Von jetzt auf gleich

fanden das sicherlich sehr nett. Du kannst von deiner hohlen Familie nicht erwarten, dass sie so was komisch finden. Wenn es um ihren Sinn für Humor geht: Vergiss es!«
    »Ja, aber warum habe ich ihn dann?«
    »Weil du phantastisch bist. Frag dich nicht, warum du so bist wie du bist, und warum sie sind, wie sie sind. Das führt nur zu dem Schluss, zu dem ich schon vor langer Zeit gekommen bin: Du bist adoptiert worden. Aber jetzt hast du erst mal andere Sorgen. Wir können das später noch einmal aufgreifen. Außerdem bist du nicht adoptiert, Quatsch! Du bist einfach zauberhaft und einzigartig und brillant und witzig, deshalb wird jeder andere neben dir verblassen.«
    »Wie komme ich zu einem solchen Freund?«
    »Weil ich auch bezaubernd und einzigartig und brillant und witzig bin. Passt einfach.«
    »Verstehe«, nickte ich. Auch wenn ich keine Erinnerung an ihn hatte, wusste ich: Todd war ein richtig guter Typ. »Danke, dass du versuchst, mir zu helfen.«
    »Das ist ja wohl das Mindeste, was ich machen kann. Glaub mir einfach, dass nicht ich der Scheißtyp bin!«
    »Mach ich«, sagte ich und fragte mich, ob er damit schon wieder meinte, Dirk sei der Scheißtyp. Warum musste es überhaupt irgendwelche Scheißtypen geben?«
    ***
    Lydias mysteriöse Reaktion auf meine In-guten-Händen-Idee veranlasste mich, sie mit ein paar anderen Vorschlägen zu begeistern. Als ich am nächsten Tag ins Büro kam, war ich ausgerüstet mit zwei weiteren ebenso guten Ansätzen – einer war mir am letzten Abend unter der Dusche eingefallen und der andere morgens beim Zähneputzen.
    Ich war gerade in der Mini-Küche und goss mir eine Tasse faden Kaffee ein, als Lydia sich heranschlich.
    »Na, fließen die kreativen Säfte heute?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte ich, »das tun sie.«
    »Wunderbar.« Sie folgte mir in mein Büro.
    »Okay«, sagte ich, »wir wollten über Markenaufbau nachdenken, richtig? Was klingt in diesem Zusammenhang besser als Vertrauen und Komfort?«
    »Komfort?«, fragte sie.
    »Na ja, ich finde die Ideen, die ich dir schon erzählt habe, wirklich gut, aus welchem Grund auch immer. Jedenfalls nicht, weil es meine sind …«
    »Jordan, der Witz ist ein bisschen ausgelutscht, und ich weiß, dass das nicht deine Ideen sind …«
    »Richtig«, sagte ich. Ich hatte Lydia nicht verstanden, wollte aber auch nicht nachgeben, »nicht weil es meine Ideen sind, sondern weil sie ankommen werden. Wenn du an deine Versicherung denkst, möchtest du doch auch, dass die ihre Versprechen hält. Aus diesem Grund, denke ich, sollten wir etwas Plakatives machen und die Firma als zuverlässig, persönlich und fürsorglich präsentieren, verstehst du?«
    »Okay«, sagte sie.
    »Also, ich habe mir ein paar Gedanken gemacht«, fuhr ich fort. »Zum Beispiel über eine Art Nachbarschaftsüberwachung. Aber nicht durch einen Sicherheitsbediensteten … eher durch einen aufmerksamen Freund. Dein Nachbar achtet auf dich …«
    »Oh, oh.«
    »Und mir ist dieser Slogan eingefallen: ›Wie ein guter Nachbar … ist Harvest da.‹ Und es könnte ein paar Variationen von dieser ganzen Nachbarschaftssache geben wie vielleicht …«
    »Jordan«, unterbrach Lydia mich, »kannst du dir diesen Gedanken bitte merken?«
    »Sicher«, sagte ich.
    »Ich möchte nur schnell den Boss holen, damit er das auch hört.« Sie verschwand aus meinem Büro. Es sah fast so aus, als würde Jordan wieder anfangen, Hits zu produzieren.
    Ein paar Minuten später kam Lydia mit einem weißhaarigen Mann und Kurt zurück.
    »Hi, Jordan. Schön, dass Sie wieder da sind«, sagte der weißhaarige Mann. »Ich bin Ted Billingsly.«
    »Hi«, sagte ich. »Schön, Sie zu sehen.«
    »Jordan hat mir gerade ein paar neue geniale Ideen mitgeteilt, die sie für Harvest hat, und ich möchte, dass Sie sich das selber anhören«, sagte Lydia und lächelte mich beruhigend an. »Lass hören.«
    Ich wiederholte mein Guter-Nachbar-Ding. Mr Billingsly stand da und sah mich für einen Moment verständnislos an. Dann öffnete er seinen Mund, aber es kam nichts heraus. Ich blickte nervös von einer Seite auf die andere und machte dann einfach weiter. Weil ich vermutete, dieses Konzept könnte vielleicht zu seicht und subtil für die Firma sein, entschied ich, ihm von meinen anderen Ideen zu erzählen, die ich Lydia auch noch nicht vorgestellt hatte.
    »Dann ist da noch ein anderes Konzept, über das ich nachgedacht habe. Es spielt sich auf einer ähnlichen Ebene ab, wissen Sie, Stabilität …«,