Von Fall zu Fall
Minute, sagte »Gut« und legte wieder auf.
»Also, meine Herren«, wandte er sich wieder an die Presseleute, »der Bursche hat um einen bestimmten Anwalt gebeten, und zwar sollen wir uns an Goodwin F. James wenden und ihn bitten, sofort zum Gefängnis zu kommen.«
Die Reporter schoben ihre Stühle zurück und eilten zur lür, denn sie wollten mit James sprechen, bevor er zum Gefängnis fuhr, und nachher natürlich auch wieder.
»Sie möchten sich also den Burschen nicht rasch mal energisch vorknöpfen, Donald?« fragte mich Clover, als wir allein waren.
»Ich werde später mit ihm reden«, erklärte ich, »aber ich will jetzt nicht in Ihrem Namen oder etwa als Ihr Beauftragter zu ihm hineingehen. Andererseits werde ich Ihnen nichts vorenthalten. Lassen Sie die Sache lieber ihren Lauf nehmen.«
»Sie könnten ja ganz privat mit ihm sprechen«, schlug Clover vor.
»Klar.« Ich grinste. »Und dann ist ein Abhörgerät in der Zelle!«
»Wäre dagegen etwas einzuwenden?«
»Von meinem Standpunkt aus nicht.«
»Ich dachte, Sie arbeiten mit uns zusammen?«
»Ich habe Ihnen Informationen gebracht.«
»Die habe auch ich Ihnen reichlich gegeben.«
»Dann sind wir ja quitt.«
»Also gut — und merken Sie sich, Donald: Wenn Sie später mal einen Wunsch haben, den wir erfüllen können, brauchen Sie's mir nur zu flüstern. Sie sind ein feiner Kerl.«
»Danke«, sagte ich.
Als ich wieder auf der Straße war, schnappte ich mir ein Taxi und fuhr zum Flugplatz.
12
Eine schnelle Autofahrt von Sacramento nach Reno über den höchsten Punkt der Sierra Nevada, über Pässe, um viele Spitzkehren und am Steilufer des Sees entlang kann eine richtige Angstpartie werden,
doch durch die Luft schafft man das in kaum mehr als einer halben Stunde.
Ich flog in Etappen von Bakersfield nach Sacramento, wo ich eine Convair der United Airways nach Reno erreichte. Dort bestieg ich unser Geschäftsauto, fuhr zu einem Restaurant, gestattete mir einen guten Happen und rief dann Clover in Bakersfield an.
»Lam hier«, sagte ich. »Was gibt's Neues über Amos Gage?«
»Er hat einen Anwalt.«
»Goodwin James?«
»Jawohl.«
»Was sagte James?«
»Nichts.«
»Und sein Klient?«
»Auch nichts.«
»Wie steht's mit Tom Allen?«
»Tja, mein Lieber, da ist mir so verschiedenes rätselhaft«, erwiderte Clover. »Daß Gage schweigt, kann ich verstehen, denn der ist ja geliefert, wenn er den Mund aufmacht. Bis es zur Gerichtsverhandlung kommt, mag schließlich noch irgendein Widerspruch zu dem, was wir festgestellt haben, auftauchen, der ihm die Chance gibt, sich zunächst herauszuwinden. Er wird durch seinen Anwalt alle bisherigen Beweise haarklein wieder durchsieben lassen, und nachher schwört er womöglich noch, die blonde Mitfahrerin hätte versucht, beide Männer im Wagen umzubringen und mit dem Wagen abzubrausen.«
»Woher wollen Sie wissen, daß es nicht so gewesen sein kann?«
»Wie es war, wissen wir ja noch nicht — bisher«, gab Clover zu. »Immerhin wissen wir, daß jemand einen Scheck von Beckley in dem Spielkasino in Reno eingelöst hat, und zwar ein Mann.«
»Gut soweit«, sagte ich. »Wir sprachen aber von Tom Allen.«
»Tom Allen dagegen«, fuhr er fort, »hat keine Veranlassung, den Mund zuzukneifen. Der ist ja nicht in eine Mordsache verwickelt — sollte man wenigstens annehmen. Wir glauben es jedenfalls nicht und wollen gar nicht erst versuchen, ihn damit in Verbindung zu bringen.«
»Sind Sie darin ganz sicher?« fragte ich.
»Na ja, festlegen will ich mich nicht, denn Tom hat seine Klappe bisher nicht aufgemacht«, antwortete Clover. »Was gegen ihn vorliegt, ist uns ja bekannt. Wir haben ihn an der Wand. In Nevada wird die Bewährungskommission ihm für seinen Wortbruch die Höchststrafe verpassen, wenn wir ihn ausliefern. Aber er hockt jetzt nur da und will nicht reden.«
»Will er denn über gar nichts sprechen?« fragte ich.
»Er ist stumm wie ein Fisch, und Punktum. Er bittet weder um einen Anwalt noch sonst etwas und sagt auf jede Frage nur >Ich weiß nichts<.«
»Und die blonde Kellnerin?«
»Die werden wir schon auftreiben, die rutscht uns nicht weg«, entgegnete Clover. »Ihr Steckbrief hängt in allen vier westlichen Staaten aus. Darüber hinaus kämmt die Polizei sämtliche Lokale durch, in denen Kellnerinnen kurzfristig eingestellt werden. Auch bei den Gewerkschaften wird nachgeforscht.«
»Vielleicht hat sie sich für Berufswechsel entschieden und ist jetzt Zimmermädchen in einem
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