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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ich erinnere mich an einen Mann, der mächtig in Eile war. Es wurde zweimal Schinken mit Rührei bestellt. Er war schließlich bereit, zu warten, bis die Speisen fertig waren, verlangte aber schnellste Bedienung. Dieser hohe Herr ging zum Telefon und meldete ein Ferngespräch an. Er sagte noch ein paarmal, die Zeit sei knapp, und >Schnell, schnell!< Deshalb erinnere ich mich an ihn. Er zwang ja direkt seine beiden Bekannten, ihr Essen runterzuschlin 8en- ~ Kann ich sonst noch etwas für Sie tun? Nehme an, das war genug für Ihre zwei Dollar?«
    Ich gab ihm noch zwei dazu und einen der Kellnerin. »Denken Sie bitte an die Auskunft, die Sie mir gegeben haben«, sagte ich zu Pops. »Vielleicht bekommen Sie später noch mehr Geld. Entsinnen Sie sich auch der Frau, die dabei war?«
    »Die habe ich mir gar nicht ansehen können«, sagte Pops mit breitem Grinsen. »Die Leute haben mich ja mit ihrem Schinken und Ei so gehetzt. Nachher, als sie beim Essen waren, hätte ich sie mir vielleicht ansehen können, aber mich interessierte nur dieser Mann. Er stand da, wo Sie jetzt stehen. Den würde ich wiedererkennen. Der andere und die Frau saßen in der Ecke, die Frau mit dem Rücken zu mir.«
    Ich dankte beiden und ging.
    Rommelly lag hoch im Gebirge. Noch hundert kurvenreiche Kilometer bis dahin. Die Straße war zwar betoniert, aber die Steigungen gestatteten kein Tempo. So pendelte ich langsam bergauf und beobachtete genau alles, was meine Scheinwerfer erfaßten. Wäre ja möglich gewesen, daß ich einen Anhaltspunkt fand, aber ich sah nur leere Bierdosen.
    Rommelly war immerhin eine kleine Stadt, kein Dorf, aber man machte dort früh Schluß und ging früh zu Bett. Es gab zwei Garagen im Ort. Bei jeder befand sich vorn ein Klingelknopf mit der Aufschrift »Nachtglocke«. Ich klingelte zuerst bei der am Ostende der Stadt gelegenen. Erst nach fünf Minuten, als ich schon dreimal geklingelt hatte, wurde die Tür aufgemacht.
    Ein etwa siebenundzwanzigjähriger Mann mit welligem blondem Haar, vom Schlaf dicken blauen Augen, der nur eine kurze Sporthose anhatte, mühte sich, während er öffnete, in lange Beinkleider zu kommen.
    »Was gibt's?« fragte er mit einer vor Müdigkeit noch schwerfälligen Stimme.
    »Ich möchte mal mit Ihnen reden«, sagte ich.
    »Reden!?« rief er. »Wo haben Sie denn Ihren Wagen?«
    »Draußen.«
    »Und was ist kaputt?«
    »Nichts.«
    »Na, was wollen Sie denn dann von mir?«
    Ich zog eine Halbliterflasche Whisky aus meiner Hüfttasche und reichte sie ihm.
    Er betrachtete die Flasche eingehend. Als er sah, daß der Verschluß noch intakt war, glitt ein breites Lächeln über sein Gesicht. »Das ist was anderes. Kommen Sie rein.«
    Er führte mich nach hinten, in einen Winkel neben einer Zwischenwand, wo sein Bett stand.
    Das Bett war nicht bezogen, und die Decken sahen reichlich »benutzt« aus. Das Kissen allerdings hatte einen Bezug, der aber schon lange nicht mehr gewaschen worden war. Die Längswand über dem Bett war mit einer ganzen Reihe von Pin=up=girls dekoriert.
    Er setzte sich auf das Bett und schob die Flasche Whisky unter den schmutzigen Kissenbezug.
    Ich fragte ihn, ob bei ihm in der Nacht des Fünften oder frühmorgens am Sechsten eine blonde Frau erschienen sei.
    Seine Antwort war ein energisches Kopfschütteln. »Danach hat sich schon eine Dame telefonisch erkundigt«, sagte er. »Die hatte erst den Boss gefragt, und der rief mich an den Apparat. Ich sprach mit ihr. Bei uns ist zu der Zeit keine Blondine gewesen.«
    Wenn ich mir diesen Mann genauer ansah, mußte ich mir sagen: Ehe der eine attraktive Blondine vergißt, ignoriert ein hungriger Löwe ein Stück saftiges Rindfleisch.
    Ich drückte ihm die Hand und ging.
    Den ungefähr fünfunddreißig Jahre alten Mechaniker in der anderen Garage mit Nachtglocke vermochte ich gar nicht für mich zu erwärmen. Er akzeptierte den Whisky, doch seine Augen blieben hart und feindlich.
    »Sind Sie Polyp?« fragte er.
    »Detektiv«, antwortete ich.
    »Ist dasselbe«, gab er zurück.
    Ich debattierte über diesen Punkt nicht weiter, sondern fragte ihn nach dem nächtlichen Frauenbesuch.
    Auch er schüttelte den Kopf. »Zum Teufel, was soll das eigentlich, mich mitten in der Nacht zu wecken, bloß um nach so was zu fragen!« fuhr er mich an. »Ich habe doch dem Chef schon alles gesagt, was ich davon weiß: nämlich gar nichts. So eine Frau war nicht hier bei uns. Hören Sie genau zu: Es war keine Frau da zu der Zeit! Und nun hauen Sie bloß

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