Von Feuer und Nacht
fand überall statt, und Estarra sah keine Möglichkeit, ihm auszuweichen. OX wählte den besten Kurs und beschleunigte, flog direkt ins Durcheinander hinein. Eine weitere Flotte verzierter ildiranischer Kriegsschiffe war gerade eingetroffen, bestehend aus hunderten von Rau- mern.
»Was machen wir, wenn man auf uns feuert?«, fragte Estarra. »Immerhin ist dies ein Hydroger-Schiff.«
»Die Forscher haben einfache Kommunikationsgeräte und Kontrollen an Bord eingebaut. Ich kann versuchen, Mitteilungen auf den Standardfrequenzen des Militärs zu senden, um darauf hinzuweisen, dass wir kein Feind sind.« OX betätigte die Kontrollen und sendete entsprechende Signale.
»Falls man uns glaubt«, sagte Estarra. »Falls man uns überhaupt bemerkt.«
»OX, du solltest nicht darauf hinweisen, dass wir an Bord sind. Es wäre mir lieber, Basil noch länger im Unklaren zu lassen.« Peter beugte sich vor und faltete die Hände.
»Ich habe Ihre Identifikation aus der Sendung entfernt«, sagte der Kompi.
»Vermutlich ist sie nur wenigen Personen an Bord der TVF-Schiffe aufgefallen. Die Einheiten der Terranischen Verteidigungsflotte sind sehr beschäftigt. General Lanyan hat gerade versucht, die von Robotern kontrollierten Schiffe mit einem Killkode außer Gefecht zu setzen, aber offenbar haben die Soldaten-Kompis die betreffenden Systeme neu konfiguriert. General Lanyan scheint sehr zornig darüber zu sein, dass sein Plan nicht funktioniert.«
Das kleine Kugelschiff wich Trümmern aus und änderte immer wieder den Kurs. Die Massenträgheit hätte Estarra und Peter an die Wände geworfen, wenn die Kugel nicht mit leistungsstarken Absorbern ausgestattet gewesen wäre.
Einige TVF-Schiffe schössen auf die kleine Kugel, was zeigte, dass sie nicht zugehört hatten. Ein Jazer-Strahl streifte das Hydroger-Schiff und versetzte es in Rotation, doch OX brachte es schnell wieder unter Kontrolle. Dann sah Estarra etwas Unglaubliches im interplanetaren Schlachtfeld.
»Sieht nur, Peter! Das sind ... Bäume. Riesige Bäume aus dem Weltwald - Nahton hat uns davon erzählt!«
Schlachtschiffe der Verdani griffen die Hydroger an, schlangen dornige Äste um ihre Kugeln und zerdrückten sie. Estarra presste die Hände an die gewölbte Wand und blickte ins Chaos hinaus. Zwanzig riesige Bäume hielten auf das Zentrum des Kampfes zu, und das kleine Kugelschiff be- schleunigte. Aber es war nicht schnell genug.
Eins der kolossalen Baumschiffe kam genau auf sie zu. »Den Kurs ändern, OX!«, rief Peter. »Wir sollten dem Ding besser keine Gelegenheit geben, uns zu packen.«
»Ich versuche, ihm auszuweichen, König Peter.« Der Kompi betätigte die kristallenen Kontrollen, und ihre kleine Kugel begann mit Ausweichmanövern. Doch das dornige Baumschiff kam immer näher und breitete die Äste aus.
»Ich glaube nicht, dass es ein Feind ist«, sagte Estarra. »Der Baum kommt von Theroc.«
»Vielleicht ist er kein Feind, aber wir sind an Bord eines Hydroger-Schiffs, und jene Bäume zerstören eine Kugel nach der anderen.« Peters blaue Augen waren weit aufgerissen.
»Soll ich Königin Estarra in meiner Sendung identifizieren?«, fragte OX.
»Ja!«, erwiderte Estarra sofort. »Sag, dass ich... eine Tochter von Theroc bin, aber lass meinen Namen unerwähnt.«
Mit verblüffender Schnelligkeit packte das organische Schiff die kleine Kugel und schloss dicke Äste um sie. Estarra sah, dass die sich überlappenden goldenen Schuppen der Borke eine dicke Panzerung bildeten. Speerartige Dornen kratzten über die glatte Außenhülle des kleinen Kugelschiffs, und die Äste begannen damit, Druck auszuüben. OX klang nicht besorgt, obgleich seine Hände über die Kontrollen flogen.
»Ich bitte um Entschuldigung, König Peter. Ich bin nicht in der Lage, uns aus dem Baumschiff zu lösen.«
Estarra stand noch immer an der durchsichtigen Wand und beobachtete den Baum. Er wirkte vertraut, war aber auch anders als die Weltbäume, die sie als Mädchen erklettert hatte. Jene Bäume waren friedlich und neugierig gewesen, hatten nur Wissen aufnehmen wollen. Diesen Schlachtschiffen der Verdani hingegen ging es um Zerstörung. Oder wollte der Baum das kleine Kugelschiff schützen?
Knarrende Worte kamen aus dem Kom-System an Bord der Kugel. Erstaunt hörte Estarra eine Stimme, die wie Gesang klang und an die sie sich aus ihrer Kindheit erinnerte. »Estarra... Schwester.«
»Beneto!« Sie sah Peter an, eilte dann zum Kom-System. »Es ist Beneto. Er befindet sich in dem
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