unten grauviolett und an den Spitzen hellrosa vom letzten Licht. Der Wind streicht sanft durchs Cockpit. Unsere Fußspuren am Strand sind wieder vom Hochwasser geglättet. Bevor die Sonne ganz versinkt, dringt sie noch einmal als rote Scheibe durch die Wolken am Horizont. Es wird Knall auf Fall dunkel.
    Tee. Das Wasser für den Tee nehme ich aus dem Kanister. Es schmeckt besser als aus dem Tank. Kocher vorheizen, auf Druck bringen. Kochen lassen. Aufbrühen in unserer Aluteekanne. Sie hält die Hitze besser. Dazu gibt es Cracker mit Käse aus der Dose oder Erdnussbutter. Beim Ausspülen des Teekessels glüht die Bucht. Meeresleuchten.
    Ganz andere Probleme stellten sich bei meiner Nonstop-Reise im Jahr 2000. Wer sich auf solch eine extreme Fahrt begibt, sollte gut planen können. Ich betrachtete mich damals als erfahrenen Logistiker, denn nie war ernährungstechnisch etwas schiefgegangen. Aber diesmal sollte ich mich täuschen.
    Als ich einen wahren Berg an Lebensmitteln an Bord verstaute, schien es mir unvorstellbar, dass sie nicht ausreichen würden. Und doch hatte ich zu wenig gebunkert. Kälte und Einsätze an Deck, Tag und Nacht, forderten Kraft und Energie. Nach rund drei Monaten auf See sah ich mich gezwungen zu rationieren. Andernfalls hätte ich die Fahrt im letzten Drittel wegen Proviantmangel aufgeben müssen. Daher gab es nun anstelle von 200 Gramm Spaghetti nur noch die Hälfte. Wie überhaupt die Portionen generell kleiner ausfielen. Zu klein.
    Ob ich wollte oder nicht: Fortan drängte sich der Gedanke ans Essen ständig in den Vordergrund. Wie viel besser würde ich mich jetzt fühlen, hätte ich nur 100 Mark mehr ausgegeben! Für ein bisschen mehr Schokolade, Haferflocken, Butterkeks, Dörrobst, Brot in Dosen, Knäckebrot. Es lag ja nicht am Geld. Ich wollte schlichtweg mein Boot nicht überladen und die Stauräume mit Überflüssigem vollstopfen. Zudem hatte ich auf meiner ersten Nonstop-Reise viel zu viel Nahrung an Bord gehabt. Das sollte mir nicht wieder passieren.
    Glücklicherweise hatte ich bei meinen Einkäufen auf Qualität geachtet. Geschmack und Nährwert meiner Vorräte taten meinem Körper gut. Wenn man sich Hunderte von Tagen allein auf See befindet, ist Essen immens wichtig für die Stabilität der Psyche. Essen sorgt dafür, Stimmungen besser in den Griff zu kriegen. Man ist deutlich entspannter, aufreibende Erlebnisse sind leichter zu verkraften. Schließlich war ich allein, es gab keine aktuelle Zeitung, die mich ablenken konnte, kein

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