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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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mit beiderseitiger Anspruchsberechtigung? Diese Fragen rasten mir mit atemberaubender Geschwindigkeit durch den Kopf. Wie blöd war ich bloß gewesen?
    ***
    Draußen konnte ich kaum atmen. Einerseits, weil es so kalt war, dass die Luft mit jedem Einatmen brannte, aber in erster Linie wegen des Faustschlags in die Magengegend. Meine Mom hatte mir angeboten, mich nach Hause zu bringen, aber ich hätte ihre Nähe nicht ertragen. Das war einer dieser Momente, in denen eine Frau ihre Mutter wirklich braucht. Ich wollte nur nicht die, die ich hatte.
    Auch wenn es tierisch kalt war, hatte ich es nicht eilig, nach Hause zu kommen. Ich ging vom Geschäftsviertel aus durch verschiedene andere Viertel und landete schließlich in West Village, wo ich ein paar Kinder beim Ballspielen beobachtete. Sie schrien und tobten in kindlicher Unbekümmertheit herum. Wie glücklich sie waren, weil sie noch keine Ahnung von der Scheiße hatten, die vor ihnen lag. Das Leben war hart.
    Wenn ich gewusst hätte, was es heißen würde, erwachsen zu sein, hätte ich jede Sekunde meiner Jugend ausgekostet. Ich hätte ein bisschen weniger ferngesehen. Und weniger im Haushalt geholfen. Nicht, dass ich Hausarbeit so schlimm fand, aber meine Schwester hatte immer im selben Umfang Hausarbeit vermieden, wie ich sie gemacht hatte. Ich hätte mir genauso einen Spielplatz gesucht und ein Spiel wie dieses, dachte ich wehmütig und mit später Einsicht. Insbesondere ein Junge sah sich verstohlen nach mir um und tat so, als würde er nicht bemerken, dass ich nur einen Steinwurf entfernt war. Er hatte ein rotes Gesicht von der Kälte, und sein Kopf schien aus seinem Mantel herauszuschießen, weil der Kragen einen solchen Druck ausübte. Als ihn jemand angriff, wich er aus und fiel hin, dann rappelte er sich schnell wieder auf und schaute, ob ich noch da war. Ich ging, ohne darüber nachzudenken, ein bisschen näher an den niedrigen Zaun heran, benommen, traurig, verloren. Ich sah mich um und erkannte, dass dieser Ort nicht mein Zuhause war, nicht mehr, und hörte ihre lauter werdenden Stimmen nicht, die mir etwas zuriefen, das aber nicht bei mir ankam. Bis es zu spät war.
    »Passen Sie auf!«
    Da war nur ein Jammern in der Ferne, wie eine Sirene, die näher und näher kam. Bis ich merkte, dass das meine eigene Stimme war.

25. Wer bist du? Teil zwei
    Augenbrauen. Überall waren Augenbrauen. Bogenförmig und in verschiedenen Variationen der Betroffenheit, über Augen, die ich nicht erkannte, in Gesichtern, die mir fremd waren, und alle starrten mich durch einen Trichter an. Die Wände des Trichters waren weiß und leicht blau, und auf den Gesichtern, die mehr über mich erschreckt waren als ich über sie, lag ein Hauch von Kummer.
    Jemand sagte etwas, aber ich konnte kein Wort verstehen. Ich richtete mich auf, um das Wasser aus meinem Ohr herauszubekommen, aber ich konnte meinen rechten Arm nicht bewegen. Dann stellte ich fest, dass ich ihn gar nicht sehen konnte. Oder fühlen.
    Ich schaute durch die schmalen Schlitze meiner Lider auf die fünf Personen hinter den Gesichtern, eine in einem weißen Mantel, und ich hatte nicht die geringste Ahnung, was sie alle dort machten – abgesehen von dem im weißen Mantel, der der Boss zu sein schien.
    »Die Computertomographie zeigt keine inneren Blutungen«, sagte der Weiße Mantel leise, wahrscheinlich, weil ich es nicht hören sollte (aber ich hörte es, denn das Wasser verschwand ein wenig aus meinem Ohr), zu einer der anderen Personen, während die mich immer noch mit verschränkten Armen und den Daumen am Kinn anstarrten. »Da hat sie Glück gehabt, denn sie ist am Hinterkopf getroffen worden.«
    »Wieso?«, fragte eine schmale Frau. »Was heißt das?«
    »Das heißt, dass er durch den Schädel nicht so geschützt ist«, erklärte Weißer Mantel.
    »Aber sie ist okay?«, fragte ein dünner Typ, auf dessen Stirn eine Ader hervortrat und der ein T-Shirt mit der Aufschrift: ›Wen würde Jesus verklagen?‹ trug.
    »Na ja, das ist relativ«, sagte Weißer Mantel. »Sie hat keinen Bluterguss, aber was passiert ist, nennt sich eine Schlag-Gegenschlag-Verletzung. Das passiert, wenn das Gehirn von hinten nach vorne und dann wieder zurückgeschleudert wird.«
    »Jesus!«
    »Aber wie schon beim ersten Mal ist keine Hirnschädigung erkennbar, und ich würde eine sehr positive Prognose abgeben, abgesehen von der fehlenden Reaktion. Das ist beunruhigend …« Weißer Mantel verstummte allmählich.
    Die schmale Frau stand da

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