Von Feuer und Nacht
hatte versprochen, die grüne Priesterin aus ihrer Isolation zu holen, aber sie war geflohen und spurlos verschwunden. Udru'h hatte Jora'h zu oft belogen - er konnte nicht zum Prismapalast zurückkehren und sagen, dass er nicht wusste, wo sich Nira befand. Er musste sie finden, und zwar möglichst schnell. Er ließ den komatösen Thor'h in seinem Zimmer zurück und eilte zusammen mit Daro'h durch den Flur. Ein aufgeregter Kurier wartete mit glitzernden Augen neben vier Beratern und einem Ildiraner des Wächter-Geschlechts. »Designierter Udru'h! Adar Zan'nh hat mich mit einem Bericht hierhergeschickt. Hunderte von Kugelschiffen der Hydroger schweben am Himmel über Mijistra!«
Daro'h schnappte nach Luft. »Greifen sie an?«
»Nein, das Mädchen Osira'h ist bei ihnen. Meine Gruppe brach mit dem schnellsten Schiff auf, um diese Meldung zu bringen. Osira'h hat einen Erfolg erzielt. Dobro ist erfolgreich gewesen!«
Udru'h fühlte, wie ein schweres Gewicht von ihm wich, als der Kurier seinen Bericht beendete. Jora'h musste noch immer eine Vereinbarung mit den Hydrogern treffen, um jeden Preis - aber die jahrhundertelange harte Arbeit hatte sich ausgezahlt. All die Mühen, die er in das Mischlingsmädchen investiert hatte, waren nicht umsonst gewesen. Osira'h war ihrer Aufgabe gerecht geworden! Udru'h vermisste sie, aber er hatte das Notwendige getan. Wenn sie ohne Erfolg geblieben wäre, hätte er ihren Bruder Rod'h auf die gleiche Mission geschickt, und nach ihm die anderen Mischlingsgeschwister, bis jede Chance genutzt war.
Als der Wächter den Kurier hinausführte, begriff Udru'h, dass die neue Entwicklung ihm eine zweite Chance gewährte. Die vielen Hydroger-Schiffe über dem Prismapalast bedeuteten, dass der Weise Imperator mit ganz anderen Dingen beschäftigt war. Dadurch bekam Udru'h mehr Zeit für die Suche nach der grünen Priesterin!
»Wir müssen diese Gelegenheit nutzen, Daro'h. Während der Weise Imperator abgelenkt ist, setzen wir die Suche nach der grünen Priesterin fort. Wenn wir uns beeilen, brauchen wir ihm vielleicht nie ihr Verschwinden mitzuteilen, Finde sie!«
»Aber wir sind bereits auf der Insel gewesen ...«
»Nimm eine gründliche Suche auf dem ganzen südlichen Kontinent vor, wenn es notwendig ist. Ergreife alle erforderlichen Maßnahmen - wir dürfen auf keinen Fall aufgeben. Ich habe den Weisen Imperator oft genug enttäuscht.« Udru'h senkte die Stimme. »Er ist nicht bereit gewesen, Thor'h zu töten. Aber wenn ich ihm sage, dass ich Nira erneut verloren habe, ordnet er bestimmt meine Hinrichtung an.«
10 KÖNIGIN ESTARRA
Nachdem die Schwangerschaft bekannt geworden war, wollte die Öffentlichkeit mehr von Estarra sehen. Um die zunehmend besorgter werdende Bevölkerung abzulenken, erlaubte Basil Wenzeslas der Königin, sich gelegentlich der Öffentlichkeit zu zeigen. Er sah in Estarra nicht mehr als ein Mittel, um die Kooperation des Königs zu erzwingen. Sie hoffte, dass er sie weiterhin unterschätzte.
Estarra fand Nahton in einem der von Drahtgeflecht umgebenen Schmetterlingspavillons auf dem Dach. Der grüne Priester des königlichen Hofs stand allein im Sonnenschein und ließ sich von den Schmetterlingen umschwirren, deren Flügel bunt und metallisch glänzten. Als sie ihn sah, erinnerte sich Estarra daran, dass sie auf Theroc zusammen mit Beneto einen aus seinem Kokon schlüpfenden Wurm beobachtete hatte. Ihr fielen auch Rossias Schilderungen seiner Begegnung mit einem schrecklichen Wyver ein.
Nahton war ihre einzige Quelle für Nachrichten von zu Hause. Er erzählte ihr, wie es ihren Eltern ging, ihrer Schwester Celli, und dass der Wald eine hölzerne Kopie ihres Bruders Beneto geschaffen hatte. Sarein war kürzlich von Theroc zurückgekehrt, aber Estarra hatte noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen. Außerdem berichtete sie nur von Dingen, die Nahton bereits in allen Einzelheiten geschildert hatte.
Der grüne Priester war groß und still. Tätowierungen zeigten sich in seinem langen Gesicht und an den Schultern. Ihre Muster wiesen auf die Ausbildung hin, die er abgeschlossen hatte, bevor er zur Erde gekommen war. »Königin Estarra! Es ist mir immer eine Freude, ein Kind Therocs zu sehen.«
»Eine noch größere Freude wäre es für uns beide, Theroc wiederzusehen. Es ist so viel Zeit vergangen.« Hübsche orangefarbene und gelbe Schmetterlinge flogen zu Estarra, angelockt von ihrem Parfüm und dem Geruch des Hautöls.
Sie vermisste den Weltwald und die
Weitere Kostenlose Bücher