Von Feuer und Nacht
hier bist, Tasia.«
Mit dem Ellenbogen gab sie ihm einen Stoß in die Rippen und staunte noch immer über das Wiedersehen, trotz der Umstände. »Ja, ich habe dich ebenfalls vermisst, Brindle.«
Er griff in eine schmutzige Tasche und holte ein braunes Geflecht aus dünnen Blättern hervor. »Ich habe noch immer den Weltbaumwedel, den mir der grüne Priester gegeben hat, bevor ich bei Osquivel in die gepanzerte Kapsel gestiegen bin.« Er rollte ihn zwischen den Fingern, aber die kleinen Blätter waren längst trocken und tot. »Hat mir nicht viel genützt. Manchmal habe ich den Wedel wie ein grüner Priester in der Hand gehalten und dir und meinen Eltern imaginäre Briefe geschickt...«
Tasia betrachtete die welken Blätter und erinnerte sich daran, wie Rossia, der hinkende grüne Priester mit den großen Augen, den Blattwedel Robb wie einen Talisman gegeben hatte. »Ich glaube, die Droger mögen die Weltbäume nicht sehr.«
»Nein. Irgendwie glaube ich, dass es mir diese Blätter ermöglicht haben, bei klarem Verstand zu bleiben. Angenehme Erinnerungen sind das Einzige, das uns hier ein wenig Halt gibt.« Robb schüttelte den Kopf. »Aber diesen Albtraum möchte ich mit niemandem teilen. Nicht mit dir, und nicht einmal mit meinem schlimmsten Feind.«
Tasia lehnte sich an ihn. »Auch nicht mit Patrick Fitzpatrick III.?«
Robb lachte leise und heiser. »Was ist aus ihm geworden? Ist er noch immer ein Idiot?«
»Er lebt nicht mehr.« Tasia berichtete von der Schlacht bei Osquivel, nachdem Robbs Kapsel in den Tiefen des Gasriesen verschwunden war.
»Fitzpatrick fiel beim Kampf, zusammen mit vielen anderen guten Soldaten.«
Es gab so viel zu erzählen - so viele Dinge waren geschehen, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Leider würde Tasia mehr als genug Zeit haben, Robb und die anderen auf den neuesten Stand zu bringen. Zuerst erzählte sie den Gefangenen von den neuen Rammschiffen, die nach Qronha 3 geschickt und von den verräterischen Soldaten-Kompis übernommen worden waren.
»Die entsprechende Programmierung enthielten sie von Anfang an«, meldete sich EA zu Wort. »Die Klikiss-Roboter haben sie aktiviert.«
Eine der schwarzen Maschinen näherte sich der durchsichtigen Wand, und Tasia beobachtete, wie sie die Membran durchdrang. Smith Keffa wich entsetzt zurück. Robb gab sich Tasia gegenüber mutig und sagte: »Ich schätze, das Ding ist nicht gekommen, um mit uns Schach zu spielen.«
Der Roboter sprach so, als wollte er die Gefangenen verhöhnen. »Ein Manta-Kreuzer ist über Qronha 3 erschienen. Wir haben die Soldaten-Kompis an Bord angewiesen, ihn zu übernehmen. Die Programmierung wird jetzt systemweit aktiviert.«
»Systemweit?«, wiederholte Robb. »Was soll das heißen?« »Damit sind alle Soldaten-Kompis gemeint, überall im Spiralarm.«
Zorn quoll in Tasia empor. »Die Menschen haben den Klikiss-Robotern nie etwas getan. Was zum Teufel habt ihr vor?«
»Wir werden euch alle auslöschen.«
Tasia stand auf und stemmte die Hände in die Hüften - es war ihr gleich, wie lächerlich dies vor dem großen schwarzen Roboter wirkte. »Na wunderbar.
Die TVF erklärt den Roamer-Clans den Krieg, und jetzt versuchen Klikiss-Roboter, die Menschheit zu vernichten. Shizz! Sieht denn heutzutage niemand mehr, wer seine wahren Feinde sind?«
»Wir kennen unsere Feinde.«
Im Anschluss an seine unheilvollen Worte drehte sich der Klikiss-Roboter um und verließ die Zelle mit den gefangenen Menschen.
14 PATRICK FITZPATRICK III.
Patrick Fitzpatrick saß auf der offenen Terrasse der Colorado-Villa seiner Großmutter und beobachtete die Berge. Er hatte den ambientalen Schirm deaktiviert, um die frische Luft zu spüren. Die Kälte war das geringste seiner Probleme. Schnee lag auf den hohen Gipfeln, und der Himmel zeigte strahlendes Blau - dies war ganz anders als die klaustropho bischen Habitate, in denen die Roamer ihre TVF-Gefangenen festgehalten hatten.
Wenn sie jetzt noch in den Werften von Osquivel gewesen wären, hätten Patrick und seine TVF-Gefährten bei der Erzverarbeitung und dem Bau von Raumschiffen geholfen. Er fragte sich, wo Zhett Kellum war und was sie machte.
Seit drei Tagen war er zu Hause, als Kriegsheld, für den es nichts anderes zu tun gab, als gelegentlich in der Öffentlichkeit zu erscheinen, zu lächeln und zu winken. Einige der anderen Überlebenden waren zu regelrechten Medienlieblingen geworden, insbesondere die muntere Shelia Andez, die keinen Hehl aus ihrem Groll auf die
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