Von Feuer und Nacht
hinab, der Dutzende von Fleischwunden erlitten hatte und verblutet war. Die Kälte hatte sein Blut in dunkles Eis verwandelt. Jess erinnerte sich vage an ihn, einen Arbeiter bei den Wasserstoff-Separatoren. Sie hatten sich jeden Tag gegrüßt und einige Worte gewechselt, als er noch auf Plumas gewohnt hatte. Sie waren nur Bekannte gewesen. Jess kannte nicht einmal seinen Namen. Und jetzt lag der Mann tot vor ihm.
In Schutzanzüge gekleidete Roamer kamen aus dem Tunnel, der bis zur Oberfläche führte. Sie erstatteten Caleb Bericht. »Durch die Verschiebungen der Eiskruste haben sich die Bohrschächte verzogen. Die Pumpanlagen sind hinüber, die Konvertierungstanks und zahlreiche Rohrleitungen geplatzt.«
Caleb klang sehr niedergeschlagen, als er erwiderte: »Ein Lift funktioniert noch, aber seine Kontrolllampen flackern seltsam. Jess, selbst wenn du zusammen mit Cesca die Decke flickst - ich weiß nicht, ob wir diesen Ort retten können. Andrew ist tot...« Er atmete tief durch. »Du kannst uns nicht ständig helfen, und das bedeutet, dass wir mit diesen Dingen irgendwie allein fertig werden müssen.«
»Uns bleibt nichts anderes übrig, als Plumas aufzugeben, wenigstens vorübergehend«, sagte Jess. Die Worte bereiteten ihm tiefen Schmerz, aber seine Onkel wussten ebenso gut wie er, dass diese Entscheidung getroffen werden musste. »Es sind zu viele Systeme beschädigt. Unter den derzeitigen Umständen gibt es hier keine Sicherheit mehr.«
Die Überlebenden hatten noch immer nicht ganz begriffen, was geschehen war. Wynn schüttelte den Kopf. »Wir können nicht einfach gehen, Jess. Sieh nur, was alles getan werden muss!«
»Wie soll der Clan Tamblyn all die Kosten bewältigen?«, stöhnte Torin.
»Andrew hat sich um unsere Finanzen gekümmert. Wie sollen wir ohne ihn zurechtkommen?«
»Der Tamblyn-Clan hat reichlich Geld auf den Konten, macht euch deshalb keine Sorgen«, knurrte Caleb. »Aber woher nehmen wie das schwere Gerät, das nötig ist, um neue Schächte zu bohren und die beschädigten Anlagen zu reparieren? Ich bekomme schon jetzt Kopfschmerzen. Beim Leitstern, es wird Jahre dauern!«
Jess fühlte, wie die Wentals sangen. Dies war der richtige Zeitpunkt. Cesca und er mussten vor allem an ihre primäre Mission denken. »Es wartet andere Arbeit auf euch, auf euch alle. Etwas, das noch dringender ist. Wir brauchen eure Hilfe. Die Hilfe aller Roamer und Menschen.«
Caleb blinzelte. »Sieh dich um, Jess! Wir sind wohl kaum in der Lage, bei irgendetwas zu helfen.«
»Das stimmt nicht ganz«, widersprach Cesca. »Rufen Sie die Überlebenden zusammen. Alle sollen dies hören.«
Caleb zuckte mit den Schultern. »Wir können eine Pause gebrauchen - und ein wenig Hoffnung.«
Sehr mitgenommen wirkende Männer und Frauen versammelten sich vor den Ruinen der Koloniegebäude. Unsicher und voller Unbehagen standen die Arbeiter von Plumas da. Sie hatten Jess und Cesca beim Kampf gegen das Wesen gesehen, das einst Jess' Mutter gewesen war, und sie fürchteten das mächtige Paar.
Die Wentals sorgten dafür, dass Jess' Stimme durch die ganze Höhle hallte.
»Wir sind aus einem bestimmten Grund nach Plumas gekommen. Ihr habt bereits gegen die Tiwis und die Droger gekämpft. Mit zäher Entschlossenheit versucht ihr zu überleben, auch wenn man euch immer wieder die Lebensgrundlage entzieht. Doch der Krieg ist noch nicht zu Ende. Noch lange nicht. Die größte Schlacht steht bevor, und die Wentals brauchen unsere Unterstützung.«
»Mir scheint, deine Wentals haben uns ziemlich viel Kummer bereitet«, brummte Torin.
»Ein verdorbener Wental«, korrigierte Jess. »Die anderen haben euch gerettet. Die Wentals können alle Clans und den Rest der Menschheit retten. Dazu müssen wir abertausende von ihnen auf den Planeten der Hydroger freisetzen.«
»Nur wir kommen dafür infrage«, sagte Cesca. »Die Ildiraner und Tiwis haben keine Waffen, mit denen sich etwas gegen die Droger ausrichten lässt.«
»Die Tiwis waren mächtig genug, Rendezvous zu vernichten«, gab Caleb zu bedenken. »Warum sollten wir ihnen helfen?«
Ein Schatten huschte über Cescas Gesicht, und sie kniff die Augen zusammen. »Nicht alle Menschen sind wie die Tiwis«, sagte sie ruhig.
»Daran sollten die Roamer denken.«
Caleb wölbte die Brauen. »Wenn wir die Droger besiegen ... Sollen wir glauben, dass die Tiwis dann damit aufhören, die Einrichtungen der Clans anzugreifen? Dass sie dann nicht mehr unsere Treibstoffdepots und
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