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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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nicht geglaubt.
    Das Mädchen an Niras Seite sah zu den neugierigen Gesichtern auf. Es überraschte die Gefangenen nicht nur, Nira wiederzusehen; auch Osira'hs Präsenz im Zuchtlager verblüffte sie. Mischlingskinder waren immer in den ildiranischen Teil der Siedlung gebracht worden. »Von jetzt an wohnen wir hier, im Lager«, sagte Osira'h. »Wir brauchen eine Unterkunft für uns.« Sie öffnete die Tür des Gemeinschaftsquartiers.
    »Dort drin gibt es leere Betten«, sagte Stoner. »Wir neh men die Mahlzeiten zusammen ein, erzählen uns Geschichten und singen.« Er zuckte mit den Schultern. »Früher wurde uns schwere Arbeit zugewiesen, aber inzwischen wissen die Ildiraner nicht mehr, was sie mit uns anfangen sollen. Die Zuchtbaracken sind geschlossen. Das ganze Lager ist praktisch stillgelegt.«
    Nira sah sich verwundert um. »Keine Vergewaltigungen mehr?« Vielleicht war das ein weiterer Trick des Designierten Udru'h. Wollte er ihnen ein wenig Hoffnung geben, um sie dann wieder in Verzweiflung zu stürzen?
    »Entspricht das nicht euren Wünschen?«
    Die Gefangenen waren gesund, aber auch verwirrt. Ihre Welt hatte sich verändert, offenbar zum Besseren, doch das schien sie nicht zu beruhigen. Stoner rieb sich den Nacken. »Niemand nennt uns den Grund.«
    »Das Zuchtlager ist nicht mehr erforderlich«, sagte Osira'h. »Es hat seinen Zweck erfüllt.« So klein sie auch sein mochte: Sie war in eine Aura der Autorität gehüllt, die alle veranlasste, ihr zuzuhören. »Die Ildiraner haben, was sie wollten: mich.« Sie setzte sich auf ein leeres Bett. »Ich nehme dies. Der Weise Imperator hat gesagt, dass wir hier warten sollen, Mutter.«
    »Wann sehen wir ihn?«, fragte Nira. »Weißt du, wann er hierherkommt? Ich habe ihn lange Zeit nicht gesehen.«
    Osira'hs Stimme klang sehr bitter. »Er bleibt im Prismapalast und schmiedet Pläne. Er möchte nicht, dass du erfährst, was er macht. Und er möchte auch nicht, dass ich ihn sehe. Ich glaube, er ist verlegen oder beschämt.« Sie senkte die Stimme. »Das hoffe ich.«
    »Deine Worte ergeben keinen Sinn, Osira'h.«
    »Nichts hiervon ergibt einen Sinn. Der Weise Imperator wird uns nach Mijistra zurückkehren lassen, wenn es ihm passt. Er braucht uns nicht mehr.«

51 DOBRO-DESIGNIERTER UDRU'H
    Die grüne Priesterin hatte ein Talent dafür, die Dinge schwierig zu machen, selbst ihre eigene Rettung. Udru'h hatte nicht damit gerechnet, dass Nira fliehen und weitere Probleme verursachen würde. Immerhin versuchte er jetzt, das Richtige zu tun.
    Wenigstens waren keine Täuschungsmanöver und Lügen Jora'h gegenüber mehr nötig. Udru'h wusste, dass all jene Listen notwendig gewesen waren. Die irrationale Beziehung seines Bruders zu der grünhäutigen Frau hätte das Programm ruinieren können, das dazu diente, das ildiranische Volk zu retten. Es war Udru'h nichts anderes übrig geblieben, als den neuen Weisen Imperator vor seinen eigenen schlechten Entscheidungen abzuschirmen. Oder?
    Der Designierte hatte warten und Zeit gewinnen müssen. Früher oder später, so glaubte er, würde sich die Richtigkeit seines Handelns herausstellen. So zornig der Weise Imperator auch über Udru'hs Verrat an Nira sein mochte: Er würde die wahre Loyalität des Designierten erkennen. Jora'h wollte Nira jetzt in Sicherheit wissen und hatte sogar Osira'h zu ihr geschickt. Das überraschte Udru'h. Er verstand nicht, warum sich das Mädchen dagegen entschieden hatte, bei ihm zu wohnen. Es war eine lebende Rechtfertigung für die auf Dobro geleistete Arbeit. Für den größten Teil ihres kurzen Lebens war er Osira'hs Berater und Mentor gewesen. Zuerst hatte er gehofft, dass sie nach Dobro zurückkehrte, um mit ihm zusammen zu sein. Ein dummer Gedanke, wusste er jetzt. Ganz offensichtlich war sie gekommen, um ihrer Mutter Gesellschaft zu leisten, einer Menschenfrau, die sie kaum kannte.
    Nira war Udru'h ein Dorn im Auge und erinnerte ihn an gewisse fragwürdige Entscheidungen. Er verglich sie mit instabilem Sprengstoff in ihrer Mitte, und sie würde noch gefährlicher sein, wenn sie zu Jora'h zurückkehrte. Dann würde sie den Weisen Imperator mit rührseligen Geschichten über Schmerz und Kummer belasten und zweifellos ihm, Udru'h, die Schuld an allem geben, weil sie die Not- wendigkeiten nicht verstand. Doch gerade jetzt durfte der Weise Imperator nicht abgelenkt werden.
    Daro'h ging neben ihm und richtete einen besorgten Blick auf seinen Onkel. Der junge Mann blieb stumm, aber seine Körpersprache

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