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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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ich.
    „Dodo!“, meldete sich Strom-Tom aus meinem Magen. „Dodo, hier kommt so komisches Zeug an!“
    „Wie meinst du das?“, fragte ich und schnalzte mit der Zunge. Der säuerliche Geschmack in meinem Mund wurde immer intensiver.
    „Sieht aus wie … wie Öl, oder so!“
    „Wie Öl?“, fragte ich verwirrt.
    „Der Löffel!“, rief Elenor aufgeregt. „Dodo, sieh doch! Der Löffel!“
    Erst jetzt entdeckte ich die Veränderung. Die Stelle, an der ich geleckt hatte, war nicht mehr gelb-rot gestreift, sondern pechschwarz. Als wäre die Farbe abgegangen.
    „Das ist nicht der richtige Löffel …“, sagte ich benommen.
    Ein tiefes, schweres Lachen brach über uns herein. „Dachtest du wirklich, ich würde es dir so einfach machen?“, fragte der Mann, und der Ohrensessel ächzte unter seinem Gewicht. „Du musst noch viel lernen, mein Junge!“
    Elenor piepste etwas, das ich nicht verstand. Es klang wie „Dodo, Dodo!“. Dann trat die Schwärze des Löffels vor meine Augen, und es wurde still um mich herum.

Was ist passiert?

    Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Rücken. Der Boden unter mir war hart, dafür war mein Gesicht angenehm warm. Irgendwo über mir zwitscherten Vögel. Ich lauschte in das bunte Piepsen und Trällern. Elenors Stimme war nicht dabei.
    Als meine Zunge sich endlich vom Gaumen gelöst hatte, fragte ich: „Was ist passiert?“
    Aus meinem Rachen stieg der säuerliche Geschmack des schwarzen Löffels empor. Sonst passierte nichts.
    „Strom-Tom? Elenor?“, fragte ich und schluckte sauer.
    Niemand antwortete.
    Ich versuchte, meine Augen zu öffnen und blinzelte, bis mir Tränen über die Wangen liefen. Die Welt auf der anderen Seite meiner Lider war einfach zu grell. Das Licht schien direkt in mein Gehirn zu stechen. Schwerfällig richtete ich mich auf. Mein Kopf hatte die Größe eines Zentnersacks Mehl – und auch dessen Gewicht. Ungelenk wischte ich mir die Augen trocken und versuchte erneut, mich umzusehen. Nach und nach tauchten Schemen durch den Tränenfilm. Unter mir eine grüne Fläche. An den Rändern bunte Muster. Über mir der blaue Himmel. Ich nahm ein weiteres Geräusch wahr: ein tiefes Tuckern, ein vertrautes Grollen – das grüne Monster! Jetzt erkannte ich auch den zur Hälfte gemähten Rasen, die Blumen und den braunen Klotz, der eigentlich der Schuppen war. Kein Zweifel – ich befand mich in Omis Garten! Eine Sekunde später war ich auf den Füßen, schwankte über die Wiese und brüllte: „Omi? Omi, wo bist du?“
    „Und mäh mir schön ordentlich am Rand entlang“, rief Omi mir zu und lachte. „Das letzte Mal hast du die ganzen Brennnesseln abgeschnitten.“
    Ich drehte mich so ruckartig herum, dass ich um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte. „Omi! Wo warst du denn?“ Sie stand mit einem Tablett auf der Terrasse und trug die hellgraue Schürze, die ich im Bildschirmschoner-Raum gefunden hatte. „Wir haben dich überall gesucht!“
    „Hier, mein Junge, mach mal eine kleine Pause.“ Sie stellte das Tablett mit der Kanne und den zwei Tassen auf den Gartentisch. „Ich hab dir extra einen schönen Brennnessel-Tee gemacht.“
    „Was …? Aber …“ Verwirrt sah ich mich im Garten um, ohne jedoch eine Antwort für Omis seltsames Verhalten zu finden. „Was ist mit dir passiert?“
    „Der wird dich beruhigen“, fuhr Omi fort und goss Tee in die Tassen.
    Ich stolperte ins Blumenbeet vor der Terrasse und glotzte verstört zu Omi hinauf.
    „Zu viel Ruhe kann nie schaden“, sagte sie und sah zur Treppe hinüber, obwohl da überhaupt niemand war. „Das haben auch immer deine Eltern –“
    Es knisterte. Omi verstummte und presste die Hände auf ihren Bauch.
    „Strom-Klaus!“, rief ich. „Das ist Strom-Klaus! Der ist in dir drin, Omi!“
    Sie reagierte nicht. Wahrscheinlich verstand sie gar nicht, wovon ich redete.
    „Strom-Klaus, hör sofort auf, meine Omi unter Strom zu setzen!“, brüllte ich ihre Schürze an.
    „Ist schon gut“, sagte Omi immer noch in Richtung der Treppe gewandt. Sie schien mich gar nicht wahrzunehmen. „Mach dir keine Sorgen. Das brennt immer nur ganz kurz. Geht gleich schon wieder.“
    „Das sind keine Magenkrämpfe!“, rief ich verzweifelt. „Da ist ein kleines Männchen in deinem Bauch, das dir Stromschläge gibt, immer wenn du von meinen Eltern redest!“
    Schwerfällig setzte sich Omi in einen der Gartenstühle. „Ach, Dodo … das erzähle ich dir später. Mir geht‘s gerade nicht so gut. Mach bitte noch

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