Von dir verfuehrt
die Umgebung hatten mich verwirrt. Doch jetzt erkannte ich ihn und fand ihn schlagartig unsympathisch.
„Halt dich da raus, Oli“, nahm David mich in Schutz, wofür ich ihm unendlich dankbar war.
Oliver winkte kopfschüttelnd ab und verließ ohne ein weiteres Wort Davids Büro.
Ich fühlte mich wie ein kleines Mädchen, das unerlaubterweise mit Streichhölzern gespielt und dabei das Sofa angesteckt hatte. Wohlgemerkt, ein 23.000 Euro teures Sofa. Warum kaufte man sich einen Whiskey im Wert eines brandneuen Kleinwagens? Was zum Teufel war da drin, Goldstaub? Reumütig schaute ich zu David hoch und stammelte die gefühlt hundertste Entschuldigung. „Ich … weiß zwar noch nicht wie, aber ich … ich werde dir den Whiskey ersetzen.“
Davids Lippen umspielte ein amüsiertes Lächeln. „Von diesen Flaschen wurden weltweit nur 420 Stück gefertigt, Hannah.“
Oh Gott, auch das noch. „Dann … dann werd‘ ich dir zumindest das Geld wieder geben. Akzeptierst du Ratenzahlungen?“
„Hannah. Jetzt atme erst mal durch. Die Flasche und das Gel d sind mir nicht wichtig.“ Er nahm meine Hände und sah mich eindringlich an.
„ Mir ist es aber wichtig, okay? Ich weiß, du traust mir nicht zu, das Geld zusammen zu bekommen. Aber wenn ich dir monatlich … zweihundert Euro gebe dann …“
„… hast du in circa neun Jahren das Geld abgestottert“, führte er meinen Satz zu Ende.
Angesichts dieser düsteren Aussichten, stieß ich einen leidgeprüften Seufzer aus und sackte innerlich zusammen.
David bemerkte es und strich mir tröstend über die Wa nge. „Kleines, sieh mich an.“
Kleines? Ich hasste diesen Kosenamen, protestierte aber nicht. Heute durfte er mich so nennen, ausnahmsweise. In der Hoffnung, dass mein Lächeln nicht so gequält wirkte, wie ich mich fühlte, blickte ich in seine graublauen Augen.
„Behalt d ein Geld. Ich möchte es nicht.“
„Aber …“
„Begleite mich am Freitag und verbring die Nacht mir, Kleines.“
Reflexartig entzog ich ihm die H ände und sah ihn schockiert an. „Versuchst du dir gerade meine Anwesenheit zu erkaufen?“ Zu meinem Schuldbewusstsein mischte sich nun auch Wut. Wut darüber, dass er meine missliche Lage auf so geschmacklose Art versuchte auszunutzen.
„Kleines…“
„Nenn mich verflucht noch mal nicht Kleines!“, fauchte ich.
„ So war das nicht gemeint. Ich hätte dich auch darum gebeten, wenn du mir morgen das Geld überweisen würdest.“
„Das kann ich aber nicht und das weißt du. Unfassbar, dass du mein schlechtes Gewissen benutzt, um mich ins Bett zu bekommen!“ schrie ich und sah im Gegenlicht feine Speicheltröpfchen aus meinem Mund umherfliegen. Wütend sammelte ich meine Jacke und meine Tasche von seinem Sofa. Ich musste hier raus.
Auf dem Weg zur Tür stellte David sich mir in den Weg. „Hör mir zu, Hannah. Du hast mich missverstanden. Erinnere dich, dann weißt du, dass ich dich bat eine Nacht mit mir zu verbringen, bevor die Flasche zu Bruch ging. Wenn du dich dabei wohler fühlst, überweis mir monatlich einen kleinen Betrag. Aber du sollst wissen, dass ich dir niemals so ein unmoralisches Angebot machen würde, we il ich dich respektiere. Und ich lasse dich nicht gehen, bevor du mir das glaubst.“
Ich ließ seine Worte auf mich wirken und sah ihm in die Augen, auf der Suche nach Aufrichtigkeit. Kein Grinsen, kein Lächeln, kein Schmunzeln. Er schien es ernst zu meinen. Und wenn ich näher darüber nachdachte, tat ich ihm möglicherweise sogar Unrecht. Aber für den Moment war es leichter auf ihn wütend zu sein, als mich mit meinen Schuldgefühlen zu plagen. Ich war noch viel zu aufgebracht, um meinen Vorwurf zurückzunehmen. Stattdessen nutzte ich die Situation, um eine Sache ein für alle Mal klarzustellen. „Wie auch immer du das gemeint hast, David. Ich werde kein zweites Mal mit dir schlafen. Unter keinen Umständen. Bitte schick mir deine Kontodaten in einer SMS und lösche danach meine Nummer. Und … hör auf für mich Werbung zu machen, darum kümmere ich mich selbst.“ Ich stellte mic h auf die Zehen und tupfte ihm einen Kuss auf die stoppelige Wange. Ein letztes Mal sog ich den Geruch von Moschus und Männlichkeit ein. Er setzte an etwas zu sagen, doch ich legte ihm meinen Zeigefinger über die Lippen seines halbgeöffneten Mundes. „Mach‘s gut, David.“
Neun
David
„ W as hältst du von einem Glas Champagner in deinem Apartment, zur Feier des Tages?“ Fernanda sah mich aus gesenkten Lidern an und
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