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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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ganzen sechs Quadratmeter.
    Wir hatten bereits das halbe Abendessen hinter uns und amüsierten uns prächtig, als er bemerkte, dass die Kerze immer noch nicht angezündet war.
    »Verdammt. Ich hab vergessen, die Kerze anzumachen.«
    In meinem Kopf schwirrten Metaphern wie ›sein Feuer entfachen‹ oder ›etwas in neuem Licht sehen‹. Gedankenversunken nahm ich die Streichhölzer, die auf dem Tisch lagen, und verbrannte mir natürlich die Finger. Ich warf das Streichholz auf den Teppich, wo Travis es sofort austrat.
    »Autsch!«, sagte ich und schüttelte meine Hand ein bisschen, um die Aufmerksamkeit vom Teppich abzulenken (wie sich herausstellte, war ihm nichts passiert). Ohne nachzudenken, nahm Travis meine Hand und küsste meinen Finger.
    »Besser?«, fragte er. Ja, dachte ich.
Viel
besser.
    »Das ist köstlich«, sagte ich und beendete damit eine lange, aber dennoch ungewöhnlich behagliche Pause in der Konversation. »Du hast über deine Talente in der Küche keine Witze gemacht.«
    »Es ist einfach etwas, wofür ich mich schon immer interessiert habe.«
    »Du bist ein unglaublicher Koch.«
    »Danke«, sagte er ernst. »Das ist genau die Reaktion, die ich mir wünsche.«
    »Von wem?«
    »Von Leuten, die mein Essen probieren«, sagte er ruhig und ohne aufzublicken.
    »Was sind das für Leute?«, fragte ich. »Machst du Testessen?«
    »Ich hab dir doch mal von dem Leuchtturm erzählt und von meinem Vater, erinnerst du dich? Sie sind Teile meines großen Plans …«
    »Erzähl.«
    »Also, ich möchte ein Restaurant eröffnen. Direkt neben dem Leuchtturm. Ein von dem Leuchtturm inspiriertes Restaurant, du weißt schon – Sand, Wind, Schiffsutensilien, bunte Lichterketten. Eine Menge Fisch auf der Karte. Das volle Programm …«
    »Und du als Chef?«
    Er nickte und lächelte mich schüchtern an.
    »Dann möchte ich mit dem Geld, das ich mit dem Restaurant verdiene, den Leuchtturm meines Dads restaurieren und wer weiß … ihn vielleicht in ein Gasthaus verwandeln, Bed-and-Breakfast zum Beispiel. Leuchttürme sind definitiv eine gefährdete Spezies, aber die Geschichten, die dahinter stehen, die ganze Idee, einen sicheren Hafen zu suchen und zu finden, Schutz vor dem Sturm, ein Leuchtfeuer in der Mitte …« Er sah mich an und zwinkerte mir zu. »Die Leute werden einfach darauf abfahren. Und ich werde mit einer Kasse und einem Kreditkarten-Gerät da sein.«
    »Du machst Witze, aber es ist ein großartiger Traum.«
    »Ich werde ihn wahr machen.«
    »Da hab ich keine Zweifel«, sagte ich. Der Raum wurde irgendwie wärmer und wärmer. Während er über das Restaurant und über das Restaurieren des Leuchtturms sprach, strahlte er wie der East River am vierten Juli. Doch plötzlich veränderte sich sein Gesicht.
    »Gott, ich fühle mich furchtbar. Ich spreche hier über meine Träume, und du kannst dich an deine nicht einmal erinnern. Und das ist meine Schuld!«
    Ich fühlte mich wieder einmal unwohl. Da war er, der perfekte Typ, und da war
ich
, total verknallt in ihn, und hoffte, dass er ebenfalls in mich verknallt war … und das alles basierte auf einer Lüge. Er fühlte sich wegen des Unfalls schuldig, und ich fühlte mich noch schuldiger, weil ich ihn anlog. Das war großartig. Wir waren beide völlig von Schuldgefühlen zerfressen und konnten nichts dagegen tun. Genauer gesagt: Ich konnte nichts dagegen tun. Am liebsten hätte ich gesagt: »Oh, übrigens, die ganze Amnesie-Geschichte ist eine Lüge. Mir geht es gut.« Aber ich wartete noch auf den richtigen Moment.
    »Ach, hör auf«, sagte ich und versuchte es herunterzuspielen. »Ich bin sicher, dass ich meine Erinnerungen bald wiederbekomme. Wirklich. Lass uns nicht darüber reden. Komm schon … Wie willst du deinen Traum verwirklichen? Erzähl mir alles.« Er sah gequält aus. Ich zog meine Augenbrauen hoch und nickte ermutigend, um zu sagen: Ich interessiere mich wirklich dafür! Das hier ist keine belanglose Plauderei. Ich möchte alles darüber wissen!
    »Gut«, sagte er, während er sich näher an den Tisch lehnte, »ich habe hart gearbeitet und jahrelang gespart. Es sieht ganz gut aus. Ich habe genug Geld, um einen großen Batzen anzuzahlen, und für den Rest kann ich bei dem günstigen Zinssatz, den wir im Moment haben, einen Kredit aufnehmen. Die Pläne für das Restaurant sind so weit fertig, dass es losgehen kann. Entwürfe, Design, das Budget, die Speisekarte. Ich hoffe, Anfang nächsten Jahres loslegen zu können.«
    »Das könnte riesig

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