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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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bearbeiten war wesentlich weniger stressig, als mit Lydia zusammenzuarbeiten. Ich war geneigt zu sagen, dass er sich deshalb um meinen Helm sorgte, weil er meine Arbeit schätzte, aber es war nicht das erste Mal, dass jemand etwas in dieser Art aus einem Auto zu mir herüberbrüllte. Leute liebten es einfach, sich als vorbeifahrende Ersatzmütter aufzuspielen.
    Als ich schließlich im Büro war, ging ich in der Küche vorbei, um mir meine zwei Tassen des furchtbar schlechten Kaffees einzuschenken. Ich war gegen den schlechten Geschmack immun und wusste, dass eine Tasse nicht reichen würde, also nahm ich zwei Tassen auf einmal, zwei Tassen, die ich mir in Rekordzeit reinzog. Als ich zu meinem Schreibtisch kam, wurde ich wieder einmal mit einer E-Mail von meinem Vater an meine Mutter konfrontiert. Es war nicht nur nicht meine Angelegenheit, sondern es drehte mir den Magen um.
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Betreff: Wally durch die Wand?
     
    Patootie mit dem dicken Hintern – bei der Arbeit. Sam fragt nach einem neuen Laptop. Sollten wir nachgeben, auch wenn sie immer noch keinen Job hat? Die von Dell können uns sicher ein gutes Angebot machen, was meinst du?
    Es musste aufhören. Das Weiterleiten jeder einzelnen E-Mail und das schamlose Verhätscheln von Samantha. Und musste Dad unbedingt den Hintern meiner Mutter erwähnen? Himmel!
    Nach zehn Minuten, in denen ich nicht wirklich viel gemacht hatte, dämmerte mir etwas: Lydia hatte mir nicht eine einzige Anweisung zugebellt, und sie rannte auch nicht hektisch herum, wie sie es sonst an einem Präsentationstag immer tat. Wir erwarteten die KidCo-Bonzen, und es war so unheimlich still, dass ich mich fragte, ob Lydia überhaupt da war. Also stand ich auf und sah, dass ihre Tür nur angelehnt war. Ich schielte durch den winzigen Spalt, um sie nicht zu stören, denn sie war sicher dabei, etwas auf die Beine zu stellen. Sie war drin, genauso wie jemand anderes, der halb auf der Ecke ihres Schreibtisches saß und mir den Rücken zudrehte. An dem perfekt schaumgefestigten, blondgefärbten Zipfel vorne, der aussah wie ein winziges Rhinozeroshorn, konnte ich erkennen, dass es Kurt war. Dann glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, so absurd und völlig deplatziert schien das, was ich sah.
    Sie streichelte zärtlich seine Wange.
    Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte ich geglaubt, es wäre etwas passiert. Es musste ja einen Grund dafür geben. Vielleicht hatte ihn jemand niedergeschlagen, und sie leistete Erste Hilfe. Er hatte mich mehr als einmal so weit gebracht, dass ich Lust bekam, ihm Gewalt anzutun. Deshalb schien es irgendwie logisch.
    Bis ich den Kuss sah.
    Zumindest glaubte ich, dass es ein Kuss war. Ich zog mich zurück, bevor sie mich sehen konnten, und versuchte einzuordnen, was ich gerade beobachtet hatte. Lydia und Kurt? In welchem Universum würde Lydia sich mit einem Typen aus dem Vertrieb einlassen, der bestimmt zehn oder fünfzehn Jahre jünger war als sie? Ich hatte sogar den Eindruck, dass sie irgend so ein schmutziges Ding mit Billingsly laufen hatte, aber es sah ganz so aus, als ob ich mich geirrt hätte. Falsche Fährte.
    Ich war erschüttert und fühlte mich krank, aber ich hatte noch keine Zeit zu reagieren. Ich würde auf dem Nachhauseweg in einen Mülleimer kotzen. Im Moment waren wir erst einmal in der heißen Phase der Präsentationsvorbereitung. Nachdem Kurt aus Lydias Büro gehuscht war (ich beobachtete seinen Abgang aus einer sicheren Ecke im Flur), ging alles wieder seinen gewohnten Gang. Lydia rannte mehr als ich zwischen dem Studio und dem Konferenzraum hin und her, was ein bisschen befremdlich war. Normalerweise ließ sie mich das alles machen, aber diesmal legte sie selber Hand an. Das Einzige, was ich machen durfte, war, die Filmsätze aus der Produktion zu holen, um sie ihr zu bringen. Sie tat mehr oder weniger alles selbst.
    Ich saß an meinem Schreibtisch und zog in Erwägung, dass sie mich möglicherweise jetzt mehr als eine Gleichgestellte sah und mich deshalb nicht mehr herumkommandierte wie einen geliehenen Esel. Dann hörte ich das Pling einer eingehenden E-Mail.
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Betreff: re: Wally durch die Wand?
     
    Re: Sam … hat schon einen online bestellt. Zwei Dumme (und ihre Hintern), ein Gedanke. LOL !
    Widerlich. Wirklich. Mir kam die Galle hoch.
    »Hört alle mal zu, kann ich bitte eure Aufmerksamkeit haben?«,

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