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Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten

Titel: Von dieser Liebe darf keiner wissen - wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
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auf dem Rücken, einer hinter dem andern.
    Wann?, betteln die Zwillinge.
    Einmal steht der chinesische Generalkonsul in der alten Kaserne, sieht sich um, sucht etwas und verschwindet im schwarzen Mercedes.
    Einmal tritt ein Vertreter des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen UNHCR in den Hof und fragt, wie es gehe.
    Wir sterben vor Langeweile.
    Dafür ist Albanien zuständig, sagt der Mann.
    Mitte Mai 2007 leisten sie sich ein Taxi zum Amtssitz von Ministerpräsident Berisha, ihn um seine Hilfe zu bitten. Sie erreichen das Vorzimmer, ein Sekretär sagt, Berisha habe viel zu tun in Zeiten, da er den Besuch des amerikanischen Präsidenten Bush erwarte.
    Meine früheste Erinnerung, erzählt Adel, als er nachts auf seinem Bett liegt, ist, dass ich mich, auf der Suche nach Schafen, in den Bergen verirrte, drei Tage lang, und dabei fast erfroren bin.
    Ayub schmerzt der Rücken.
    Über Guantánamo reden sie nicht.
    Sie beschließen, am 10. Juni 2007, wenn Präsident George W. Bush Tirana besuchen und vom Flughafen in die Stadt gleiten wird, an der Straße zu stehen, zu schauen und zu schweigen.
    Der Leiter des Flüchtlingsheims lädt die Uiguren zu einem Ausflug ans Meer, nicht sehr weit, sagt er, wenn sie Bush sehen wollten, dann halt am Abend nach der Rückkehr. Unterwegs wird dem Heimleiter schlecht, eine Olivenbaumallergie, behauptet er, und legt sich drei Stunden lang in ein Krankenhaus, zu spät, um Bush zu schauen.
    Am 3. August 2007 bringt ein Beamter des Innenministeriums fünf dunkle blaue Reisepässe in die Kaserne von Babru, die belagert ist von Zäunen, Mauern und Dreck, This document is valid for all countries except China, the holder is authorized to return to Albania.
    Manchmal müssen sie lachen.
    Im November reist Adel nach Schweden, wo seine Schwester lebt, vier Tage darf er bleiben. Adel bittet um Asyl und fliegt nicht zurück nach Albanien, er wartet.
    An Neujahr ruft er die vier anderen an und wünscht alles Glück der Erde.
    Manchmal schreckt Abu Bakr aus dem Schlaf und weiß nicht, wer geschrien hat.

Waterloo, Austerlitz
    An hellen Tagen zu Bad Pyrmont saß das Kind auf dem Apfelbaum des Großvaters und war Indianer, er ist Indianer, der Stock, der sich verjüngt, ist ihm das Indianergewehr, der Astknoten der Abzug, und kaum setzen die Büffel durchs Land, dass es stiebt, schreit die Tante auf, Jörg, essen!, der Indianer hörte sie nicht –
    Jörg Immendorff, deutscher Maler, Grafiker und Bildhauer; Prof., in die Welt gepresst nach dem Ende des Kriegs, 14.6.45, einziges Kind seiner Eltern in Bleckede an der Elbe, fünfundzwanzig Kilometer hinter Lüneburg, hier BRD, dort DDR.
    Jetzt, längst grau an Bart und Haar, krank auf den Tod, schwingt er seinen rechten Arm, der ihm verfügbar geblieben ist, holt aus und schleudert ihn hoch zum Mund, spreizt Mittelfinger und Zeigefinger, die braun sind, das Fleisch verbrannt, und klemmt die Zigarette dazwischen, Immendorff lässt den Arm sinken, das Glied baumelt aus, und Asche fällt auf den Boden des Ateliers, Stephanienstraße 4, 40211 Düsseldorf, Frühjahr 2005, Flugzeuglärm.
    Dann holten sie mich vom Apfelbaum, redet Immendorff mit tiefer lauter Stimme, und zwangen mich zu Tisch. Ich war Indianer, spielte ihn nicht.
    Wenn er Großvaters Suppe nicht mochte, tröstete er sich, dass er mit jedem Löffel, den er hob, den Hirsch erkannte, eine Viertelsekunde lang, der auf den Grund des Tellers gebrannt war, oder die Windmühle, die Heide, Löffel nach Löffel, und so grub sich das Kind dem Bild entgegen, das verschüttet lag unter Hafer und Kohl.
    Professor Jörg Immendorff, im sechzigsten Jahr seines Lebens, gerühmt und besungen, ganz in Schwarz, sitzt auf einem hohen blauen Stuhl, der auf hölzernen Klötzen steht, Schrauben darin, damit das Möbel nicht rutscht, nicht kippt. Immendorffs linker Arm, der Malarm von einst, hängt ihm lahm und geschwollen von der Schulter, Immendorff bückt sich zur schweren Tasse, die vor ihm auf dem Tisch steht, saugt am Halm.
    Eva, lärmt er in den Saal, noch mehr Tee, bitte.
    Eine blonde Magd eilt aus dem Büro.
    Die Tür zu, Eva, Tür zu, damit wir vom Telefon nicht geplagt werden.
    Neon leuchtet, auf dem Tisch liegen Skizzen, Geldscheine, Zigaretten, ein Zinnsoldat, daneben ein Foto, das Ida zeigt, die dreijährige Tochter, blond und erst am Anfang.
    Bitte!, befiehlt er.
    Herr Immendorff, warum empfangen Sie noch Journalisten? Das hätten Sie nicht nötig.
    Immendorff, so gut es geht, richtet sich

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