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Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Titel: Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achill Moser , Wilfried Erdmann
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Khan serviert das Fladenbrot
    Achill Moser
    Der Geist ist denselben Gesetzen unterworfen wie der Körper: Beide können sich nur durch beständige Nahrung erhalten.
    Luc de Clapiers
    Von frühester Kindheit an hatte ich das Glück, dass mich zu keiner Zeit das Gefühl des Hungers quälte. Aufgewachsen im Schlaraffenland der Satten, wo es keinen Mangel an Nahrung gab, erlebte ich ein quälendes Hungergefühl erst mit neunzehn, als ich mit einer kleinen Karawane im afrikanischen Nordsudan durch die Nubische Wüste zog. Eine Karawane mit acht Kamelen, geführt von drei großgewachsenen, dunkelhäutigen Nubiern, die ihre weißen Turbantücher in wilden Windungen um den Kopf geschlungen hatten. Ihre beigefarbenen Gewänder waren von Sand und Dornen zerschlissen.
    Die wegkundigen Männer, die um die 30 waren, folgten im sandigen Terrain unsichtbaren Spuren, die in eine große Trockenheit führten. Es ging von Wadi Halfa nach Adbara. Eine Reise über Hunderte von Kilometern, auf der ich die Karawane begleiten durfte, quer durch die wüste Weite und das Savannenland der Sudanklette. Das sind stachelbesetzte Pollen, die die Einheimischen Haskanit nennen und deren spitze Stacheln an allem haftenbleiben, was mit ihnen in Berührung kommt: Schuhsolen, Sandalen, Decken, Jacken und Hosenbeine. Aus diesem Grund hatte ich mehrere Pinzetten in meinem Gepäck, die ich den drei Nubiern beim Kennenlernen schenkte. Ein nützliches Werkzeug für jeden, der durch Savanne und Wüste reist. Diese Pinzetten waren es auch, die ein offenes Lachen in die tiefschwarzen Gesichter der Beschenkten zauberten, sodass mir mein Wunsch erfüllt wurde, die Karawane zu begleiten.

Am westlichen Rand der kenianischen Kaisut-Wüste liegt der Turkana-See, wo die Männer des gleichnamigen Wüstenvolkes kiloschwere Nilbarsche mit Speer und Netz fangen.

Was die Kamele in ihren schwergewichtigen Lastkörben trugen, habe ich nie erfahren. Vermutlich handelte es sich um Werkzeug, Kleidung und Saatgut aus Ägypten. Alles Waren, die im Sudan nur schwer zu bekommen waren und die zwei Tage lang mit einem klapprigen Dampfschiff über den großen Nassersee von Assuan nach Wadi Halfa geschippert waren, jenem Grenzort zwischen Ägypten und dem Sudan, von dem aus wir zum Marsch durch die Wüste aufbrachen.
    Lebensmittel steckten damals jedenfalls nicht in den großen Lastkörben, denn als uns nach vier Tagen die Vorräte in der Nubischen Wüste ausgingen und sich ein nagendes Hungergefühl bemerkbar machte, hätten wir dieses fraglos gestillt, wenn in den Gepäcktaschen der Kamele etwas Essbares gewesen wäre. Jeder der Nubier – und auch ich – hatte sich beim Provianteinkauf auf den anderen verlassen. Zum Glück schwappte ausreichend Wasser in den Kanistern. Doch das Gefühl des Hungers begleitete uns sechs Tage lang.
    Sechs Tage, in denen die Nubier in gleichmäßigem Tempo voranschritten und dabei leise Lieder sangen, um ihren Hunger zu verscheuchen. Bei mir hingegen verkrampfte sich nach drei Tagen der Magen, heftige Schmerzen pochten in meinem Kopf, und auch die Beine wurden sichtlich schwerer und schwächer. Selbst nachts raubte mir der Wunsch nach etwas Essbarem den Schlaf. Ich war froh, als wir schließlich unser Ziel erreichten und ich etwas Hirsebrei und einige Melonenscheiben zu mir nehmen konnte. Ein wunderbarer Augenblick, wenn man nach längerer Entbehrung endlich etwas zu essen hat!
    Seit damals weiß ich, dass der Hunger gelegentlich zum Nomadendasein und Wüstenwandern gehört. Auch habe ich seit damals viele bedrückende Zerrbilder des Hungers in den kargen Regionen der Erde gesehen. Nie werde ich vergessen, wie in Timbuktu, in der Südsahara, ein paar ausgemergelte Jungen, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, einem alten, halbnackten Mann eine Plastikschale mit Reiskörnern und Brotkrumen abjagten. Als die Schale dabei zu Boden fiel, knieten sich die Kinder auf allen vieren in den Staub und verschlangen gierig, was sie greifen konnten: ein bisschen Brot, etwas Mehl – und viel Sand.
    Solche Erlebnisse haben meine Essgewohnheiten gleich zu Beginn meiner Wüstenbegeisterung verändert, sodass ich mir als Erstes Bescheidenheit verordnete, als ich von den Sorgen und Nöten vieler Nomaden erfuhr. Zudem passte ich mich im afrikanisch-arabischen Sprachraum der Nomadenküche an: Morgens süßen Tee mit Hirsebrei, Fladenbrot, Datteln, Schmierkäse und Marmelade. Mittags eine Handvoll Hartkeks und einige Gläser Tee. Abends ein Eintopfgericht aus

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