Von Feuer und Nacht
Kotto und seine analytischen Kompis in den verlassenen Werften von Osquivel keine Erklärung fanden, suchten sie woanders. »Es ist alles sehr geheimnisvoll«, sagte Kotto.
»Eine schwierige Angelegenheit«, kommentierte GU.
»Ein Rätsel«, fügte KR hinzu.
Zwar herrschte bei den verstreuten Roamer-Clans stets ein ziemliches Durcheinander, aber Kotto hatte den Notfallplänen nie viel Beachtung geschenkt und war davon ausgegangen, dass ihm jemand sagen würde, was er tun sollte. Jetzt musste er allein klarkommen.
Mithilfe der Navigationsdatenbank des kleinen Schiffes berechnete Kotto einen Kurs nach Jonah 12, wo er eine Wasserstoff verarbeitende Basis eingerichtet hatte. »Wir haben nicht genug Treibstoff oder Zeit für eine lange Suche. Ich kehre einfach zu meinem alten Revier zurück und sehe nach, was die Leute so machen.« Es war schon eine ganze Weile her, seit er die letzten Nachrichten empfangen hatte.
Nach der Kursberechnung gaben GU und KR die Daten ein, und das Schiff beschleunigte, entfernte sich von Osqui vel. Der eigene Geruch wies Kotto darauf hin, dass er zu beschäftigt gewesen war, um sich zu waschen. Der Kampf gegen die Hydroger bei Theroc hatte ihn zweifellos ins Schwitzen gebracht.
Kotto zog seinen Overall aus und warf ihn in den Kleidungsreiniger. Nackt ging er durchs kalte Schiff und nahm Lappen und Reinigungsgel, um sich gründlich abzuschrubben. Als er das hinter sich gebracht hatte, beschloss Kotto, auch die beiden analytischen Kompis zu säubern.
Er summte bei der Arbeit, dachte an die Roamer auf Jonah 12 und daran, wie dort Eis geschmolzen und Wasserstoff gelagert wurde, um später Ekti daraus zu gewinnen. Da er sich nicht mehr mit dem kleinen Hydroger-Schiff beschäftigen konnte, wollte er zu seiner eigentlichen Arbeit zurückkehren. Er sprach mit KR und GU über mechanische Systeme und Extraktionsverfahren. »Purcell Wan freut sich bestimmt darüber, mich zurückzuhaben. Ich kann es gar nicht abwarten, sein Gesicht zu sehen. So lange hatte ich nicht wegbleiben wollen, als ich losgeflogen bin, um den Theronen zu helfen.«
»In der Zwischenzeit hast du viel geschafft, Kotto Okiah«, sagte GU. »Du hast drei Städte auf Theroc wiederaufgebaut, das Kugelschiff bei Osquivel untersucht und die Türklingel-Membranen als Waffe gegen die Hydroger entwickelt.«
»Ich brauche keinen Jubelklub«, erwiderte Kotto, lächelte aber.
Kotto rief den Grundriss der Basis auf Jonah 12 ab und sah sich auch die Konstruktionspläne der Kriecher-Fahrzeuge an. Es dauerte nicht lange, bis auf seinem Imager-Tisch zahlreiche Datenschirme lagen. Er beauftragte die Kompis mit Simulationen und veränderte immer wieder Parameter, um die Produktion zu verbessern. Als sich das Schiff dem Ziel näherte, hatte Kotto neue Entwürfe vorbereitet, die eine Produktivitätssteigerung von mindestens hundertfünfzig Prozent ermöglichen würden. Er stellte sich den aufregenden Moment vor, wenn er seine Umrüstungspläne verkündete. Kotto bemerkte, dass er noch immer nackt war. Er nahm den Overall, streifte ihn über und war bereit.
Doch als sich das Schiff dem kalten Planetoiden näherte, reagierte niemand auf die Funksignale. Die Ekti-Reaktoren im Orbit waren inaktiv. Es wirkte auf unheimliche Weise vertraut.
Als er in Reichweite war, richtete Kotto die Scanner auf die Oberfläche des Planetoiden und fand einen großen Krater dort, wo sich die Basis befunden hatte. Seine Crew, die Arbeiter! Es war zu einer enorm starken Explosion gekommen, die alle Anzeichen einer menschlichen Besiedlung ausgelöscht hatte. Auf Jonah 12 lebte niemand mehr.
Kotto starrte ungläubig auf die Bilder. Erst hatte er Osquivel verlassen vorgefunden, und jetzt dies. Was konnte eine solche Katastrophe verursacht haben? All die Menschen ... Er hoffte, dass es genug Zeit für eine Evakuierung gegeben hatte. Die meisten Arbeiter von Jonah 12 waren Überlebende seiner Station in der Gluthitze von Isperos gewesen und ihm zu diesem eisigen Planetoiden gefolgt. Sie hatten ihm vertraut!
Er blickte auf den großen Krater hinab. »Beim Leitstern, was ist hier geschehen?«
Die beiden Kompis sahen ihn an und schienen sich zu fragen, ob er eine Antwort von ihnen erwartete. KR und GU beschlossen zu schweigen.
29 WEISER IMPERATOR JORA'H
Nachdem er Osira'h fortgeschickt hatte, wanderte Jora'h über einen Weg hoch oben in der Himmelssphärenkuppel, auf der Suche nach einem Moment der Ruhe. Buntes Licht schien durch die facettierten Kristallflächen, und
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