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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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am Morgen des Sechsten hier angefangen.«
    »Ist der Kollegin etwas zugestoßen, an deren Stelle Sie getreten sind?«
    »Gar nichts«, erwiderte sie, ironisch lächelnd, »deshalb ist sie ja gegangen.«
    »Danke«, sagte ich.
    Allmählich konnte ich mir ein Bild von dem ganzen Geschehen machen. Malcolm Beckley hatte seinen Wagen bei Carlyle Kamps Tankstelle in Carver City getankt. In der Stadt gab es ein paar gute Restaurants.
    Er war dann nach Central Creek gefahren und hatte auch dort haltgemacht. Das einzige Café dieses Ortes war nicht gerade einladend. Es
    lag nur zweiunddreißig Kilometer von Carver City und noch nicht im Bereich der größeren Steigungen — in einer Entfernung also, die ein Autofahrer ohne Hast in zweiundzwanzig bis dreiundzwanzig Minuten zurücklegen konnte, bei langsamerer Fahrt in etwa achtundzwanzig.
    Malcolm Beckley hatte auf die guten Restaurants in Carver City verzichtet, aber eine halbe Stunde später doch zu Abend gegessen.
    Er selbst? Vielleicht nicht. Die Antwort schien mir klar. Beckley war nicht besonders hungrig gewesen, doch in der halben Stunde zwischen diesen Orten hatte er seinen zweiten »Anhalter« aufgenommen, die außerordentlich pikante Blondine. Einer seiner beiden Mitfahrer mußte wohl Hunger bekommen haben, und deshalb hatte Beckley bei diesem Cafe angehalten, um ihn — oder sie — etwas essen zu lassen. Er selbst, als verwöhnter Mensch, hätte, wenn er hungrig gewesen wäre, sicher in einem der guten Restaurants von Carver City gegessen.
    Während nun seine Autogäste in dem kleinen Lokal in Central Creek rasch einen Kaffee tranken und einen Happen zu sich nahmen, hatte er die Gelegenheit benutzt, seine Frau anzurufen, um ihr mitzuteilen, daß die Fahrt nach Reno ausfiele und er nach Hause käme.
    Eins war sicher, nämlich, daß ihm sehr daran lag, schnell zu seiner Frau zu kommen. Daher hatte er nicht warten wollen, bis warmes Essen angerichtet wurde, sondern seine Mitfahrer wahrscheinlich zur Eile gedrängt, hatte kurz telefoniert und war- gleich mit ihnen weitergefahren.
    Soweit gut.
    Die Kellnerin, die in der Nacht vom Fünften bediente, hätte sich vielleicht an einen gutgekleideten Herrn in Gesellschaft eines ungekämmten und unrasierten Mannes und einer rassigen Blondine erinnert — vor allem an den gutgekleideten Gast, der, während die andern aßen, ans Telefon ging...
    Vielleicht hätte die Kellnerin sich sogar an Einzelheiten aus ihren Gesprächen erinnert?
    »Wo kann ich das junge Mädchen finden, das vor Ihnen hier tätig war?« fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wem gehört dieses Lokal?«
    »Dorothy Lennox.«
    »Ist sie verheiratet?«
    »Ja.«
    »Vielleicht verwandt mit Frank Lennox, der bei Carlyle Kamps Tankstelle arbeitet?«
    »Sie ist seine Frau. Sie leitet das Restaurant, und das Kaufhaus gehört ihr. Er arbeitet bei Kamp in Carver City.«
    »Wo kann ich Mrs. Lennox erreichen?«
    »Sie ist irgendwo in Los Angeles und kauft ein.«
    »Sicher haben Sie doch mit Ihrer Vorgängerin noch gesprochen, ehe sie wegging?«
    »Nein, sie war schon fort, als ich antrat. Ich kam nur zufällig zu dieser Stellung. Mrs. Lennox bediente selbst die Gäste, und ich ließ mich von ihr überreden, wenigstens eine Zeitlang auszuhelfen.«
    »Wer kocht denn hier?« fragte ich.
    »Pops!« rief sie.
    Ein ausgemergeltes Individuum mit ziemlich zerknitterter hoher Kochmütze schob seinen Kopf über eine spanische Wand im Hintergrund des Lokals, blickte zur Kellnerin und fragte: »Hö?«
    »Der Gast hier möchte wissen, wer bei uns kocht«, sagte die Kellnerin.
    »Ich«, erklärte Pops und sah mich an. »Was soll's denn sein?«
    »Wollte nur wissen, wer hier kocht«, antwortete ich.
    »Das wissen Sie ja nun«, brummte er und verschwand aus meinem Blickfeld.
    »Kommen Sie doch mal her, Pops«, rief ich. »Hier ist eine Kleinigkeit für Sie.«
    Ich zog zwei Eindollarnoten aus der Tasche. Der Kopf des Kochs erschien ruckartig wieder, diesmal mit einem verzerrten Grinsen, so daß ein paar gelbe Zahnstümpfe zum Vorschein kamen. Eine Hand wollte gierig nach dem Geld greifen, und mir kam der Gedanke, daß dieser Mann vermutlich mal gesessen und seine Kochkunst im Kittchen erlernt hatte.
    »Wer hat hier in der Nacht vom Fünften zum Sechsten gekocht?« fragte ich.
    »Na ich.«
    »Erinnern Sie sich an einen Gast, der mit zwei Anhaltern hereinkam — einem ziemlich abgerissenen Mann und einer blonden Frau — und es vermutlich sehr eilig hatte?«
    »Aber klar. Das heißt,

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