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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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bezauberndste kleine Restaurant, das ich kannte. Dirk hatte mich mal dorthin mitgenommen, und es war so untypisch für ihn, dass ich sprachlos war und mich fragte, wie er es entdeckt hatte. Es gab dort ungefähr tausend verschiedene Teesorten und eine große Auswahl an Teegebäck und verschiedenen englischen Sandwiches. Alles wurde auf hübschen Tellern mit passenden Teetassen serviert. Ich verliebte mich total in diese Oase und noch mehr in
ihn
.
    Wir sind seitdem nicht mehr da gewesen, aber ich hatte eine so schöne Erinnerung daran, dass es genau der Ort war, an dem ich jetzt sein wollte, auch wenn ich allein dorthin ging. Ich kettete mein Fahrrad an ein Straßenschild, auf dem HIER DÜRFEN SIE NICHT STEHEN stand. Ich erinnere mich, dass ich ein solches Schild mal als Kind gesehen und darüber nachgedacht hatte. Warum durften Leute da nicht stehen? Und wenn man von ihnen erwartete, sich hinzusetzen, warum gab es dann keine Stühle? Während mir das so durch den Kopf ging, sah ich einen Polizisten näher kommen, der mich ansah. Sofort schrie ich wie am Spieß und ließ mich auf meinen Hintern fallen, wobei ich mir das linke Knie aufschürfte. Als meine Mutter mich fragte, was um alles in der Welt ich da tun würde, antwortete ich, dass ich dachte, der Polizist wäre gekommen, um mich festzunehmen.
    Auf dem Weg zu
Alice’s
rief ich Todd an und begann mich über die böse Hexe Lydia auszulassen.
    Dann verlor ich meine Stimme.
    Zumindest verlor ich für eine Minute die Gewalt über meine Stimme.
    Ich blinzelte, um sicherzugehen, dass ich richtig gesehen hatte. Dann blinzelte ich noch einmal, weil ich dachte, wenn ich stark genug blinzeln würde, verschwände das, was ich gerade gesehen hatte. Aber es
verschwand nicht
. Da, an einem urigen kleinen Tisch im wunderlichen
Alice’s Tea Cup
, saß Dirk, Händchen haltend mit einem dünnen, blonden Mädchen!
    »Jordy?«, hörte ich Todd sagen. »Bist du noch da?«
    Ich räusperte mich und starrte durch das Fenster. Sie bemerkten mich gar nicht. Sie waren die einzigen beiden Menschen auf der Welt. »Ich schaue Dirk an«, sagte ich.
    »Was?«
    »Dirk befindet sich etwa fünfzehn Meter von mir entfernt, an einem Ort, von dem ich dachte, es wäre unser … Hand in Hand mit einer anderen!«
    »Was für ein Depp. Ist sie hübsch?«
    »Ja, Todd. Sie ist hübsch. Sie ist hübsch und sie ist dünn und sie hat schöne Haare. Ich hasse mein Leben.«
    »Vielleicht ist sie seine Schwester«, bot er an.
    »Er hat keine Schwester.«
    »Scheiß auf sie und ihr Haar. Geh rein und sag ihm, dass er sich verpissen soll«, schrie Todd, aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich beobachtete sie einfach nur, mit dem Telefon am Ohr, durch das Todd mir gute Ratschläge gab. Ich sah, wie sie über die Dinge lachte, die er sagte, und ich fragte mich, ob ich die auch schon gehört hatte. »Jordan! Was passiert jetzt?«
    »Er streicht ihr die Haare aus dem Gesicht«, flüsterte ich und wusste gar nicht so genau, warum.
    »Vielleicht hat sie Essensreste auf der Wange«, meinte er. Ich antwortete nicht. Ich beobachtete sie einfach nur. »Was passiert jetzt?«
    »Das kann ich nicht sehen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er sein Gesicht ganz nah an ihrs bewegt hat.«
    »Oh Gott«, sagte Todd.
    »Das muss nichts zu bedeuten haben«, erwiderte ich schwach.
    »Richtig. Vielleicht
isst
er die Essensreste auf ihrem Gesicht.«
    »Wer weiß, Todd, vielleicht hat er eine Entschuldigung … oder so was Ähnliches.«
    »Was ist mit dir los?«, schrie er. »Pflegst du gerade wieder die Kunst, ein Fußabtreter zu sein?«
    Nein, das tat ich nicht. Ich wollte nur nicht, dass das hier meine Realität war. Aber es kam noch schlimmer.
    Als ich das nächste Mal hinsah, waren sie ohne Zweifel gerade dabei, sich zu küssen.
    »Er küsst sie!«, sagte ich, nicht mehr im Flüsterton.
    »Gott! Das beschissene Arschloch! Geh hin und mach ihm eine Szene.«
    »Ich will ihm keine Szene machen. Ich will überhaupt nichts machen. Ich will nur, dass das alles aufhört.«
    »Jordan!«, sagte er. »Du musst die Sache beenden.«
    »Ich muss gehen.«
    Ich legte auf und schaute noch ein letztes Mal hin. Einerseits wollte ich sie gar nicht beobachten, aber auf der anderen Seite konnte ich meine Augen auch nicht losreißen. Ich war total angewidert. Und die Krönung war: Es fing an zu regnen.
    Ich ging zurück zu meinem Fahrrad und dachte, dass Dirk mich vielleicht sehen würde. Zumindest schaute er in meine Richtung. Ich versuchte nicht

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