Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Titel: Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achill Moser , Wilfried Erdmann
Vom Netzwerk:
Besonders Tomatensaft, den ich auf Anraten von Seefahrern gekauft hatte. Oft schmeckte er schauderhaft.
    Zur Dosennahrung kam ich erst durch Bücher übers Fahrtensegeln und die Angebote im Supermarkt. Ich dachte, was andere essen und vertragen haben, kann mir nicht schaden. Hat es auch nicht, ich kam fit und kräftig auf der anderen Seite des Ozeans an. Allerdings ein bisschen dünn, sodass die Serviererin in dem Lokal, wo ich nach der Ankunft in Kingstown ein Bier trank, mir unaufgefordert einen Teller Reis und als Gemüse Peperoni hinstellte. »You look hungry«, meinte sie besorgt. Das war ich gar nicht, doch es schmeckte köstlich.
    Nach Kalorien zu rechnen und auf Nährwert zu achten, versagte ich mir auch später. Selbst auf den Fahrten mit Frau und Kind achtete ich nicht auf ausgewogene Ernährung. Wir aßen, was die Bilge hergab. Gab es auf den Inseln Ananas, verzehrten wir über Tage hinweg fast nur die süßen Früchte. Zusammen mit Reis wurden sie unsere Hauptnahrung. So lief es auch mit anderen tropischen Früchten wie Papaya, Mangos und natürlich Bananen. Diese reifen immer alle auf einmal, und um sie nicht verkommen zu lassen, aßen wir eine ganze Staude in kürzester Zeit. Die Bananen wurden gebraten, in Fruchtsalat, mit Pudding, als Brotaufstrich und roh verzehrt. Die Inseln in den Tropen bieten viele Früchte, aber meistens fanden wir immer nur eine Sorte im Überfluss. Genauso verhielt es sich mit Gemüse: Brotfrucht, Kasava, Süßkartoffeln oder Yamswurzeln.
    Fisch ist köstlich auf einer Langfahrt. Weder auf dem Meer noch vor Anker geht einem der Fisch aus. Leider nur für diejenigen, die ihn auch essen und vertragen. Ich kann’s nicht. So blieb mir auf unseren Familientörns nur Fangen und Zuschauen, wie meine beiden Genießer es sich schmecken ließen. Das Übel: Auf See ist der Fisch – Thun oder Makrele – meist zu groß, um ihn komplett zu verspeisen. Und wir hatten ja keinen Kühlschrank.
    Vor Anker hinter einer bewohnten oder unbewohnten Insel gab es ernährungsmäßig manchmal den Idealfall. Darüber schrieb ich einmal im Tagebuch:
    Gleich nach dem Frühstück gehe ich mit der Machete auf die Insel. Mit einem Hieb schlage ich im Dickicht den saftigen Stängel einer Bananenpflanze durch und schleppe die grüne Staude an Bord, um sie unterm Großbaum reifen zu lassen. Danach klettere ich auf eine der hohen Kokospalmen, und schwuppdiwupp klatschen die Trinknüsse in den weichen Sand. Gegen Mittag geht’s mit der handgefertigten Harpune zum Riff, um Fische zu speeren. Astrid und Kym suchen derweil Treibholz für ein Feuer am Strand, um die gefangenen Fische auf der Glut zu rösten.
    Die Kocherei auf einer Weltreise war ansonsten weit weniger romantisch. Alles drehte sich um Reis, Corned Beef, Gemüse aus Dosen, Cracker. Besonders bei uns Technikverweigerern, denn wir hatten wie gesagt weder Kühlung noch Backofen an Bord. Nicht weil diese Dinge unnütz gewesen wären, sondern weil sie nicht in unser Bild vom einfachen Leben auf einem Segelboot passten.
    An Land hielten wir uns an die Kokospalme. Ohne die köstliche Kokosnuss, die in jeder Wachstumsphase genießbar ist, wären unsere Südseereisen nur halb so schön gewesen. Die Trinknüsse, auf die man am häufigsten trifft, müssen immer in der Krone, wo sie in Bündeln wachsen, gepflückt werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Bäume wie diese gibt es kein zweites Mal auf der Erde. Kokospalmen sind das Lebensblut der Südsee. Jäh ragen sie an fast allen Küsten dem ankommenden Weltumsegler entgegen – eine willkommene Einladung.
    Um das Phänomen dieses Baumes zu erspüren, genügt es nicht, ihn eine Urlaubswoche lang gesehen oder mal eine Nuss auf dem Markt getrunken zu haben. Man muss erleben, was Baum und Früchte hergeben, oder sollte sich wenigstens die Kokosnuss selbst pflücken können – was allerdings auch langjährigen Weltumseglern wie mir Schwierigkeiten macht.
    Einmal, es ist lange her, lagen wir mit kathena  2 in Robinson Cove, einer kleinen geschützten Bucht auf Moorea, der Nebeninsel von Tahiti. Den schmalen Sandstrand beschatteten bis zu 20 Meter hohe Palmen. Und sie waren voller Trinknüsse, die wir beide so gerne mochten. Jung und frisch gepflückt, ist das Fleisch der grünen Nüsse noch zart, sodass es sich mit einem Schaber lösen lässt. Und die Milch, manchmal mehr als ein Liter, sprudelt leicht wie Champagner. Natürlich reizte es mich, wie üblich ein paar Nüsse herunterzuholen. Der Tag war

Weitere Kostenlose Bücher